Am deutschen Aktienmarkt haben Bullen und
Bären am Donnerstag weiter um die Oberhand gekämpft. Anders als am
Vortag gingen letztere wieder als Sieger hervor, wie der Dax
mit einem Minus von 0,69 Prozent auf 13 879,33 Punkte
zeigte. Zu Beginn war der Leitindex nach gut einer Woche wieder über
die Marke von 14 000 Punkten gestiegen, kam dort aber schnell an
seine Grenzen. Am Nachmittag wurden die schwachen US-Börsen zur
Belastung.
"Das Niveau oberhalb von 14 000 Punkten scheint für den Dax
weiterhin zu luftig zu sein", kommentierte Marktexperte Andreas
Lipkow von der Comdirect. Auch der MDax , der zuletzt
noch viel deutlicher als der Dax abgerutscht war, konnte sich am
Donnerstag nicht nachhaltig erholen. Er schloss 0,37 Prozent tiefer
bei 31 640,86 Punkten.
Anhaltende Inflationssorgen galten weiter als Grund dafür, dass sich
die Aktienmärkte auf ihrem Weg nach oben schwer tun. Eine steigende
Rendite zehnjähriger US-Anleihen gilt als Ausdruck dessen, sie
näherte sich am Donnerstag weiter der Marke von 1,5 Prozent.
Letztmals hatten sie auf diesem Niveau vor einem Jahr rentiert.
Eine Stütze waren am Donnerstag die Finanzwerte. Die Papiere der
Deutschen Bank zogen an der Dax-Spitze um 3,9 Prozent auf den
höchsten Stand seit Spätsommer 2018. Jene der Commerzbank
legten im MDax um drei Prozent zu.
Experten zufolge ist die Branche der wohl wichtigste Profiteur einer
steileren Zinskurve.
Ansonsten gab es zahlreiche Zahlenvorlagen mit eher durchwachsenem
Fazit zu verarbeiten. Der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer
enttäuschte den Markt mit seinem Ausblick auf das
laufende Jahr. Zudem kürzte das Management nach einem
Milliardenverlust im vergangenen Jahr die Dividende. Die Aktie
sackte daraufhin am Dax-Ende um 6,4 Prozent ab.
Besser kam der Jahresbericht von Munich Re an, die
Papiere zählten mit einem Anstieg um 1,5 Prozent zur Spitzengruppe
im Dax. Der Rückversicherer erlitt zwar heftige Einschläge durch die
Corona-Pandemie, wittert aber wieder bessere Geschäfte. Positiv
werteten einige Experten die Aussagen zu den absolvierten
Vertragserneuerungen.
Um 1,4 Prozent aufwärts ging es außerdem für die Anteilscheine von
Deutsche Telekom . Sie profitierten davon, dass sich
die Mobilfunktochter T-Mobile US in einer Auktion
günstiger als befürchtet mit Frequenzspektrum eingedeckt hat, das
für den neuen Mobilfunkstandard 5G verwendet werden kann.
In der zweiten Reihe sprangen die Anteilscheine von Aixtron
um 13,6 Prozent nach oben. Starke Quartalszahlen und
ein ebenso starker Ausblick des Anlagenbauers ließen den Kurs in der
Spitze erstmals seit 2011 wieder über die 20-Euro-Marke schnellen.
Experten stimmten vor allem auf die Auftragsentwicklung eine
Lobeshymne an.
Hinten im MDax standen nach Zahlen Freenet und
Telefonica Deutschland mit Abgaben von bis zu 3,8
Prozent. In beiden Fällen fielen die Urteile von Experten gemischt
aus, bei Freenet sahen einige Schwächen im vierten Quartal. Bei der
Tochter der spanischen Telefonica dürfte auch eine aufgegebene
Kaufempfehlung durch die britische Bank HSBC belastet haben.
Im SDax knüpften die Anteile von Takkt
nach gut aufgenommenen Zahlen mit einem Plus von 4,4 Prozent an
ihren Kurssprung vom Vortag an, der mit einer Dividendenzusage in
Zusammenhang stand. Krones dagegen sackten dort um
5,9 Prozent ab. Der Hersteller von Verpackungsanlagen meldete einen
überraschend hohen Quartalsverlust.
Auf europäischer Bühne fiel der EuroStoxx um gut ein
halbes Prozent auf 3685,28 Punkte. Die Leitindizes in Paris und
London schlossen derweil aber jeweils mit moderateren Verlusten. Der
New Yorker Dow Jones Industrial fiel zuletzt um gut
ein Prozent. Auch der Kursrutsch bei US-Technologiewerten ging am
Donnerstag weiter.
Der Euro sprang über die Marke von 1,22 US-Dollar und
wurde zuletzt mit 1,2224 US-Dollar gehandelt. Die Europäische
Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,2225 (Mittwoch:
1,2146) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8180
(0,8233) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen von
minus 0,36 Prozent am Vortag auf minus 0,32 Prozent. Der Rentenindex
Rex fiel um 0,19 Prozent auf 144,56 Punkte. Der
Bund-Future sank um 0,71 Prozent auf 173,01
Punkte./tih/he
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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