MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Online-Immobilienmarktplatz Scout24 (Immoscout24) will mit Dienstleistungen über das reine Anzeigengeschäft hinaus in den kommenden Jahren weiter wachsen. 2022 soll sich das Wachstum im Vergleich zu 2021 beschleunigen, der Umsatz soll um elf bis zwölf Prozent steigen. Das Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) soll dabei um sechs bis acht Prozent zulegen. "Auch über das Jahr 2022 hinaus wollen wir unsere Umsatzerlöse im zweistelligen Prozentbereich steigern. Dabei wird sich das Ergebniswachstum wieder beschleunigen", sagte Finanzchef Dirk Schmelzer laut Mitteilung vom Donnerstag anlässlich eines Kapitalmarkttages.

So rechnet das Management bis 2026 mit einem durchschnittlichen Wachstum von zwölf Prozent pro Jahr. Beim operativen Ergebnis sollen es pro Jahr plus 13 Prozent Zuwachs sein, wobei Scout24 für 2023 mit etwas mehr rechnet und 13 bis 15 Prozent Ergebnisplus einplant. Zum Vergleich: Für das laufende Jahr ist ein Anstieg von rund neun Prozent eingeplant. Erst kürzlich hatte der Konzern allerdings seine Margenprognose etwas gesenkt, da die jüngsten Zukäufe wie vermiete.de und Propstack bisher noch nicht so profitabel sind.

An der Börse stießen auch die neuen Prognosen am Donnerstag auf wenig Begeisterung: Die Papiere weiteten ihre anfänglichen Verluste aus und sackten bis auf 53,20 Euro ab, womit sie nicht nur MDax -Schlusslicht waren, sondern auch den tiefsten Stand seit April 2020 markierten. Zuletzt stand noch ein Minus von knapp acht Prozent auf 54,70 Euro zu Buche.

Das angestrebte Umsatzwachstum liege zwar über den Erwartungen, doch das operative Ergebnisziel (Ebitda) bleibe etwas dahinter zurück, schrieb Analyst Marcus Diebel von der US-Bank JPMorgan in einer ersten Reaktion. In den kommenden Jahren rechne er aber mit steigenden Ergebnissen, und auch die mittelfristig angestrebte Umsatzsteigerung im zweistelligen Prozentbereich liege über den Konsensschätzungen.

Oberste Priorität haben laut einer Präsentation zum Investorentag auch in Zukunft beim Konzern Investitionen in das Wachstum. Mögliche Zukäufe werde das Unternehmen mit dem Blick auf Wertzuwachs tätigen. Hierfür will der Konzern rund eine Milliarde Euro bereithalten. Die bisherige Ausschüttungsquote von 30 bis 50 Prozent des bereinigten Nettogewinns als jährliche reguläre Dividende werde beibehalten. Überschüssige Barmittel sollen zudem über Aktienrückkäufe ausgeschüttet werden - erst kürzlich hatte das Unternehmen den Rückkauf von weiteren Aktien für bis zu 200 Millionen Euro angekündigt.

Im Tagesgeschäft setzt der Online-Marktplatz künftig beispielsweise auf verbesserte Vermarktungsmöglichkeiten für Makler, die Erweiterung des Geschäfts mit der Vermittlung von Baufinanzierungen oder die beschleunigte Einführung von Mietverwaltungslösungen setzen. Mit den Produkten, die der Konzern verstärkt ausrolle,werde künftig ein deutlich größerer Markt adressiert, hieß es von Scout24 weiter.

Unter anderem will Scout24 die Zahl der bezahlten Mitgliedschaften für Mieter und Käufer kräftig ankurbeln. Diese sind mit gewissen Vorteilen verbunden, wie etwa dem Zugang zu exklusiven Vorverkaufsangeboten. Bis 2026 soll bei den Mitgliedschaften laut einer Präsentation zum Investorentag die Zahl der monatlich aktiven Nutzer auf mehr als 400 000 ausgebaut werden. Zum Vergleich: Im vergangenen September lag die Zahl bei 236 000. Auch bei den angeschlossenen Maklern führt das Unternehmen derzeit ein Mitgliedschaftsmodell ein.

Während Scout24 für dieses Makler-Modell mit einem Umsatzwachstum zwischen vier bis sechs Prozent bis zum Jahr 2026 plant, verspricht sich das Management um Konzernchef Tobias Hartmann künftig noch weitaus höheres Wachstum von rund einem Fünftel jährlich über die Hypothekenvermittlung. Die aktiv begleitete Vermittlung von Hausverkäufen über Plattformen wie Immoscout24 oder Immoverkauf24 soll bis 2026 sogar um jährlich 30 bis 40 Prozent zulegen.

Scout24 war 2014 von der Deutschen Telekom an die Finanzinvestoren Hellman & Friedman (H&F) und Blackstone verkauft worden. Diese brachten das Unternehmen 2015 für 30 Euro je Aktie an die Börse. Nur ein paar Jahre später wäre Scout24 beinahe wieder vom Kurszettel verschwunden. Doch der Finanzinvestor Hellman & Friedman, der das Unternehmen zurückkaufen wollte, scheiterte im Frühjahr 2019 mit seinem Gebot für 46 Euro je Aktie.

Ende des gleichen Jahres kam der Finanzinvestor dann bei seiner früheren Tochter dennoch zum Zuge - zumindest zum Teil. Für knapp drei Milliarden Euro ging die Autovermittlungsplattform AutoScout24 dann eben doch an H&F. Seitdem konzentriert sich Scout24 auf das Geschäft mit Immobilien./tav/men/mis

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AXC0331 2021-12-02/16:38

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