Eine vorerst beendete Party an den US-Börsen und reichlich Gegenwind bei den Unternehmen lassen Anleger am Donnerstagmorgen auf die Bremse treten. Eine Stunde nach Handelsbeginn gab der deutsche Leitindex Dax mit 12 272,27 Punkten um 0,56 Prozent nach. So niedrig war der Stand zuletzt vor drei Wochen. Ein Großteil der Verluste geht dabei auf das Konto des Dax-Schwergewichts SAP , dessen jüngste Quartalsergebnisse für Enttäuschung sorgten. Der MDax für mittelgroße Werte driftete mit 25 787,60 Punkten um 0,55 Prozent ins Minus. Beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,41 Prozent nach unten.

"Die Märkte kippen wieder in Richtung schwächeres Wirtschaftswachstum", schrieb Analyst Michael McCarthy vom Broker CMC Markets. Er verwies auf Japan, wo die Exporte im Juni zum siebten Mal in Folge zurückgingen. Doch auch in den USA war am Vortag nicht viel zu holen. Auf der Stimmung lasteten unter anderem das nachbörsliche Kursminus der Aktien von IBM nach Quartalszahlen, sowie der nachbörsliche Kurseinbruch von Netflix . Der Streaming-Riese konnte im jüngsten Geschäftsquartal deutlich weniger Abonnenten für sich gewinnen, als ursprünglich angepeilt. Wie es mit dem US-Tech-Markt weitergeht, wird sich am Donnerstagabend mit einem neuen Zahlenwerk von Microsoft zeigen.

Hierzulande häufen sich indes weiter die Gewinnwarnungen. Nachdem BASF und Daimler bereits in der vergangenen Woche mit Blick auf ihre Jahresziele zurückgerudert waren, gesellte sich am Dienstag erst noch der Chemikalienhändler Brenntag und nun Heidelberger Druck dazu. Der zuletzt maue Geschäftsverlauf bei dem Druckmaschinenhersteller habe unter dem Einfluss zunehmender Investitionszurückhaltung und einer entsprechenden Umsatzverschiebung gestanden, hieß es in einer entsprechenden Mitteilung. Kurz nach Börsenstart landete die Aktie mit einem Minus von 14,47 Prozent weit abgeschlagen auf dem letzten Platz im SDax für kleine Werte.

Bei Europas größtem Softwareanbieter SAP hatten zudem höhere Ausgaben für ein laufendes Abfindungsprogramm und die aktienbasierte Vergütung den Gewinn im zweiten Quartal geschmälert. Unterm Strich ging das Ergebnis des schwersten Dax-Wertes um 19 Prozent auf 582 Millionen Euro zurück. Der Umsatz kletterte allerdings hauptsächlich dank des boomenden Cloudgeschäfts um 11 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Die Prognosen bestätigte der Konzern. Die Aktie brach kurz nach Handelsbeginn um 6,15 Prozent ein und war damit größter Verlierer im Dax.

Im MDax verloren die Titel von Hochtief mehr als 11 Prozent und waren damit so günstig wie seit Anfang 2016 nicht mehr. Zudem ging es auch bei 1&1 Drillisch nach einer negativen Einschätzung der australischen Investmentbank Macquarie um 4,60 Prozent nach unten. Der mögliche Aufbau eines vierten Mobilfunknetzes in Deutschland durch die United-Internet-Tochter könnte die Renditen aller Anbieter beeinträchtigen, schrieb Analyst Guy Peddy in einer am Mittwoch vorliegenden Branchenstudie. Positiv könnte sich allerdings eine gemeinsame Nutzung von Netzen und Bandbreiten auswirken, wobei Telefonica Deutschland in diesem Punkt am besten aufgestellt sei. Peddy stufte die Aktien der O2-Marke somit von "Neutral" auf "Outperform". Sie legten zum Handelsbeginn um 1,59 Prozent zu./kro/fba

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0100 2019-07-18/10:02

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.