Gewinnmitnahmen der Anleger haben den Dax
am Freitag wieder unter die Marke von 13 000 Punkten
gedrückt. Der Risikoappetit der Anleger sei zunächst einmal
gezügelt, schrieb Analyst Edward Moya vom Währungsbroker Oanda. Der
Leitindex fiel um 2,02 Prozent auf 12 838,06 Punkte. Nach dem
Anstieg auf das Niveau zu Beginn des Corona-Crashs am Dienstag
bescherte ihm der Rücksetzer doch noch ein Wochenminus von 0,6
Prozent.
Mit dem Kursrutsch folgte der hiesige Aktienmarkt der jüngsten
Tendenz an den US-Börsen, wo am Vortag vor allem im
Technologiesektor ein Ausverkauf begann, der sich am Freitag
fortsetzte. "An den Aktienmärkten besteht nach der Liquiditäts-Rally
und der über den Erwartungen verlaufenden Berichtssaison
Korrekturbedarf", resümierte der Commerzbank-Anlagestratege
Chris-Oliver Schickentanz.
Vor diesem Hintergrund sank der MDax der mittelgroßen
deutschen Werte um 2,42 Prozent auf 26 650,24 Punkte. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 1,80 Prozent
auf 3310,89 Zähler. In Paris und London ging es für die jeweiligen
Leitindizes um etwa 1,5 Prozent bergab. Der New Yorker Dow Jones
Industrial stand zum europäischen Handelsschluss mit
einem halben Prozent im Minus.
Allgemein hieß es, dass die zuletzt von vielen Anlegern verdrängte
Coronavirus-Pandemie wieder eine belastendere Rolle spiele. Während
in den USA die Infektionszahlen schon länger steigen, warnten auch
Frankreich und Spanien wieder vor zunehmenden Fällen. Als Belastung
galten auch weiter die angespannten Beziehungen zwischen China und
den USA.
Der Druck im Tech-Sektor zeigte sich im Dax vor allem bei zwei
Werten: Infineon , die in dieser Woche auf dem
höchsten Stand seit zwei Jahren angekommen waren, und die zuletzt
rekordhohen SAP -Aktien sackten jeweils um etwa vier
Prozent ab. Schlechte Stimmung im Sektor verbreitete der
US-Prozessorhersteller Intel mit einem enttäuschenden
Margenausblick und der Aussage, eine neue Prozessortechnologie
verzögere sich.
Der MDax litt besonders stark unter einem Kursrutsch bei den
gewichtigen Aktien von Delivery Hero , die um 7,7
Prozent absackten. Der Essenslieferdienst, der womöglich schon im
August gute Chancen auf einen Dax-Aufstieg hat, lässt seine Anleger
weiter im Unklaren über einen erhofften Sprung in die schwarzen
Zahlen.
Besser erging es im MDax den zwei Prozent höheren Aktien des
Chemikalienhändlers Brenntag . Nach besser als
erwarteten Quartalszahlen erreichten sie den höchsten Stand seit
drei Jahren. Analyst Matija Gergolet von Goldman Sachs sprach von
einem Beweis für das robuste Geschäftsmodell in dieser konjunkturell
schwierigen Zeit.
Zum weiteren MDax-Gewinner mauserten sich am Nachmittag Thyssenkrupp
mit letztlich 0,7 Prozent Plus. Der "Spiegel" hatte
vorab berichtet, Konzernchefin Martina Merz schließe in Gesprächen
mit anderen Branchenunternehmen einen Komplettverkauf der
Stahlsparte nicht mehr aus.
Im SDax sprachen Börsianer von Gewinnmitnahmen beim
Corona-Krisengewinner Shop Apotheke . Die Papiere
sackten trotz deutlich angehobener Jahresziele um 6,5 Prozent ab. Im
frühen Handel hatten sie über der Marke von 147 Euro noch einen
neuen Rekord aufgestellt.
Die Aktien des SDax-Neulings Atoss Software bewegten
sich lange Zeit im Plus, nachdem der Spezialist für
Personalmanagement-Lösungen im ersten Halbjahr von einer hohen
Nachfrage profitierte. Am Nachmittag jedoch rauschten sie mit mehr
als sieben Prozent in den Keller.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind überwiegend gefallen. Der
Rentenindex Rex sank um 0,15 Prozent auf 145,30
Punkte. Die Umlaufrendite stieg im Gegenzug von minus 0,51 Prozent
am Vortag auf minus 0,49 Prozent. Der Bund Future gab um 0,36
Prozent auf 176,13 Zähler nach.
Der Kurs des Euro stieg, zuletzt wurde die
Gemeinschaftswährung zu 1,1636 US-Dollar gehandelt. Die Europäische
Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf
1,1608 (Donnerstag: 1,1569) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit
0,8615 (0,8664) Euro./tih/he
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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AXC0335 2020-07-24/18:18
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