Vor dem Wochenende sind die Anleger am
deutschen Aktienmarkt nach der jüngsten Erholung vom Corona-Crash
wieder vorsichtiger geworden. Die Anleger scheuten am Freitag das
Risiko, so dass der Dax 3,68 Prozent tiefer bei
9632,52 Punkten schloss. Die 10 000-Punkte-Marke, die der deutschen
Leitindex am Vortag noch hinter sich gelassen hatte, rückte nun
wieder in die Ferne.
Auf Wochensicht ergibt sich für den Dax gleichwohl ein Plus von 7,88
Prozent. Es ist der größte Wochengewinn seit Dezember 2011. Für den
MDax der mittelgroßen Werte ging es am Freitag um
3,77 Prozent auf 20 618,22 Zähler nach unten.
Die Marktteilnehmer seien weiter sehr nervös, sagte Experte Andreas
Lipkow von der Comdirect Bank. In den USA und damit in der größten
Volkswirtschaft der Welt befinde sich die Coronavirus-Pandemie noch
in der Beschleunigungsphase und führe zu hohen Infektionszahlen. Die
schwache Wall Street spiegele dies wider und diesem Trend könne sich
auch der deutsche Finanzmarkt nicht entziehen.
Die Profiteure der Virus-Krise verzeichneten am letzten Handelstag
der Woche wieder Gewinne. So zogen im Nebenwerteindex SDax
die Anteile von Drägerwerk um gut 6
Prozent an. Die Lübecker stellen Beatmungsgeräte und
Schutzausrüstung her. Hier sieht das Unternehmen eine weltweit
deutlich gesteigerte Nachfrage. Die Papiere des Anbieters von
Fernwartungs- und Home-Office-Lösungen Teamviewer
legten unter den besten Werten im MDax um 1,7 Prozent zu.
Im Dax verzeichneten nur die Anteilscheine des Medizinkonzerns
Fresenius und des Dialyseanbieters FMC
Gewinne. Die Aktien legten um 1,2 beziehungsweise 0,4 Prozent zu. Am
Index-Ende sackten die Aktien des Kunststoffspezialisten Covestro
um mehr als 8 Prozent ab.
Auch Auto- und Finanzwerte waren auf der Verliererseite. Die Aktien
der Norma Group aber hoben sich im Nebenwerteindex
SDax mit plus 5,7 Prozent nach einer positiven
Analystenstimme positiv vom schwachen Autosektor ab. Das Analysehaus
Pareto Securities sieht in der gegenwärtigen Krise im Zuliefersektor
einen stabilen Anker in den Aktien von Norma. Mit vergleichsweise
hohen Margen erscheine der Spezialist für Verbindungstechnik in der
Krise robuster als andere Wettbewerber, schrieb der Experte Tim
Schuldt.
Weiter unter Druck geriet der Immobiliensektor .
Experten befürchten, dass eine Rezession den Boom am Häusermarkt
beenden könnte. So gaben denn auch Branchenwerte wie Vonovia
, Aroundtown oder Instone
um teils bis 9 Prozent nach. Der
Einkaufszentren-Betreiber Deutsche Euroshop litt
unter der Nachricht, dass Einzelhändler in Deutschland zunehmend
Mietzahlungen aussetzen. Dessen Papiere sackten um 6,6 Prozent ab.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 4,18
Prozent auf 2728,65 Punkte ein. Der Leitindex in Paris
verlor mehr als 4 und der in London
gut 5 Prozent. An der Wall Street stand der Dow Jones Industrial
zum europäischen Börsenschluss rund 3 Prozent tiefer.
Der US-Leitindex hatte allerdings am Vortag angesichts eines
billionenschweren Konjunkturpakets und positiv interpretierter
Aussagen der US-Währungshüter um mehr als 6 Prozent zugelegt und
damit binnen drei Tagen knapp 4000 Punkte zurückerobert.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,32 Prozent am
Vortag auf minus 0,44 Prozent. Der Rentenindex Rex
stieg um 0,67 Prozent auf 145,04 Punkte. Der Bund-Future
gewann 0,96 Prozent auf 172,66 Zähler.
Der Eurokurs zog an und kostete zuletzt 1,1081
US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor
auf 1,0977 (Donnerstag: 1,0981) Dollar festgesetzt. Der Dollar
kostete damit 0,9110 (0,9107) Euro./la/he
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 DE0008467416
AXC0367 2020-03-27/18:24
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