Die wichtigsten europäischen Aktienindizes
sind in einem flauen Handel zum Wochenschluss wieder unter Druck
geraten. Nachdem am Donnerstag erfreuliche US-Arbeitsmarktdaten noch
eine Rally ausgelöst hatten, machten Anleger am Freitag nun Kasse.
Insgesamt aber bewegte sich das Geschehen in ruhigen Bahnen, da die
New Yorker Wall Street wegen der Feierlichkeiten rund um den
morgigen Unabhängigkeitstag geschlossen geblieben war.
Der EuroStoxx 50 fiel um 0,77 Prozent auf 3294,38
Punkte. Auf Wochensicht aber ergibt sich für den Leitindex der
Eurozone ein Plus von 2,82 Prozent. In Paris sank der französische
Leitindex Cac 40 am Freitag um 0,84 Prozent auf
5007,14 Punkte. In London ging es für den FTSE 100
("Footsie") um 1,33 Prozent auf 6157,30 Zähler abwärts.
Derweil blickten die Anleger zum Wochenschluss wieder mit Sorgen gen
USA. Das Land kämpft weiter mit einem dramatischen Anstieg der
Corona-Fälle. Mit rund 52 300 Neuinfektionen binnen 24 Stunden wurde
laut Zahlen der Johns-Hopkins-Universität am Donnerstag (Ortszeit)
ein neuer Höchststand erreicht. Präsident Donald Trump versuchte zu
beschwichtigen: Er begründete den rasanten Anstieg damit, dass
weitaus mehr auf das Virus getestet werde. Kritiker teilen Trumps
Erklärung nicht und verweisen unter anderem auf eine steigende Zahl
von Krankenhauseinweisungen. Sie werfen dem Präsidenten vor, das
Infektionsgeschehen herunter zu spielen.
Aus Branchensicht gab es europaweit fast nur Verlierer. Die
deutlichsten Einbußen verzeichnete der Konsumgütersektor
, der um 1,63 Prozent absackte. Ins Plus schafften es
lediglich die Aktien aus dem Reise- und Freizeitsektor
und aus der Technologiebranche , die um
0,29 beziehungsweise 0,07 Prozent zulegten. Die Tech-Werte ließen
sich vom guten Lauf der Nasdaq-Börsen in den USA inspirieren, die am
Donnerstag neue Rekorde aufgestellt hatten.
Klares Schusslicht im "Footsie" waren die Papiere von Rolls-Royce
, die um rund zehn Prozent einknickten. Der
Triebwerksbauer sondiert Wege, um an Kapital zu kommen. Der Konzern
"prüfe eine Reihe möglicher Optionen, um seine Bilanz zu stärken",
hieß es. Die Anleger spekulierten dabei auch über eine
Kapitalerhöhung. Ein solcher Schritt wird in der Regel negativ
bewertet, da dadurch der Gewinn je Aktie verwässert wird.
Der Schweizer Nahrungsmittelhersteller Nestlé zieht
sich aus einem Teil seines Wassergeschäfts in Nordamerika zurück.
Den Besitzer wechseln werden auch zwei Fabriken sowie eine Quelle
von Nestlé. Finanzielle Angaben wurden keine gemacht. Überraschend
waren diese Nachrichten aber nicht, da der Konzern nur umsetzt, was
er im Prinzip bereits angekündigt hatte. Die Aktien reagierten daher
auch kaum und gaben um marktkonforme 0,6 Prozent nach.
Auf ein neues Rekordhoch kletterten indes die Anteilsscheine des
Bezahldienstleisters Adyen in Amsterdam bei 1357,50
Euro. An diesem Freitag hatte sich JPMorgan sehr positiv geäußert
und das Kursziel von 920 auf 1590 Euro angehoben. Die Aktien des
Bezahldienstleisters zählten weiter zu den bevorzugten Werten der
US-Bank, auch wenn nach der jüngst deutlichen Kurssteigerung
kurzfristig wohl der Deckel drauf sei. Doch die wirtschaftliche
Erholung, die Zusammenarbeit mit Ebay und der Trend
zum Online-Handel spielten Adyen langfristig in die Karten. Die
Anteilsscheine gingen rund ein Prozent höher aus dem Handel.
Die Papiere der Online-Apothekengruppe Zur Rose
stiegen in Zürich zwischenzeitlich auf einen Höchststand von 287,50
Franken. Zu diesen Aktien hatte sich die Bank Baader Helvea positiv
geäußert und das Kursziel von 240 auf 320 Franken angehoben. Höhere
Verkaufserwartungen angesichts des allgemein stark laufenden
Online-Handels wurden als Grund genannt. Die Papiere schlossen gut
acht Prozent im Plus./la/fba
ISIN GB0001383545 FR0003500008 EU0009658145
AXC0293 2020-07-03/18:43
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