Die sich mehrenden Hinweise auf eine weltweite
Rezession haben am Mittwoch eine Verkaufswelle am deutschen
Aktienmarkt ausgelöst. Ein deutliches Warnsignale für einen Rückgang
der wirtschaftlichen Aktivitäten ging diesmal vom US-Anleihemarkt
aus. Der Dax büßte 2,19 Prozent ein und schloss mit
11 492,66 Punkten auf dem niedrigsten Niveau seit Ende März. Der
August macht somit seinem Ruf als schlechter Börsenmonat alle Ehre.
"Heute Mittag geschah etwas historisch Bemerkenswertes", sagte
Analyst Bernd Krampen von der Norddeutschen Landesbank. Erstmals
seit zwölf Jahren sei die Rendite zehnjähriger US-Anleihen und die
Rendite zweijähriger Papiere gefallen. Fachleute bezeichnen dies als
inverse Zinskurve, weil die Zinsen normalerweise mit der
Wertpapierlaufzeit ansteigen und nicht fallen. Eine inverse
Zinskurve gilt als Ausdruck extrem pessimistischer
Wachstumserwartungen. "Eine inverse Zinskurve war in der
Vergangenheit oftmals ein Vorbote für eine baldige Rezession", sagte
Krampen.
Der MDax rutschte um 2,39 Prozent auf 24 660,51
Zähler ab. Im Gegenteil zum Dax, der unter die
200-Tage-Durchschnittslinie fiel, hält sich der Index der
mittelgroßen Börsentitel aber noch über diesem Indikator für den
längerfristigen Trend.
Unter den Einzelwerten im Dax gehörten Infineon ,
Thyssenkrupp und Deutsche Bank mit
Kursverlusten zwischen 4,2 und 5,5 Prozent zu den Tagesverlierern.
Die ersten beiden Titel gelten als sehr konjunktursensibel. Die
Deutsche Bank dürfte unter dem extrem niedrigen Zinsniveau leiden
und auch unter einer schwachen Kreditnachfrage. Aktien der
Commerzbank fielen erneut auf ein Rekordtief.
Robust hielten sich im Dax die Aktien von RWE mit
einem Plus von 0,6 Prozent. Grund dafür waren positiv aufgenommene
Geschäftszahlen des Energieversorgers. Seit Jahresbeginn hat die
RWE-Aktie um gut ein Drittel zugelegt.
Zu heftigen Kursausschlägen kam es bei Nebenwerten: Nach
anfänglichen Kursgewinnen drehten die Aktien von Evotec
ins Minus und büßten fast 15 Prozent ein. Die
erhöhten Jahresziele des Biotech-Unternehmens habe man am Markt
bereits erwartet, schrieb Analyst Volker Braun vom Bankhaus Lampe.
Wegen einer Abschreibung sei der Nettogewinn im zweiten Quartal
negativ ausgefallen.
Nordex-Anteilscheine schnellten an der SDax
-Spitze um 12,6 Prozent nach oben. Die Auftragslage
verbessere sich und die Produktion habe in der zweiten Jahreshälfte
bereits deutlich zugenommen, teilte das Unternehmen mit.
Bilfinger-Titel sackten um 12,6 Prozent ab und fielen
auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2003. Am Markt kamen Zweifel
auf, ob der Industriedienstleister trotz guter Quartalszahlen seine
Jahresziele erreichen kann.
Jenoptik und Salzgitter Leoni-Aktien fielen nach Quartalszahlen um 7,6
Prozent. Bereits am Montag waren die Papiere abgestürzt. Leoni
verbrenne weiter Barmittel, schrieben die Analysten vom Bankhaus
Lampe. Mit dem jüngsten Quartal habe das Unternehmen erneut
enttäuscht.
Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 verlor am
Mittwoch 2,04 Prozent auf 3288,70 Zähler. In London gab der FTSE 100
um 1,42 Prozent nach und in Paris ging es mit dem Cac
40 um 2,08 Prozent abwärts. Der Dow Jones Industrial
lag zum Zeitpunkt des Handelsschlusses in Europa mit
2,3 Prozent im Minus.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite auf ein weiteres Rekordtief
von minus 0,64 Prozent. Am Dienstag hatte die Rendite noch bei minus
0,63 Prozent gelegen. Der Rentenindex Rex gewann 0,06
Prozent auf 146,80 Punkte. Der Bund-Future stieg am
Abend um 0,35 Prozent auf 178,30 Punkte.
Der Kurs des Euro notierte zuletzt bei 1,1144
US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor
auf 1,1188 Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8938 Euro
gekostet./bek/he
--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---
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AXC0301 2019-08-14/18:07
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