FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine überraschend guter ISM-Index hat am
Mittwoch unter den Anlegern einmal mehr die Sorgen vor schnell
steigenden Zinsen geweckt. Nachdem der Dax in der
Tagesspitze nah an die 14 500 Punkte gestiegen war, kam am
Nachmittag viel Gegenwind auf. Dank starker Autowerte schlug sich
der Leitindex mit einem Abschlag von 0,33 Prozent im internationalen
Vergleich noch recht tapfer. Den ersten Handelstag im Juni beendete
er damit bei 14 340,47 Punkten. Der MDax gab etwas
stärker um 0,55 Prozent auf 29 750,33 Zähler nach.
Die an dem ISM-Index gemessene Stimmung in der US-Industrie hatte
sich im Mai überraschend verbessert. Wirtschaftlich ist dies ein
positives Zeichen, aber für Investoren hat es eine Kehrseite: Die
Nachricht spricht für weiteren geldpolitischen Spielraum, den die
US-Notenbank Fed zum Gegensteuern gegen die hohe Inflation hat. Der
US-Leitindex Dow Jones Industrial gab vor diesem
Hintergrund seine Gewinne ab, gefolgt von den europäischen
Kursbarometern.
"Die US-Konjunktur bleibt auf Expansionskurs", urteilte der
Helaba-Experte Ralf Umlauf. Probleme wie hohe Preise oder
Lieferengpässe bremsten die US-Industrie offensichtlich nicht aus.
"Im Hinblick auf die Fed und die erwartete Zinserhöhung um 50
Basispunkte gibt es keinen Grund zum Zweifeln", ergänzte der
Experte. Die Zentralbank Kanadas hob am Mittwoch ihren Leitzins
bereits um weitere 0,5 Prozentpunkte an.
Autowerte verhinderten, dass der Dax noch stärker nachgab. VW
, Mercedes-Benz , BMW und
die VW-Holding Porsche SE dominierten mit Anstiegen
zwischen 1,7 und 4,1 Prozent die ansonsten kurze Gewinnerliste. Als
Treiber fungierte die Perspektive in China: Neben der zuletzt schon
spürbaren Hoffnung auf dort nachlassende Lockdown-Maßnahmen gibt es
die Aussicht, dass die chinesische Regierung mit steuerlichen
Anreizen die Autoabsätze wieder ankurbeln wird.
Am Dax-Ende standen die um 6,6 Prozent schwächeren Zalando
-Aktien nach skeptischen Analystenkommentaren. Vor
allem die Verkaufsempfehlung des Analysehauses Bryan Garnier hatte
es in sich. Bei dem Online-Modehändler sieht Analyst Clément Genelot
ganz reale Risiken für eine Gewinnwarnung. Sein Kursziel hat er auf
38 Euro mehr als halbiert, der Schlusskurs am Mittwoch lag bei 35,36
Euro.
Im MDax legten Lanxess nach den Vortagsgewinnen um
weitere 3,5 Prozent auf den höchsten Stand seit Ende Februar zu.
Antreiber waren positive Analystenreaktionen auf die Ausgliederung
des Geschäfts mit Spezial-Kunststoffen.
Im SDax stürzten die am Vortag schon taumelnden
Papiere von DWS um weitere 6,2 Prozent ab. Tags zuvor
hatte die Meldung über eine Durchsuchung der Geschäftsräume die
Aktien der Fondsgesellschaft vom höchsten Stand seit Mitte Februar
nach unten gerissen. Die Muttergesellschaft Deutsche Bank
kündigte in der Nacht zum Mittwoch einen Chefwechsel
bei DWS an.
Schwerer unter Druck gerieten im SDax auch die Papiere von Shop
Apotheke , die nach zuletzt gutem Lauf 6,1 Prozent
einbüßten. Für die schleppende Einführung des E-Rezepts gibt es von
der federführenden Agentur Gematik endlich einen Fahrplan. Fraglich
bleibt aber, wie viele Verschreibungen tatsächlich ab September
elektronisch abgewickelt werden. Der Warburg-Experte Michael Heider
vermisst weiter einen konkreten Plan, wann die E-Rezepte in
Deutschland verpflichtend werden.
Der EuroStoxx 50 gab letztlich mit einem Abschlag von
0,78 Prozent auf 3759,54 Punkte deutlicher nach als der Dax, was in
ähnlicher Art und Weise auch für die Länderindizes Cac 40
und FTSE 100 in Paris und London galt.
Der New Yorker Dow Jones Industrial büßte zuletzt sogar 1,2 Prozent
ein.
Der Euro wurde mit 1,0636 US-Dollar gehandelt. Die
Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0712 (Dienstag:
1,0713) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9336 Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,97 Prozent am Vortag
auf 1,02 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,19
Prozent auf 135,04 Punkte. Der Bund-Future verlor
0,55 Prozent auf 150,79 Punkte./tih/he
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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