Der Aufsichtsrat von Volkswagen will am Freitag die geplanten Investitionen des weltgrößten Autoherstellers über die nächsten fünf Jahre beschließen. Am Vormittag beraten die Mitglieder des Kontrollgremiums über das entsprechende Vorstandskonzept. Danach (14.30 Uhr) wollen der Vorsitzende Hans Dieter Pötsch sowie Betriebsratschef Bernd Osterloh und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) als Mitaufseher zusammen mit Konzernchef Herbert Diess Einzelheiten in einer Pressekonferenz erläutern. Thema der Sitzung zuvor dürfte auch die Führung der VW -Tochter Audi sein.

Im vergangenen Jahr hatte die VW-Spitze für den bevorstehenden Fünfjahreszeitraum fast 44 Milliarden Euro allein für E-Mobilität, autonomes Fahren, Mobilitätsdienste und Digitalisierung auf den Weg gebracht. Das war etwa ein Drittel der verplanten Gesamtmittel. Für die Periode 2020 bis 2024 wird nun mit weiteren Zuwächsen gerechnet.

Einige Schwerpunkte sind schon bekannt. So will der Konzern nach dem Umbau des Werks Zwickau für die Produktion von E-Autos der ID-Serie als Nächstes die Fabriken in Emden und Hannover "transformieren". Der bisher in Emden produzierte Passat soll - ebenso wie der Skoda Superb

- in das geplante neue Werk in der Türkei verlagert werden. Hier

liegt die endgültige Entscheidung über eine Fabrik nahe Izmir seit den türkischen Militäraktionen in Nordsyrien allerdings weiter auf Eis.

Auch in China und in den USA sollen Werke zumindest teilweise von der Verbrenner- auf die Elektrofertigung umgestellt werden. Mit den beiden chinesischen Joint-Venture-Partnern FAW und SAIC sind große Investitionen vorgesehen. Kern der gesamten "E-Offensive" ist der sogenannte Modulare Elektrobaukasten (MEB), der in immer mehr Fahrzeugvarianten standardisiert zum Einsatz kommen soll. Das Werk Chattanooga (US-Bundesstaat Tennessee) bekommt eine Montagelinie für den MEB, ab 2022 sollen hier auch E-Autos entstehen. Volkswagen gibt dafür 800 Millionen Dollar aus, etwa 1000 Jobs werden geschaffen.

Die Gesamtzahl der Elektromodelle im Konzern soll bis zum Jahr 2028 schrittweise auf etwa 70 steigen. Bisheriges Ziel war es, bis 2023 mehr als 30 Milliarden Euro in die Elektrifizierung sowie weitere 14 Milliarden Euro in Vernetzung und Assistenzsysteme zu stecken.

Der VW-Aufsichtsrat könnte am Freitag zudem den Ex-BMW -Vorstand Markus Duesmann zum neuen Audi-Chef berufen. Da BMW den Manager schon im April 2020 ziehen lasse, könnte er dann die Führung des Autobauers in Ingolstadt übernehmen, hieß es aus Branchenkreisen. Diess hatte den einstigen BMW-Einkaufsvorstand schon 2018 aus München abgeworben. Sein Vertrag verbietet Duesmann eigentlich, vor Oktober 2020 für einen Konkurrenten zu arbeiten - es sei denn BMW gibt ihn vorzeitig frei. Was mit dem amtierenden Audi-Chef Bram Schot geschieht, ist unklar.

Neben den reinen Sachinvestitionen waren bei Volkswagen zuletzt auch die Ausgaben für Forschung und Entwicklung ein großer Posten in der Finanzplanung. In der Produktion will VW insgesamt effizienter werden, auch um so weitere Mittel für die neuen Geschäfte zur Verfügung zu haben. Denn gleichzeitig kosten das Umbauprogramm "Zukunftspakt" und die Bewältigung der Dieselkrise viel zusätzliches Geld. Für die Folgen der Dieselaffäre hat das Unternehmen inzwischen bereits rund 30 Milliarden Euro verbucht./jap/DP/zb

 ISIN  DE0005190003  DE0006757008  DE0007664039

AXC0046 2019-11-15/06:50

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