Nach vier euphorischen Gewinntagen haben die
Anleger am Freitag kurz vor einem Dax -Rekord das
Tempo gedrosselt. In der Tagesspitze fehlten dem Leitindex nur gut
17 Punkte für ein Rekordhoch, dann aber ging der Schwung verloren.
Am Ende gab er um 0,03 Prozent auf 14 056,72 Punkte nach, fuhr aber
auf Wochensicht ein kräftiges Plus von 4,6 Prozent ein. Dies war
seine beste Wochenbilanz seit Mitte November zu Zeiten der US-Wahl.
Laut Marktbeobachter Edward Moya vom Broker Oanda klammerten sich
die Märkte zu Wochenschluss an ihre jüngsten Gewinne. Die
Bereitschaft der Anleger, nach dem guten Lauf Kasse zu machen, habe
sich wegen der Hoffnung auf ein bald nachgelegtes US-Konjunkturpaket
in Grenzen gehalten. Ein gedämpfter Arbeitsmarktbericht aus den USA
konnte den Börsen keinen weiteren Aufwärtsimpuls geben.
Den Indizes aus der zweiten Börsenreihe dagegen gelangen erneute
Bestmarken, im Falle des MDax nahe der Marke von 32
500 Punkten. Am Ende verließ auch den Index mittelgroßer Werte etwas
die Kraft, er ging aber noch 0,12 Prozent höher bei 32 401,04
Punkten aus dem Handel. Auch der SDax schraubte
seinen Rekord nochmals nach oben.
Der erhoffte Durchbruch, den Bayer am Mittwochabend
im langen und zähen Streit mit US-Klägern um den Unkrautvernichter
Glyphosat mit einer formellen Einigung vermeldete, verschaffte den
Aktien auch am Freitag noch Luft nach oben. Sie stiegen an der
Dax-Spitze um 2,8 Prozent und bauten ihr Wochenplus auf fast zwölf
Prozent aus.
Der Bayer-Aktie dicht auf den Fersen waren die Papiere der Deutschen
Post mit einem Kursplus von 2,6 Prozent. Die
US-Investmenthäuser Goldman Sachs und Jefferies schraubten die
Kursziele nach oben und rieten weiter zum Kauf. Goldman-Experte
Matija Gergolet behält die Aktien wegen einer günstigen Bewertung
auf einer Liste der besonders überzeugenden Anlageideen.
Eine weitere Stütze für den Dax waren die mittlerweile sehr
gewichtigen Aktien von Linde , die nach
Geschäftszahlen um 1,4 Prozent stiegen. Der Hersteller von
Industriegasen hat 2020 unter dem Strich mehr verdient als vom Markt
erwartet und will sein rasantes Wachstum fortsetzen.
Die Aktien von RWE ließen überzeugende Eckdaten für
das Jahr 2020 nur kurzzeitig nach oben ausschlagen. Letztlich
zeigten sich die Anleger hier deutlich gelassener, die Papiere
gingen sogar 0,03 Prozent tiefer aus dem Handel. Mit einer positiven
Überraschung habe man am Markt bereits irgendwie gerechnet,
schränkte ein Börsianer ein.
Der größte Gewinner im SDax waren die Aktien von RTL
mit einem Kurssprung um etwa acht Prozent. Die Mediengruppe will
ihre Werbe-Tochter SpotX für umgerechnet rund eine Milliarde Euro an
den US-amerikanischen Anzeigendienstleister Magnite verkaufen.
Händler erwähnten die Möglichkeit einer Dividendenerhöhung.
Ein hohes Kursziel der Privatbank Hauck & Aufhäuser ließ im SDax
außerdem die Aktien von Jost Werke um fünf Prozent
auf den höchsten Stand seit mehr als drei Jahren klettern. Analyst
Frederik Bitter rechnet bei dem Lkw-Zulieferer mit ansprechenden
Quartalszahlen.
Auf gesamteuropäischer Bühne legte der EuroStoxx 50
um 0,37 Prozent auf 3655,77 Punkte zu. Als Stütze fungierte hier die
Börse in Paris, wo der Leitindex Cac 40 um 0,9
Prozent stieg. Der Londoner FTSE 100 dagegen gab um
0,2 Prozent nach. In New York lag der Dow Jones Industrial
zuletzt 0,3 Prozent höher.
Der Euro erholte sich nach den US-Jobdaten etwas von
den jüngsten Verlusten, zuletzt wurden 1,2039 Dollar bezahlt. Die
Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs
zwischenzeitlich auf 1,1983 (Donnerstag: 1,1996) US-Dollar
festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8345 (0,8336) Euro.
Am Rentenmarkt gaben die Notierungen überwiegend nach. Die
Umlaufrendite stieg im Gegenzug von minus 0,50 Prozent auf minus
0,49 Prozent. Der Rentenindex Rex gab um 0,05 Prozent
auf 145,66 Punkte nach. Der Bund-Future verlor 0,09
Prozent auf 176,14 Punkte./tih/he
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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