Vor den wegweisenden Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) sind die Anleger weiter mutig. Stützend wirkt zugleich ein neues Entspannungssignal im Handelskonflikt zwischen den USA und China. Am deutschen Aktienmarkt nahm der Dax am Donnerstag wieder die 12 400-Punkte-Schwelle ins Visier, auch wenn der Sprung darüber noch nicht gelang. Mit ihrer Risikobereitschaft orientierten sich die Anleger auch an den Börsen jenseits des Atlantiks. In den USA und am Morgen auch in Asien wurden überwiegend Kursgewinne verzeichnet.

Im frühen Handel kletterte der deutsche Leitindex um 0,30 Prozent auf 12 395,80 Punkte. Sollte ihm der Sprung über 12 400 Punkte gelingen, wäre dies das erste Mal wieder seit Ende Juli. Für den MDax ging es um 0,40 Prozent auf 26 186,10 Punkte nach oben. Der EuroStoxx 50 legte ebenfalls um 0,40 Prozent zu.

Die Erwartungen an die EZB sind hoch, was auch die aktuelle Börsenrally verdeutlicht: In drei bislang starken Wochen gelang dem Dax die Bodenbildung und er legte um insgesamt mehr als sechs Prozent zu. Auch europaweit gingen die Anleger immer stärker ins Risiko. Die Frage an den Märkten scheint nur noch zu sein, wie weit die EZB ihre bereits sehr expansive Geldpolitik lockert, was Enttäuschungspotenzial bereit hält. Als nahezu gesichert gilt dabei eine Reduzierung des Satzes für Bankeinlagen, der aktuell minus 0,4 Prozent beträgt. Für Finanzinstitute bedeutet das allerdings Strafzinsen, weshalb gleichzeitig über Entlastungen für diese spekuliert wird. Auch ein neues Zinsversprechen und zusätzliche Anleihekäufe werden am Markt als Möglichkeiten diskutiert.

Im Fokus der Anleger steht auch wieder der Handelsstreit. Nachdem China am Mittwoch eine Liste von US-Produkten vorlegte, die von Strafzöllen ausgenommen werden sollen, gingen nun die USA einen Schritt auf China zu. Die für Anfang Oktober angekündigte Anhebung von US-Strafzöllen auf chinesische Importe im Wert von 250 Milliarden US-Dollar soll um zwei Wochen verschoben werden.

Unter den Einzelwerten gaben am Dax-Ende die Aktien der Deutschen Börse um 1,0 Prozent nach. Tags zuvor waren sie allerdings im Zuge einer Übernahmeofferte aus Hongkong für die britische Börse LSE noch auf den höchsten Stand in ihrer Geschichte gesprungen.

Die Vorzüge des Autobauers VW gaben um 0,7 Prozent nach. Neue Vorwürfe in Sachen Abgasmanipulation standen einer optimistischen Studie der britischen Bank Barclays gegenüber. Der Rundfunksender SWR berichtete, dass VW auch in neuere Diesel-Motoren mit der Abgasnorm Euro 6 eine Abschaltsoftware eingebaut habe. Dabei beruft sich der Sender auf vertrauliche VW-Dokumente. Ein VW-Sprecher sagte dazu der Deutschen Presse-Agentur (dpa): Nach aktuellem Stand sei "nichts Illegales passiert". In der Barclays-Studie hatte Analystin Dorothee Cresswell den Technologiewandel hin zu Elektrofahrzeugen in den Blick genommen und sieht VW im europäischen Sektor als den "am besten positionierten" Hersteller an.

Die Aktien von Beiersdorf folgten als drittschwächster Wert mit minus 0,6 Prozent, nachdem sich die Credit Suisse negativ äußerte. Der Markt sei hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit des Nivea-Herstellers und seiner Ausschüttungspolitik zu optimistisch, hieß es.

Im MDax sanken die Anteile von Knorr-Bremse zuletzt um 0,27 Prozent. Der Bremsenspezialist für Züge und Lkw wuchs trotz eines schwieriger werdenden Umfelds im ersten Halbjahr 2019 kräftig weiter. Auch der operative Gewinn zog deutlich an. Die Gesellschaft stellt sich aber auf schwierigere Zeiten ein.

Die Papiere von Dermapharm gewannen 0,8 Prozent. Der Arzneihersteller, der wegen des in Kürze anstehenden übernahmebedingten Ausscheidens von Innogy aus der Dax-Familie am 23. September doch noch in den SDax aufsteigt, gab Halbjahreszahlen bekannt./ck/jha/

 ISIN  DE0008469008  DE0008467416

AXC0090 2019-09-12/09:56

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