Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Tag eins
nach der weiter offenen US-Wahl unverändert in starker Form
präsentiert. Der Dax beendete den Handel am
Donnerstag mit einem kräftigen Aufschlag von 1,98 Prozent auf 12
568,09 Punkte. Damit schloss er nur knapp unter seinem kurz zuvor
erreichten Tageshoch.
Die hohen Verluste aus der vergangenen Woche, als neue
Corona-Lockdowns beschlossen wurden, sind damit so gut wie
aufgeholt. Seit seinem Tief am vergangenen Freitag bei 11 450
Zählern hat der deutsche Leitindex schon wieder mehr als 1100 Punkte
gewonnen. Der MDax der 60 mittelgroßen Werte legte am
vorletzten Handelstag der Woche um 0,95 Prozent auf 27 498,94 Punkte
zu.
Obwohl immer noch nicht klar ist, wer der nächste US-Präsident sein
wird, blieben die Anleger entspannt. Die Chancen für Herausforderer
Joe Biden sind derzeit etwas größer als die des amtierenden
Präsidenten Donald Trump. Nach Abschluss der Auszählungen drohen
allerdings juristische Auseinandersetzungen. Vor allem wenn die
Republikaner die Mehrheit im Senat behielten, könnten die Anleger
mit Biden als neuem Präsidenten durchaus gut leben, kommentierte
Analyst Milan Cutkovic vom Broker Axi das optimistische Verhalten
der Anleger. Zeitnah dürften zudem neue Konjunkturmaßnahmen kommen,
egal unter welchem Präsidenten, sagte er. Außerdem dürfte sich der
US-chinesische Handelskonflikt etwas entschärfen. Der Blick gehe
nach vorne.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 1,72
Prozent auf 3215,56 Zähler und auch in Paris ging es deutlich nach
oben. In London indes fiel das Plus deutlich moderater aus.
Gelassenheit nach der US-Wahl demonstrierten zudem die Anleger in
den USA. Nach kräftigen Vortagesgewinnen stieg der Dow Jones
Industrial zum europäischen Börsenschluss um 2,0
Prozent. Die technologielastigen Nasdaq-Indizes legten sogar noch
etwas deutlicher zu.
Hierzulande setzte sich die Berichtssaison mit zahlreichen
Quartalsbilanzen fort und sorgte für Bewegung in Einzelwerten. Die
Zahlen von HeidelbergCement sorgen für eine Berg- und
Talfahrt der Aktien. Bei Analysten kam das Zahlenwerk einerseits
sehr gut an. Andererseits sorgen sie sich um die Nachhaltigkeit der
starken Geschäftsentwicklung. Die Aktien gewannen letztlich 1,3
Prozent.
Die Titel von Munich Re sanken am Dax-Ende nach
Quartalszahlen dagegen um 3,3 Prozent. Der Rückversicherers will
nach wie vor keine Gewinnprognose für 2020 geben. Das machte Linde
anders: Der Industriegaskonzern kam bisher besser als
erwartet durch die Corona-Pandemie und hob nun seine Jahresziele an.
Die Aktien legten um 5,7 Prozent zu.
An der Dax-Spitze setzten die Titel des Krisengewinners und
Essenslieferanten Delivery Hero ihren Siegeszug mit
erneuten Kursrekorden fort. Mit einem Plus von 8,1 Prozent gingen
sie letztlich aus dem Tag. Im Jahresverlauf ist Delivery der mit
Abstand am besten gelaufene Wert im Leitindex mit einem Kursgewinn
von fast 63 Prozent, während beim Dax ein Verlust von rund 5 Prozent
zu Buche steht. Dabei hat das Unternehmen bisher noch nicht in die
schwarzen Zahlen gefunden und das wird ihm auch in diesem Jahr nicht
gelingen.
Im MDax landeten die Commerzbank-Aktien nach
vorgelegten Quartalszahlen mit minus 5,8 Prozent auf dem vorletzten
Platz. Die Index-Spitze nahmen die Papiere von ProSiebenSat.1
mit plus 8,9 Prozent ein. Die Werbeerlöse des
Medienkonzerns erholen sich allmählich wieder und ProSieben gelang
die Rückkehr zu schwarzen Zahlen.
Einen Kursaufschlag von 6,3 Prozent verzeichnete zudem im
Nebenwerte-Index SDax die Aktie des IT-Dienstleisters
S&T , der seine Prognose nach oben schraubte. Bös
erwischte es hingegen Wacker Neuson , nachdem der
Hersteller von Baugeräten seine mittelfristigen Ziele verschob: Die
Anteile sackten um 5,0 Prozent ab.
Der Euro wurde am frühen Abend mit 1,1828 US-Dollar
gehandelt Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am
Nachmittag auf 1,1855 (Mittwoch: 1,1721) Dollar fest. Der Dollar
kostete damit 0,8435 (0,8532) Euro. Am Rentenmarkt stieg die
Umlaufrendite von minus 0,65 Prozent am Vortag auf minus 0,64
Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,04 Prozent auf
146,64 Punkte. Der Bund-Future verlor am Abend 0,01
Prozent auf 176,32 Punkte./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 DE0008467416
AXC0385 2020-11-05/18:18
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.