Mit neuer Hoffnung in Sachen Coronavirus haben
Anleger am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch weiter zugegriffen. Vom
Sturz unter die 13 000 Punkte vor dem Wochenende hatte sich der Dax
an den beiden Vortagen schon erholt, jetzt legte er
nach und übersprang die Marke von 13 400 Punkten. Mit einem finalen
Plus von 1,48 Prozent und einem Schlusswert von 13478,33 Punkten
erreichte der Index ein Hoch seit fast zwei Wochen.
In der zweiten Börsenreihe zeigte sich auch der MDax
mit einem Anstieg um 1,19 Prozent auf 28 780,27 Punkte ebenfalls
sehr robust. Das Coronavirus bleibt zwar nach wie vor im Fokus der
Anleger - in China ist die Zahl der nachgewiesenen Infektionen und
der Toten wieder schneller gestiegen als in den Tagen zuvor.
Laut Analyst Pierre Veyret vom Broker ActivTrades wurden Anleger
aber davon ermutigt, dass chinesische Universitäten Medienberichten
zufolge auf ein Heilmittel gestoßen sein könnten. Den Investoren
habe dies gereicht, um nach der jüngsten Kursflaute wieder mit mehr
Risiko in den Markt zu gehen - dass die Weltgesundheitsorganisation
den Spekulationen auf ein Heilmittel entgegentrat, änderte dabei
nichts.
Gleichzeitig versucht die chinesische Zentralbank, die negativen
Virus-Auswirkungen auf die Wirtschaft mit einer hohen Geldspritze
und gesenkten Zinsen einzudämmen, wodurch sich in den vergangenen
Tagen ebenfalls Zuversicht verbreitet hatte. "Wie lange diese anhält
ist noch unklar", schrieb IG-Analyst David Lusow in einem
Marktkommentar. Allerdings werde immer deutlicher, dass die
chinesische Regierung bereit sei, sehr viel zu unternehmen.
Der europäische EuroStoxx stieg um 1,22 Prozent auf
3777,84 Punkte. Der französische Leitindex Cac 40
legte um 0,85 Prozent zu. Der britische FTSE 100
gewann 0,57 Prozent dazu. An der Wall Street stand der Dow Jones
Industrial zum Handelsschluss in Europa mit 1,25
Prozent im Plus.
Für Adidas und Puma wurde die
Situation in China nochmals zur Belastung, die Aktien gaben im Dax
und MDax leicht um 0,33 und 0,68 Prozent nach. Am Vorabend hatte
Nike bereits vor wesentlichen Einbußen auf dem
chinesischen Markt aufgrund des Virus gewarnt, nun folgte Adidas mit
ähnlichen Aussagen. Die Herzogenauracher bestätigten die Schließung
einer beträchtlichen Anzahl chinesischer Läden.
Zahlenvorlagen kamen unter den Anlegern meist gut an. Bei Siemens
lastete eine anhaltende Schwäche im Auto- und
Maschinenbausektor im ersten Geschäftsquartal zwar auf dem
operativen Ergebnis - mit einer laut Analyst Wasi Rizvi von RBC
schwachen Profitabilität. Die Aktien drehten dann aber mit dem
positiver werdenden Marktumfeld ins Plus und notierten zum
Handelsende 0,65 Prozent höher. Gut aufgefasst wurden etwa die
überraschend hohen Auftragseingänge.
Infineon setzten sich nach ihrem Quartalsbericht an
die Dax-Spitze und wurden so zu einer großen Stütze für den
Leitindex. Wie der Kurssprung um fast 11 Prozent zeigte, griffen
Anleger bei den Anteilen des Chipkonzerns munter zu. Analyst
Alexander Duval von Goldman Sachs lobte das operative
Ergebnis und auch die bestätigen Jahresziele fanden bei Experten
Zuspruch.
Neben Adidas tauchten unter den Verlierern im Dax vor allem Papiere
mit eher defensivem Charakter auf, die in guten Börsenzeiten in der
Gunst der Anleger häufig nach unten rücken. In diesen Kreis fiel
etwa der Immobilienkonzern Vonovia mit einem Verlust
von 0,23 Prozent.
Schwach zeigten sich im Dax auch die Papiere des Indexneulings MTU
, für die es nach einer Abstufung auf "Neutral" durch
die US-Bank JPMorgan um 2,82 Prozent bergab ging. Auf
einige Zulieferer der zivilen europäischen Luftfahrtindustrie kämen
2020 zahlreiche kurzfristige Herausforderungen zu, schrieb Analyst
David Perry.
Auch in der zweiten Börsenreihe sorgten Zahlenvorlagen für viel
Gesprächsstoff - mit meist sehr positivem Ergebnis. Compugroup
schossen im MDax an der Spitze um gut 12 Prozent nach
oben auf ein Hoch seit August. Der auf Arztpraxen spezialisierte
Softwarehersteller überraschte mit der Umsatzentwicklung im vierten
Quartal und will sich mit einem größeren Zukauf weiter verstärken.
Nicht weit dahinter folgten im MDax das Gendiagnostik- und
Biotechnologieunternehmen Qiagen und der
IT-Dienstleister Bechtle mit Anstiegen von bis zu
4,93 Prozent. Analysten lobten bei Qiagen ein besser als erwartetes
Abschneiden im vergangenen Geschäftsjahr. Bechtle stiegen auf ein
Rekordhoch, nachdem sie vom Bankhaus Metzler zum Kauf empfohlen
wurden.
Der Euro ist zuletzt auf 1,1003 US-Dollar gefallen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1023
(Dienstag: 1,1048) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9072
(0,9051) Euro.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind gefallen. Die Umlaufrendite
stieg im Gegenzug von minus 0,41 Prozent am Vortag auf minus 0,38
Prozent. Der Rentenindex Rex verlor 0,17 Prozent auf
144,60 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,32 Prozent
auf 173,83 Zähler nach./kro/fba
--- Von Karolin Rothbart dpa-AFX ---
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