Der deutsche Aktienmarkt hat sich nach
Erholungsgewinnen am Vortag zum Wochenschluss weiter stabilisiert.
Allerdings bröckelten die Gewinne am Freitag im Handelsverlauf etwas
ab: War der deutsche Leitindex zur Eröffnung noch um fast 7 Prozent
gestiegen, so ging er letztlich mit einem Plus von 3,70 Prozent auf
8928,95 Punkte ins Wochenende. Am Vortag hatte der Dax
um zwei Prozent zugelegt. Insgesamt jedoch ergibt
sich für die vergangenen fünf Handelstage angesichts der andauernden
Verunsicherung durch die Coronavirus-Krise immer noch ein Verlust
von 3,3 Prozent.
Seit Ausbruch der Panik über die wirtschaftlichen Folgen der
Pandemie vor vier Wochen hat das deutsche Börsenbarometer damit
etwas mehr als ein Drittel eingebüßt. "Noch nie wurde innerhalb von
so kurzer Zeit eine so kräftige Kurskorrektur vollzogen wie in den
zurückliegenden Wochen", kommentierte Analyst Daniel Schär von der
Weberbank die aktuelle Ausnahmesituation an der Börse.
Nun haben die geld- und fiskalpolitischen Interventionen von
Notenbanken und einzelnen Staaten die Börsen laut Analyst Jochen
Stanzl von CMC Markets aktuell erst einmal "in eine stabile
Seitenlage gebracht". Die heftigen Schwankungen nähmen zugleich
etwas ab, was auch der Beruhigung am Ölmarkt zu verdanken sei.
Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte stieg am
Freitag um 5,18 Prozent auf 19 521,15 Punkte. Europaweit sah es
ähnlich aus: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
legte um 3,85 Prozent auf 2548,50 Punkte zu. Noch etwas kräftiger
stieg der Pariser Cac 40 . In London wurde dagegen
verbuchte der FTSE 100 nur ein kleines Plus von 0,8
Prozent. In den USA gab der Wall-Street-Index Dow Jones Industrial
zum europäischen Börsenschluss dagegen um 0,7 Prozent
nach und auch die technologielastigen Nasdaq-Börsen verzeichneten
moderate Verluste.
An die Spitze im Dax setzten sich Aktien des Gesundheitskonzerns
Fresenius SE mit plus 10,8 Prozent. Sie waren im
Crash überdurchschnittlich stark eingebrochen. Um jeweils etwas mehr
als 10 Prozent legten außerdem die Papiere von HeidelbergCement
, Allianz und Siemens
zu. Der Chef des Industriekonzerns Siemens, Joe Kaeser, zeigte sich
an diesem Tag zuversichtlich, gut und robust durch die Pandemie zu
kommen. Zugleich wurde im Zuge des tiefgreifenden Konzernumbaus ein
Chefwechsel ab Oktober angekündigt.
Im MDax schossen die Osram -Aktien um fast 40 Prozent
nach oben. Der österreichische Sensorhersteller AMS
bekräftigte trotz des Kursverfalls seiner Aktien die Pläne über den
Kauf des deutschen Lichtspezialisten. An der Börse war zuletzt auf
ein Scheitern des Deals spekuliert worden.
Kaufempfehlungen der Deutschen Bank und der Societe Generale trieben
den Kurs von Rheinmetall um knapp 21 Prozent nach
oben. Nach einem Kurseinbruch von fast 60 Prozent in vier Wochen
erholten sich außerdem die Anteile des Flugzeugbauers Airbus
um 17,6 Prozent.
Dass der Solar- und Windparkbetreiber Encavis keine
größeren Auswirkungen durch die Viruskrise erwartet, verhalf den
Papieren im SDax zu einer Kurserholung um 15 Prozent.
Dagegen brachen die Aktien von Takkt um knapp 16
Prozent ein, nachdem sie sich zuvor noch kräftig erholt hatten. Der
Büromöbelhändler will wegen der Viruskrise seine Dividende streichen
und wagt auch keine Prognose mehr für das laufende Jahr. Umsatz und
operatives Ergebnis dürften aber "signifikant unter dem Niveau von
2019" liegen, hieß es.
Am Rentenmarkt ging es erneut abwärts. Der Rentenindex Rex
gab um 0,15 Prozent auf 143,77 Punkte nach. Die
Umlaufrendite stieg entsprechend von minus 0,34 Prozent am Vortag
auf minus 0,32 Prozent. Der Bund-Future rückte
zuletzt um 1,05 Prozent auf 170,53 Punkte vor.
Der Eurokurs fiel und wurde am frühen Abend mit
1,0694 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den
Referenzkurs zuvor auf 1,0707 (Donnerstag: 1,0801) US-Dollar fest.
Der Dollar kostete damit 0,9340 (0,9258) Euro./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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