Der Dax hat sich am Montag von
seinen jüngsten Verlusten erholt. Nach Eröffnung der US-Börsen am
Nachmittag orientierte sich der deutsche Leitindex an der Wall
Street und verbuchte Gewinne. Mit plus 0,56 Prozent stand er zum
Handelsschluss bei 11 792,81 Punkten nur knapp unter seinem
Tageshoch.
Anleger blieben vorerst bei deutschen Unternehmen investiert, doch
sollte sich die konjunkturelle und politische Gemengelage weiter
nachhaltig eintrüben, könnte sich dies schnell ändern, mahnte
Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Investoren
sollten die 200-Tage-Linie im Dax im Auge behalten.
Diese gilt als Indikator für den längerfristigen Trend. Bei Kursen
darüber wirkt sie als Unterstützung, bei Kursen darunter als
Widerstand. Im frühen Montagshandel hatte sich der Dax der Linie mit
dem tiefsten Stand seit Anfang April zunächst bedrohlich genähert.
Der MDax der mittelschweren Unternehmen gewann am
Montag 0,46 Prozent auf 24 891,08 Zähler.
Ob sich die Aktienmärkte nach dem schwachen Mai im Juni fangen
könnten, sei aufgrund der zahlreichen Risiken fraglich, sagte
Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader. Denn US-Präsident Donald
Trump habe mit Mexiko eine weitere Front im Handelskrieg eröffnet.
Zudem habe sich das ohnehin nicht einfache Verhältnis zwischen den
USA und China noch einmal zum Schlechteren gewendet.
Unter den Einzelwerten rutschten am Montag die Aktien von Infineon
mit einem Kursabschlag von 8,05 Prozent auf 14,79
Euro ans Dax-Ende und zeitweise mit 14,44 Euro auf den tiefsten
Stand seit September 2016. Der Chiphersteller wagt den bisher
größten Übernahmeversuch seiner Unternehmensgeschichte und will für
umgerechnet rund neun Milliarden Euro den US-Konkurrenten Cypress
Semiconductor erwerben. Die Kaufsumme soll bis zu 30 Prozent durch
neues Eigenkapital finanziert werden.
Ein Händler wertete den geplanten Deal negativ für Infineon. Neben
dem zu hohen Kaufpreis monierte er vor allem die Kapitalerhöhung als
deutlichen Belastungsfaktor. Zudem verfliege mit der Übernahme erst
einmal die Fantasie, dass die Münchner selbst zum Übernahmeziel
werden könnten.
Wirecard-Anteile profitierten von Aussagen von
Konzernchef Markus Braun zum Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr und
stiegen als Dax-Spitzenreiter um 3,64 Prozent. Braun hatte am
Sonntag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter geschrieben, dass
Wirecard auf ein herausragendes erstes Halbjahr 2019 zusteuere.
Mit 5,801 Euro fielen die Aktien der Deutschen Bank
im Verlauf auf einen weiteren Tiefstand. Analysten sind
pessimistisch und sehen weitere Rückschlagsgefahr auf bis zu 5,50
Euro. Zum Handelsende notierten sie als zweitschwächster Dax-Wert
1,84 Prozent unter dem Schlusskurs vom Freitag und kosten damit
5,975 Euro.
Die Aktien von Isra Vision gewannen 0,49 Prozent. Der
Spezialmaschinenbauer bleibt auf Wachstumskurs und hatte im ersten
Geschäftshalbjahr vor allem von guten Geschäften in Asien sowie
Europa profitiert. Der konzernweite Umsatz war um zehn Prozent
geklettert, das Vorsteuerergebnis um 17 Prozent. Die Orderbücher
sind weiterhin gut gefüllt. Entsprechend bestätigten die Darmstädter
ihre Jahresziele.
Nach dem Erholungsversuch vom Brückentag gerieten Bilfinger-Papiere
mit minus 6,1 Prozent wieder deutlich unter Druck.
Damit rutschten die Anteile des Industrie-Dienstleisters wieder in
Richtung des jüngsten Zehnjahrestiefs ab. Für Mollstimmung bei den
Anlegern sorgte die Gewinnwarnung der Kier Group. Die Aktien des
britischen Wettbewerbers brachen zu Wochenbeginn um mehr als 41
Prozent ein.
Leoni -Papiere vergrößerten ihren Abstand als
schwächster SDax -Wert des laufenden Jahres. Mit
12,675 Euro kosteten die Aktien des angeschlagenen Autozulieferers
zeitweise so wenig wie im Juli 2009. Zum Handelsende waren sie 7
Prozent schwächer. 2019 verloren sie damit bereits 57 Prozent.
Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone rückte um
0,60 Prozent auf 3300,22 Punkte vor. Der französische Cac 40
und der britische FTSE 100 legten
ebenfalls zu. In New York stand der US-Leitindex Dow Jones
Industrial zum europäischen Handelsschluss 0,25
Prozent höher.
Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von minus 0,25 Prozent am
Freitag auf minus 0,26 Prozent. Der Rentenindex Rex
stieg um 0,03 Prozent auf 144,24 Punkte. Der Bund-Future
sank um 0,09 Prozent auf 168,38 Punkte. Der Eurokurs
kletterte über 1,12 Dollar und lag zuletzt bei 1,1204
US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs
am Nachmittag auf 1,1185 (Freitag: 1,1151) US-Dollar festgesetzt.
Der Dollar hatte damit 0,8941 (0,8968) Euro gekostet./ajx/he
--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 DE0008467416
AXC0286 2019-06-03/18:13
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