MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Laborspezialist Synlab hat seine Ziele für das Jahr 2023 wegen einer geringeren Nachfrage und niedrigeren Preisen bei seinen Corona-Tests nach unten korrigiert. Der ohnehin schon in Aussicht gestellte Rückgang von Umsatz und operativem Gewinn dürfte entsprechend noch stärker ausfallen als bisher vermutet. In der Folge will Europas größter Labordienstleister auch das geplante Budget für Zukäufe drastisch reduzieren. Die enttäuschten Investoren schickten die Aktie am Dienstag auf Talfahrt.

Kurz nach dem Handelsbeginn ging es für das im Nebenwerteindex SDax notierte Papier um 17,6 Prozent abwärts. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Aktie im Einklang mit dem abflauenden Corona-Rückenwind ordentlich Federn gelassen. Mit inzwischen nur noch 8,48 Euro liegt der Kurs weit unter dem Ausgabepreis von 18 Euro zum Börsengang im April 2021 - sieben Monate später hatte der Anteilsschein sein bisheriges Hoch bei 25 Euro erreicht, danach aber ging es kontinuierlich abwärts.

Nach Einschätzung von Analyst David Adlington von der US-Investmentbank JPMorgan gibt es nach der Gewinnwarnung vorerst keinen gewichtigen Grund, in die Aktie einzusteigen. Er rechnet auf kurze Sicht damit, dass der Kurs noch um mehr als 15 Prozent zurückfallen wird. Synlab habe seine bisherige Umsatzprognose für 2023 um zehn Prozent gesenkt, ergebnisseitig sogar um bis zu 30 Prozent, dies könnte entsprechende Kürzungen bei den Markterwartungen nach sich ziehen, schrieb der Branchenkenner in einer ersten Reaktion auf die Ankündigungen von Synlab.

Der Vorstand stellt für 2023 nunmehr einen Erlös in Höhe von 2,7 Milliarden Euro in Aussicht. Das ist ein Zehntel weniger als bislang erwartet, wie das Unternehmen am Montagabend nach Börsenschluss in München mitgeteilt hatte. Davon dürften nur noch 16 bis 18 Prozent als bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) hängen bleiben. Bislang hatte der Vorstand an beiden Enden der Margenspanne zwei Prozentpunkte mehr erwartet.

"Im Januar 2023 haben wir ein geringeres Covid-19-Testvolumen verzeichnet. Darüber hinaus sind die Covid-19 PCR-Preise in einigen unserer Schlüsselmärkte bereits gefallen oder werden voraussichtlich fallen", kommentierte Konzernchef Mathieu Floreani laut Mitteilung. In der Folge habe die Jahresprognose angepasst werden müssen.

Für das laufende Jahr schraubt der Vorstand zudem seine Gelder für potenzielle Übernahmen deutlich herunter. Das ursprüngliche Budget von 200 Millionen Euro sei in etwa halbiert worden, hieß es. Damit wolle das Unternehmen gegensteuern und versuchen, die Produktivität des Vor-Corona-Niveaus zu erreichen.

Bereits im vergangenen Jahr entwickelten sich Umsatz und operativer Gewinn rückläufig. Für 2022 erlöste Synlab auf Basis vorläufiger Zahlen rund 3,25 Milliarden Euro und damit rund 13,6 Prozent weniger als im Vorjahr.

Allerdings ging der Umsatz mit Corona-Tests bereits im vergangenen Jahr deutlich nach unten: Erwirtschaftete Synlab 2021 noch rund 1,6 Milliarden Euro mit seinen Covid-Produkten, war es vergangenes Jahr nur noch etwa die Hälfte. Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte machte sich die sinkende Nachfrage bemerkbar, dabei verbilligte sich der Preis für einen PCR-Test im Abschlussquartal spürbar. Abseits des Corona-Geschäfts konnte Synlab indes zulegen, das Wachstum aus eigener Kraft habe hier sechs Prozent betragen, hieß es weiter.

Für 2022 erreichte der Konzern eine bereinigte operative Marge (bereinigte Ebitda-Marge) von rund 23 Prozent nach 32,1 Prozent im Vorjahr. Dies sei auf auch auf einmalige Kosten hauptsächlich durch das Corona-Segment im vierten Quartal zurückzuführen, hieß es. Damit lag die Marge unter den Zielen des Managements, während der Umsatz leicht besser als anvisiert herauskam. Dass die Marge nicht noch schlechter ausfiel, hatte Synlab bereits im vergangenen Jahr unter anderem auch Einsparungen in Höhe von 25 Milliarden Euro zu verdanken./tav/ngu/mne/tih

 ISIN  DE000A2TSL71

AXC0105 2023-02-07/09:44

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