Der vor seinem Börsendebüt stehende Energiekonzern Siemens Energy prüft zusätzliche Einsparungen, um seine Profitabilität zu steigern. Im Blick steht zunächst die Sparte Gas and Power, die unter anderem das Kraftwerksgeschäft beinhaltet. Neben den bereits geplanten Einsparungen von 1 Milliarde Euro bis 2023 will Siemens Energy zusätzlich möglichst über 300 Millionen Euro brutto realisieren, wie das Unternehmen am Dienstag auf einem Kapitalmarkttag in München mitteilte. Bereits in den vergangenen Jahren hatte Siemens das seit längerem schwächelnde Kraftwerksgeschäft einem harten Sparkurs unterzogen und mehrere tausend Stellen gestrichen.

"Ich bin nicht zufrieden mit der Profitabilität", sagte Konzernchef Christian Bruch bei der online abgehaltenen Veranstaltung. So will er die Struktur des Unternehmens verschlanken und Komplexität herausnehmen. Dazu gehört neben der Verbesserung der Betriebsabläufe ein zentraler Einkauf bei Gas and Power sowie eine Verbesserung im Projektgeschäft. So will das Unternehmen defizitäre Projekte schrittweise auslaufen lassen und bei neuen Aufträgen selektiver und weniger risikoreich vorgehen.

Diese Schritte drücken auf das Geschäftswachstum. So soll der Umsatz in den kommenden drei Jahren im Schnitt stabil bleiben oder höchstens um drei Prozent wachsen, wie Finanzchefin Maria Ferraro sagte. Die Profitabilität soll hingegen deutlich steigen. Für den Konzern, zu dem auch die Mehrheitsbeteiligung an dem ebenfalls börsennotierten Windanlagenbauer Siemens Gamesa gehört, strebt Siemens Energy eine bereinigte operative Marge (Ebita) vor weiteren Sondereffekten von 6,5 bis 8,5 Prozent im Geschäftsjahr 2023 an, verglichen mit pro forma rund 5 Prozent im vergangenen Jahr.

Für das Ende September auslaufende Geschäftsjahr 2020 erwartet Siemens Energy einen deutlichen Rückgang, bedingt unter anderem durch die Corona-Pandemie sowie Probleme bei Siemens Gamesa. Die bereinigte Ebita-Marge sieht Ferraro zwischen minus einem und plus einem Prozent. In den ersten neun Monaten hatte der neue Konzern unter dem Strich hohe Verluste geschrieben. Der Umsatz dürfte um zwei bis fünf Prozent zurückgehen.

Handlungsbedarf sieht Unternehmenschef Bruch auch bei den Standorten - derzeit 75. Diese Zahl dürfte mittelfristig sinken. Dazu kündigte der frühere Linde-Manager "harte Entscheidungen" zu "unterdurchschnittlich laufenden Bereichen" an - ohne näher auf diese namentlich einzugehen. Hier kann er sich auch Partnerschaften oder Schließungen vorstellen, sollten diese Geschäftsbereiche nicht auf Kurs zu bringen seien.

Als Kern sieht Bruch das Servicegeschäft. Dieses verspricht stabilere Renditen - und das dauerhaft. Bei Gas and Power macht es derzeit 42 Prozent des Umsatzes aus und soll ausgebaut werden. Dagegen steht das Kohlegeschäft zur Disposition. Bis Ende des Jahres soll über einen Ausstieg entschieden werden, so Bruch.

Siemens Energy soll ab 28. September an der Börse notiert werden. Siemens hat das Geschäft mit einem Jahresumsatz von 28,8 Milliarden Euro ausgegliedert und reicht mit 55 Prozent die Mehrheit an die Siemens-Aktionäre weiter. Bei der AG verbleiben lediglich 35,1 Prozent. Siemens will den Anteil weiter senken, aber zunächst Ankeraktionär bleiben, wie der stellvertretende Vorstandsvorsitzende und designierte Siemens-Chef Roland Busch bekräftigte. Die restlichen 9,9 Prozent liegen künftig beim Siemens-Pensionsfonds. Siemens will sich verstärkt auf das Geschäft mit der Digitalisierung konzentrieren./nas/stw/he

 ISIN  DE0007236101  ES0143416115

AXC0240 2020-09-01/15:27

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