Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben den
jüngsten Rückschlag auch am Donnerstag für Käufe genutzt. Stützend
wirkte, dass sich die Europäische Zentralbank (EZB) angesichts der
dritten Corona-Welle alle Optionen im Kampf gegen die
wirtschaftlichen Folgen der Pandemie offen hält. Der Dax
schloss 0,82 Prozent höher auf 15 320,52 Punkte. Am
Montag hatte der deutsche Leitindex mit knapp über 15 500 Punkten
eine Bestmarke erklommen. Dann allerdings begannen Anleger, erst
einmal Gewinne einzustreichen.
"Die Europäische Zentralbank hat es allen recht gemacht",
kommentierte Targobank-Volkswirt Otmar Lang. Dass eine
geldpolitische Unterstützung der Wirtschaft durch die Notenbank auch
jetzt, kurz vor dem Beginn der erwarteten Erholungsphase im Herbst,
noch immer noch nötig sei, sei die "eindeutigste Botschaft" der
EZB-Präsidentin Christine Lagarde gewesen. Außerdem habe sie mit
ihrer Aussage zum zukünftigen geldpolitischen Kurs
Handlungsfähigkeit demonstriert und zugleich zentrale Fragen dazu
offen gelassen, etwa nach der Höhe und auch der Dauer der
Unterstützung. "So hat Lagarde sämtliche Lager im EZB-Rat auf Kurs
gebracht und doch alle wichtigen Entscheidungen vertagt", resümierte
Lang.
Der MDax der mittelgroßen Börsentitel stieg um 1,01
Prozent auf 32 872,95 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
gewann 0,97 Prozent auf 4014,80 Punkte und auch in
Paris und London ging es nach oben. In den USA gab der Dow Jones
Industrial dagegen zum europäischen Börsenschluss
leicht nach. Der S&P 500 und der Nasdaq 100
traten zugleich auf der Stelle.
Vor dem Beginn des Online-Klimagipfels unter Führung von
US-Präsident Joe Biden standen Aktien aus der Energiebranche im
Fokus. Anleger erwarteten, dass Biden anspruchsvolle Klimaziele
ausrufen und so den Druck auf andere Staaten verstärken werde, sich
diesen anzuschließen. Spitzenreiter im Dax waren die Papiere von RWE
mit plus 4,5 Prozent. Eon legten um
1,7 Prozent zu. Im MDax zogen zudem die Anteile von Encavis
und Nordex und im SDax
die Titel von SMA Solar und Verbio
zwischen 5 und knapp 9 Prozent an.
SAP gewannen 3,4 Prozent. Sie profitierten vor allem
vom optimistischen Blick der US-Tochter Qualtrics auf
die Umsätze im zweiten Quartal. Die Ende Januar in den USA von dem
Walldorfer Softwarekonzern an die Börse gebrachte
Marktforschungstochter hatte am Vorabend starke Zahlen vorgelegt und
sich zur weiteren Geschäftsentwicklung geäußert. Mehrere Analysten
stuften nun das Qualtrics-Papier hoch, das an der Nasdaq zuletzt um
mehr 20 Prozent nach oben schoss.
Die Aktien von Amadeus Fire legten im SDax um 6,8
Prozent zu, denn auch der Personaldienstleister blickt nach einer
Markterholung und guten Geschäften im ersten Quartal optimistischer
auf das laufende Jahr. Der Staplerhersteller Jungheinrich
traut sich in diesem Jahr ebenfalls mehr zu. Der Kurs
stieg um zehn Prozent und erreichte ein Rekordhoch.
Die Aktien von Rheinmetall indes büßten fünf Prozent
ein. Ein Bericht der "Wirtschaftswoche", dem zufolge der Bundeswehr
bei der Beschaffung des Schützenpanzers Puma Kürzungen drohen,
belastete.
Am Devisenmarkt schwächelte der Euro und gab mit dem
Handelsstart der US-Börsen kräftig nach. Am frühen Abend kostete die
Gemeinschaftswährung 1,2018 US-Dollar. Die EZB setzte den
Referenzkurs zuvor auf 1,2046 (Mittwoch: 1,2007) Dollar fest. Der
Dollar kostete damit 0,8301 (0,8328) Euro. Am Rentenmarkt fiel die
Umlaufrendite von minus 0,31 Prozent am Vortag auf minus 0,33
Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,07 Prozent
auf 144,60 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,11
Prozent auf 170,81 Punkte nach./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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