Neue Sorgen um China und den Handelsstreit mit den USA haben den Anlegern am deutschen Aktienmarkt am Freitag gründlich die Laune verdorben. Nach einem bereits schwachen Vortag rutschte der Dax gleich zum Auftakt unter die Marke von 11 000 Punkten, die er erst zu Wochenbeginn zurückerobert hatte. Nach der ersten Handelsstunde stand im deutschen Leitindex ein Minus von 1,17 Prozent auf 10 936,70 Punkte zu Buche.

Der MDax der mittelgroßen deutschen Werte verlor 0,61 Prozent auf 24 257,61 Zähler. Für den EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone ging es um 1,26 Prozent bergab auf 2868,49 Punkte.

Trotz des jüngsten Rückschlags steuert der Dax derzeit zwar noch auf einen Gewinn für die aktuellen fünf Handelstage zu - vor allem dank des fulminanten Wochenstarts. Ein Ausbruch aus der aktuellen Handelsspanne nach oben sei angesichts der jüngsten Ereignisse für den Dax aber erst einmal kein Thema mehr, glaubt Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

Bereits am Vortag hatte die Wall Street den deutschen Aktienmarkt in die Tiefe gezogen. Weitere Attacken des US-Präsidenten Donald Trump in Richtung Peking im Corona-Streit wurden von Beobachtern als dramatische Zuspitzung der Lage interpretiert. Nun sorgte China für Unruhe. Es nannte angesichts der Corona-Pandemie erstmals seit vielen Jahren kein Wachstumsziel. "Die Ankündigungen des Volkskongresses haben die Anleger richtig verschreckt", erklärte Altmann.

China will zudem noch mehr Kontrolle über Hongkong und plant für die Sonderverwaltungsregion ein eigenes Sicherheitsgesetz. Während Marktteilnehmer neue Unruhen in der ehemaligen britischen Kolonie befürchten, dürfte dies auch die Spannungen zwischen den USA und China weiter verschärfen.

Auf Unternehmensseite war die Nachrichtenlage am deutschen Aktienmarkt unterdessen mehr als dünn. Im Dax gehörten Lufthansa -Papiere zu den wenigen Gewinnern, sie knüpften mit moderaten Aufschlägen von rund einem halben Prozent an den Kurssprung vom Vortag an, als die bevorstehende Rettung durch den Bund die Anleger angezogen hatte.

Am Dax-Ende gaben die wegen des kollabierten internationalen Reiseverkehrs seit Februar abgestürzten Aktien des Triebwerksbauers MTU rund zweieinhalb Prozent nach.

In den hinteren Börsenreihen bewegten einige Analystenstimmen. Aktien von Amadeus Fire reagierten mit einem Abschlag von rund viereinhalb Prozent auf eine Kurszielsenkung durch die britische Investmentbank HSBC. Analyst Antonin Baudry kappte zwar seine Schätzungen für den Anbieter von Buchungssystemen, sieht aber inzwischen ein realistischeres Erholungsszenario.

Ähnlich äußerte sich Metzler-Analyst Stephan Bauer zu den Aussichten für den Autovermieter Sixt , der ebenfalls unter den Folgen der Pandemie zu leiden hat. Bauer sieht "Licht am Ende des Tunnels" und stufte die Papiere deshalb auf "Kaufen" hoch. Die Sixt-Stämme beflügelte das jedoch nur kurz, zuletzt notierten sie noch moderat mit einem halben Prozent im Plus./tav/jha/

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AXC0087 2020-05-22/10:07

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