FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurserholung am deutschen Aktienmarkt ist
am Montag weitgehend im Sand verlaufen. Nach einem starken
Handelsverlauf am Morgen schmolzen die Gewinne im Dax
zunehmend ab. Die US-Börsen starteten trotz robuster Konjunkturdaten
nur verhalten in den Handel und lieferten damit keine weiteren
Aufwärtsimpulse. Am Ende notierte der deutsche Leitindex noch 0,52
Prozent stärker bei 13 186,07 Punkten. Der MDax der
mittelgroßen Werte stieg um 0,75 Prozent auf 27 153,44 Zähler.
Als einen "durchwachsenen Start in die neue Handelswoche"
bezeichnete Marktanalyst Craig Erlam vom Broker Oanda den
Erholungsversuch am deutschen Aktienmarkt. Bedeutende Ereignisse
stünden erst im späteren Wochenverlauf mit Aussagen wichtiger
Notenbank-Chefs während des geldpolitischen Forums in Portugal an.
Analyst Christian Henke vom Handelshaus IG sieht trotz der
fortgesetzten Erholung weiterhin eher Risiken für den Dax und sprach
von einer lediglich "technischen Gegenreaktion" auf die jüngsten
Verluste. Marktteilnehmer hatten zuletzt darauf gesetzt, dass die
US-Notenbank (Fed) auf ihrem schnellen Zinserhöhungskurs womöglich
etwas den Fuß vom Gas nehmen könnte, sollte die Wirtschaft in eine
Rezession rutschen und sich die Inflation etwas abkühlen. Dies hatte
die Wall Street vor dem Wochenende angetrieben.
Unter den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt schlugen die Aktien
von Bayer trotz neuer negativer Nachrichten einen
Erholungskurs ein und stiegen um 2,8 Prozent. Erst in der
vergangenen Woche waren sie auf ein Zweijahrestief gefallen. Der
Agarchemie- und Pharmakonzern scheiterte im Dauer-Rechtsstreit um
mutmaßliche Glyphosat-Krebsrisiken mit einem weiteren
Berufungsantrag beim obersten US-Gericht.
Im MDax gerieten die Papiere von CTS Eventim unter
Druck. Mit einem Minus von 7,2 Prozent waren sie mit Abstand
schlechtester MDax-Wert und fielen zudem auf den tiefsten Stand seit
Anfang März. Berenberg-Analyst Gerhard Orgonas verwies auf mögliche
Konkurrenz durch Spotify . Der Audio-Streamingdienst
habe seinen Live-Event-Locator-Feed wieder eingeführt. Die
In-App-Funktion wecke nun Befürchtungen, Spotify könnte über kurz
oder lang selbst anfangen, Tickets zu verkaufen - und damit auch CTS
Eventim Konkurrenz machen.
Bergauf ging es hingegen für die jüngst aus dem SDax
gefallenen Nordex -Papiere mit plus 5,9 Prozent. Der
Windkraftkonzern verschafft sich durch eine Privatplatzierung bei
seinem spanischen Ankeraktionär Acciona neues Kapital. Ein Händler
sprach von einem "dringend benötigten Bekenntnis" der Spanier zu
ihrer Hamburger Beteiligung.
Für Bewegung sorgten zudem Umstufungen von Analysten. Die Aktien des
Staplerherstellers Kion gewannen nach einem positiven
Analystenurteil von Morgan Stanley 4,2 Prozent. Die Anteile des
Biotech-Unternehmens Morphosys stiegen nach einer
positiven Studie von Oddo BHF um 7,6 Prozent. Teamviewer
verloren indes 1,8 Prozent, nachdem JPMorgan die
Anteile des Softwareherstellers abgestuft hat.
Zalando setzten ihre Erholung vom Tief seit 2014 am
Montag fort. Die Aktien des Modehändlers kosteten zeitweise wieder
über 26 Euro, nachdem sie am Freitagmorgen in Reaktion auf eine
Gewinnwarnung noch bis auf 20,94 Euro abgesackt waren. Weitere
Analysten strichen zwar ihre Schätzungen zusammen, signalisierten
allerdings keine Rückschlagsrisiken mehr. Zuletzt gab die Aktie aber
einen Teil ihrer Gewinne wieder ab und schloss mit 2,3 Prozent im
Plus.
Auf europäischem Parkett fiel die Erholung schwerer. Der Leitindex
EuroStoxx 50 trat mit einem Plus von 0,16 Prozent bei
3538,88 Punkten nahezu auf der Stelle. In Paris ging es für den Cac
40 leicht abwärts, während der FTSE 100
in London zulegte. In den USA zeigte sich der Dow
Jones Industrial zum Handelsschluss in Europa leicht
im Plus. Die technologielastigen Nasdaq-Indizes gaben zugleich nach.
Der Eurokurs stieg wieder über 1,06 US-Dollar und
kostete am Abend 1,0605 US-Dollar. Den Referenzkurs legte die
Europäische Zentralbank am Montag auf 1,0572 (Freitag: 1,0524)
Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9459 (0,9502) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,36 Prozent vom Freitag
auf 1,40 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,41
Prozent auf 132,56 Punkte. Bergab ging es auch für den Bund-Future
, der am Abend um 0,95 Prozent auf 146,32 Punkte
abrutschte./jcf/ck/men
--- Von Jan Christoph Freybott, dpa-AFX ---
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