Die Anleger am deutschen Aktienmarkt trauen sich am Mittwoch wieder auf das Parkett. An einem Tag mit Zahlen vieler Unternehmen, die in der Tendenz eher positive Nachrichten brachten, holte der Dax seine Vortagsverluste wieder mehr als auf. Er baute seine Gewinne aus, indem er gegen Ende der ersten Handelsstunde um 1,00 Prozent auf 12 727,47 Punkte stieg. Der MDax legte um 1,09 Prozent auf 26 850,20 Zähler zu. Auf europäischer Bühne gewann der EuroStoxx auch etwa ein Prozent.

"Die Bullen behalten auf dem Frankfurter Börsenparkett die Oberhand", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader. Im Falle der rekordhohen Vonovia-Aktien und der Deutschen Post kamen die Ergebnisse zweier Dax-Konzerne dabei sehr gut an, im Falle von BMW jedoch weniger gut.

Neben der Quartalsberichtssaison bleiben die Spannungen zwischen China und den USA sowie die Furcht vor einer erneuten Corona-Welle die bestimmenden Themen. Auch bei den Diskussionen im US-Kongress über weitere Konjunkturhilfen in der Corona-Krise tickt die Zeit. Wie groß das Sicherheitsbedürfnis vieler Anleger daher ist, zeigt ein Blick auf den Goldpreis, der neuerdings erstmals über die Marke von 2000 US-Dollar gestiegen ist.

Von einer Befreiung wollen Chartexperten beim Dax denn auch weiter nicht sprechen. In den Augen von Andreas Büchler vom Fachmagazin Index-Radar hat der Leitindex derzeit keinen handfesten Trend. "Und das dürfte auch so bleiben, wenn Marktteilnehmer nicht wenigstens über der nächsten technischen Hürde wieder zugreifen", sagte der Experte. Ein Stabilitätssignal wären seiner Meinung nach erst Kurse oberhalb von 12 750 und 12 850 Punkten.

Vonovia schafften es am Mittwoch mit einem Anstieg um 3,3 Prozent erstmals über die 57-Euro-Marke. Milliardenschwere Zukäufe im Ausland und höherer Mieteinnahmen trieben im bisherigen Jahresverlauf die Gewinnentwicklung von Deutschlands größtem Immobilienkonzern an. Jürgen Graf von der LBBW sprach von einem "sehr guten Halbjahresergebnis".

Für die Deutsche Post ging es immerhin um 2,2 Prozent hoch. Händler lobten die finalen Zahlen für das zweite Quartal als etwas besser als erwartet, vor allem was den erzielten Umsatz betrifft. Laut Daniel Roeska von Bernstein Research zeigt es sich, dass der Post- und Logistikkonzern die Krise gut verkraftet.

Während die Quartalsbilanz der Allianz mit einem Kursplus von 0,4 Prozent weniger spektakulär ausfiel, reagierten die Anleger bei BMW mit einem Minus von 2,4 Prozent besonders enttäuscht. Der Autobauer schlitterte im zweiten Quartal wegen der Coronavirus-Pandemie in die roten Zahlen und verfehlte Experten zufolge die Erwartungen.

Auch in der zweiten Indexreihe gab es zahlreiche Unternehmensberichte. Im Falle der Commerzbank kam das Zahlenwerk sehr gut an, auch wenn das Bankhaus wegen der Corona-Pandemie und der Kosten für den Konzernumbau jetzt mit einem Verlust rechnet. Die Papiere gehörten mit einem Plus von 5,6 Prozent zur Spitzengruppe im MDax.

Hannover Rück jedoch konnte seine Anleger nicht überzeugen, hier ging es für die Papiere um 1,5 Prozent bergab. Das zweite Quartal des Versicherers sei schwächer als erwartet ausgefallen, erklärte der Pareto-Analyst Philipp Häßler in einem ersten Kommentar. Die Aussicht auf hohe Schäden durch die Corona-Krise hat bei dem Rückversicherer zu einem überraschend herben Gewinneinbruch geführt.

Darüber hinaus waren auch Analystenkommentare einen Blick wert. Im Dax litten Fresenius mit 3,3 Prozent unter einem negativen Votum von Jefferies. Für die Fresenius-Tochter FMC gaben die Analysten aus New York zugleich ihre bisherige Kaufempfehlung auf, hier fielen die Papiere um 2,4 Prozent. Derweil blickt die Deutsche Bank jetzt optimistischer auf ProSiebenSat.1 . Hier waren die 6,7 Prozent höheren Papiere der MDax-Spitzenreiter.

Im Tagesverlauf richten sich die Blicke noch auf der Konjunkturseite auf Stimmungsdaten aus dem Dienstleistungssektor sowie auf den ADP-Beschäftigungsbericht in den USA. Den werden Anleger auf Signale für den am Freitag erwarteten offiziellen Arbeitsmarktbericht abklopfen. Laut der Commerzbank dürften die ADP-Daten zeigen, dass die Lage am US-Arbeitsmarkt nach wie vor prekär ist./tih/jha/

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0129 2020-08-05/10:01

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