FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Dienstag seine
anfängliche Lethargie abgeschüttelt und ist auf ein neues Rekordhoch
bei 16 551,34 Punkten geklettert. Damit übertraf er seinen etwa vier
Monate alten Rekord um gut 22 Punkte. Letztlich ging der deutsche
Leitindex 0,78 Prozent höher bei 16 533,11 Punkten aus dem Handel.
"Das Allzeithoch wirkte in den vergangenen Tagen wie ein Magnet und
wurde heute schließlich übersprungen", kommentierte Konstantin
Oldenburger vom Broker CMC Markets. Der Dax weigere sich nachzugeben
und damit in eine Korrektur überzugehen.
Der Gegenwind von den Börsen in Asien ließ im Handelsverlauf nach,
die Jahresendrally bleibt somit erst einmal intakt. Dass die
Kursrally an den US-Börsen wiederum ins Stocken geriet, beeindruckte
den Dax überhaupt nicht. Der MDax der mittelgroßen
Unternehmen stieg um 0,46 Prozent auf 26 491,45 Zähler.
"Die europäischen Aktienmärkte koppeln sich seit einigen
Handelstagen etwas von den US-Finanzmärkten ab", schrieb
Marktbeobachter Andreas Lipkow. Gerade vor dem Hintergrund der
kleinen Schwächephase an der Wall Street sei die Stabilität des Dax
auf hohem Niveau ein starkes Signal, konstatierte Jürgen Molnar,
Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets. "Investierte Anleger
glauben weiter an eine Fortsetzung der Rally und bleiben im Markt."
Auch unternehmensseitig gab es Neuigkeiten: Der Chemikalienhändler
Brenntag will die Entflechtung seiner beiden
Geschäftsbereiche vorantreiben. Die Sparten Essentials und
Specialties sollen zu zwei eigenständigen Divisionen aufgebaut
werden. Brenntag setzte sich zudem neue Finanzziele bis 2027. Die
bis Ende November stark gelaufenen Anteile gaben zeitweise deutlich
nach, schlossen aber 0,6 Prozent im Plus. Mit Blick auf die neuen
Mittelfristziele sieht Analyst Suhasini Varanasi von Goldman Sachs
Spielraum für den Marktkonsens.
Im europaweit gefragten Immobiliensektor gewannen Vonovia
1,3 Prozent. Der Konzern will weitere Objekte
verkaufen und legt den Fokus dabei auch auf Gewerbeobjekte. Die
Branche hatte besonders gelitten unter dem Zinserhöhungszyklus der
Notenbanken zur Bekämpfung der Inflation. Inzwischen besserten sich
aber die Zinsaussichten zum Positiven, schrieb Analyst Jonathan
Kownator von Goldman Sachs.
Die Anteilsscheine von Lanxess setzten sich mit einem
Plus von 5 Prozent an die MDax-Spitze. Nach einer
Investorenveranstaltung ließen Sorgen nach, dass der
Spezialchemiekonzern eine Kapitalerhöhung brauchen könnte. Laut
Analyst Andreas Heine vom Investmenthaus Stifel sollte auch in einem
ungünstigen Konjunkturumfeld 2024 wieder ein Zufluss freier
Barmittel von mehreren hundert Millionen Euro möglich sein.
Carl Zeiss Meditec verloren 1,7 Prozent. Die US-Bank
JPMorgan nahm die Bewertung für die Papiere des
Medizintechnikkonzerns mit "Underweight" auf.
Aixtron ist für Analystin Olivia Honychurch vom
Investmenthaus Jefferies ein Topwert im europäischen
Halbleiterbereich für 2024. Aixtron-Aktien gewannen 4 Prozent.
Morphosys legten um 11,3 Prozent zu. Für die US-Bank
JPMorgan zählen die Papiere des Wirkstoffforschers zu den Favoriten
unter den kleineren Werten im Jahr 2024.
Am späteren Abend überprüft die Deutsche Börse turnusgemäß die
Zusammensetzung der Dax-Indizes. Während im Dax selbst keine
Änderungen zu erwarten sind, dürfte sich in den hinteren Reihen
durchaus etwas tun. Im Nebenwerte-Index SDax klopft
beispielsweise Börsenneuling Schott Pharma an die
Eintrittspforte. Vorab fielen die Papiere des Herstellers von
Spritzen und Ampullen für die Arzneimittel- und Biotech-Industrie um
3,4 Prozent.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,86
Prozent auf 4452,77 Punkte. Der französische Cac 40
legte ähnlich deutlich zu, während der britische FTSE 100
moderat verlor. In New York stand der Dow Jones
Industrial zum europäischen Handelsschluss rund 0,3
Prozent im Minus, nachdem er auch zu Wochenbeginn nachgegeben hatte.
Der Euro fiel und kostete zuletzt 1,0789 US-Dollar.
Ausgelöst wurden die Kursverluste durch Äußerungen von
EZB-Direktorin Isabel Schnabel, die weitere Zinsanhebungen
angesichts des jüngsten Inflationsrückgangs als eher
unwahrscheinlich bezeichnete. Die Europäische Zentralbank setzte den
Referenzkurs auf 1,0817 (Montag: 1,0868) Dollar fest. Der Dollar
kostete damit 0,9244 (0,9201) Euro.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,38 Prozent am Vortag auf
2,32 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,40
Prozent auf 125,98 Punkte. Der Bund-Future stieg um
0,73 Prozent auf 134,43 Punkte./niw/jha/
--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---
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