Die zweite Corona-Welle und Lockdowns in vielen Ländern belasten die deutsche Chemie- und Pharmabranche. Nach einer Erholung im dritten Quartal haben sich die Aussichten wieder eingetrübt, teilte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) am Mittwoch mit. Der Branche stehe ein schweres Schlussquartal bevor, sagte VCI-Präsident Christian Kullmann in Frankfurt. "Auch wenn der Auftrieb in der Industrie stark war, droht durch Corona ein neuer Dämpfer. Die Bundesregierung muss verhindern, dass es zu dauerhaften wirtschaftlichen Schäden kommt."

Angesichts steigender Corona-Infektionen befindet sich nicht nur Deutschland im Teil-Lockdown, auch Länder wie Italien und Frankreich haben das öffentliche und wirtschaftliche Leben heruntergefahren. Das dürfte der Erholung einen deutlichen Dämpfer geben, so der VCI. Quarantänemaßnahmen, gestörte Lieferketten und stornierte Aufträge dürften die Geschäfte erneut belasten. "Der Optimismus des Sommers ist verflogen". Bei Chemieprodukten wie Seifen, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln dürfte hingegen die Nachfrage wieder anziehen.

Im laufenden Jahr erwartet die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie unverändert einen Umsatzeinbruch um sechs Prozent auf 186,4 Milliarden Euro. Gemessen am Vorjahr dürfte die Produktion um drei Prozent sinken und die Preise um zwei Prozent, glaubt der VCI.

Im dritten Quartal hatte sich die wichtige deutsche Industriebranche mit 464 000 Beschäftigten vom Corona-Einbruch im ersten Halbjahr erholt. Vor allem die konjunktursensible Chemie profitierte von einer höheren Nachfrage der Industrie gerade in Deutschland, aber auch bei Kunden im europäischen Ausland. Die Produktion stieg um 1,9 Prozent zum Vorquartal, der Umsatz wuchs um 2,8 Prozent auf knapp 44 Milliarden Euro - auch dank leicht steigender Erzeugerpreise. Das Vorjahresniveau sei aber noch nicht erreicht, betonte der Verband.

Die konjunktursensible Chemieindustrie leidet schon länger unter einer schwachen Industrienachfrage und globalen Handelskonflikten. Vor allem die Krise der Autohersteller, die etwa Lacke, Kunststoffe und Reifen von der Chemieindustrie beziehen, belastet die Branche schwer. Schwergewichte wie BASF reagieren mit dem Abbau Tausender Stellen. Die Pharmaindustrie erwies sich dagegen bisher als Stabilitätsanker./als/mne/jha/

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AXC0201 2020-11-11/12:48

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