Hoffnungen im Kampf gegen die Lungenkrankheit
Covid-19 haben am Mittwoch die Erholung des deutschen Aktienmarkts
kräftig vorangetrieben. Starke positive Impulse kamen vor allem am
Nachmittag in die Märkte, nachdem bekannt wurde, dass die
US-Biotechfirma Gilead mit ihrem ursprünglich gegen Ebola
entwickelten Wirkstoff Remdesivir einen Zwischenerfolg in der
Behandlung von Covid-19 erzielt hat.
Der Dax schloss mit einem Aufschlag von 2,89 Prozent
auf 11 107,74 Punkte knapp unter seinem kurz zuvor erreichten
Tageshoch. Der MDax , der die Aktien mittelgroßer
Unternehmen repräsentiert, stieg um 2,58 Prozent auf 23 406,05
Punkte.
Europaweit und in den USA wurden ebenfalls überwiegend deutliche
Gewinne verzeichnet: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
rückte um 2,18 Prozent auf 2996,08 Zähler vor. Um
mehr als 2 Prozent legten auch der Cac 40 in Paris
und der FTSE 100 in London zu. In den USA gewann der
Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss
2,4 Prozent.
Aus technischer Sicht habe der Dax im Verlauf seiner Erholungsrally
ein neues Hoch erreicht "und den Weg frei gemacht bis in die Region
um 11 500 Zähler", sagte CMC-Markets-Experte Jochen Stanzl. Zugleich
verwies er auf Erleichterungen angesichts der Berichtssaison, die in
diesen Tagen sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks ihren
Höhepunkt erreicht. "Ganz große und vor allem unerwartete
Enttäuschungen sind bislang ausgeblieben, auch weil die Erwartungen
schon im Keller waren."
Unter den einzelnen Branchen in Europa war die der Automobilwerte am
Mittwoch besonders attraktiv. Sie legte um 5,1 Prozent zu. Im Dax
sprangen die Aktien von BMW und Volkswagen
um jeweils 5,8 Prozent hoch und Daimler
gewannen sogar 6,7 Prozent. Die Covid-19-Krise trifft
Autobauer besonders, weshalb die Aktien auch besonders stark
gelitten haben. Nun sorgten weniger die vorgelegten detaillierten
Quartalsbilanzen von VW und Daimler für Euphorie, sondern eher die
Hoffnungen auf eine mögliche staatlich geförderte Autokauf-Prämie
für Gewinne.
Die Deutsche Bank meldete nach ihren am Montag
veröffentlichten Eckdaten zum ersten Quartal nun detaillierte
Zahlen, was die Aktien in ihrer Erholungsrally weiter vorantrieb.
Sie sprangen als Dax-Spitzenreiter um knapp zwölf Prozent hoch.
Damit haben sie in nur drei Handelstagen um mehr als 30 Prozent
zugelegt. Barclays-Analyst Amid Goel nannte die aktuellen Zahlen
"zwar nicht ganz so gut wie die Vorab-Zahlen, aber besser, als was
wir und der Konsens zuvor erwartet haben". Trotz der Corona-Krise
rechnet das Finanzinstitut im laufenden Jahr weiter mit stabilen
Erträgen im Kerngeschäft.
Dass zudem die Fondstochter DWS im ersten Quartal
weniger Abflüsse verzeichnete als befürchtet und auch kostenseitig
erfreulich abschnitt, sorgte im SDax für ein
Kursgewinn dieser Aktie von etwas mehr als 15 Prozent.
Positiv aufgenommene Geschäftszahlen von Covestro
ließen die Aktien des Kunststoffherstellers um 4,3 Prozent steigen.
MTU setzten mit plus 10,5 Prozent im Dax ihren
Erholungsversuch fort. Der Triebwerksbauer, der wie
Fluggesellschaften und Tourismusunternehmen zu den großen
Krisenverlierern zählt, wurde von dem Corona-Crash so schwer
getroffen wie kein anderes Unternehmen im Leitindex.
Darüber hinaus zogen weiterhin die Papiere von Wirecard
Aufmerksamkeit auf sich. Sie bekamen am Mittwoch die
Nachwehen des vom Markt als enttäuschend bewerteten
Bilanzprüfungsberichts der KPMG zu spüren und waren mit minus 8
Prozent Schlusslicht im Dax. Bereits am Vortag hatten die
Anteilsscheine des Zahlungsabwicklers mehr als 25 Prozent eingebüßt,
denn wesentliche Fragen waren im Bericht weiter ungeklärt geblieben.
Die jüngsten Erholungsgewinne nach dem Corona-Crash wurden damit
wieder ausradiert.
Am Rentenmarkt stieg der Rex um 0,18 Prozent auf
144,83 Punkte. Die Umlaufrendite fiel von minus 0,44 Prozent am
Vortag auf minus 0,48 Prozent. Der Bund Future stieg am frühen Abend
um 0,16 Prozent auf 172,98 Zähler. Der Euro wurde
zugleich mit 1,0855 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank
setzte den Referenzkurs auf 1,0842 (Dienstag: 1,0877) Dollar fest.
Der Dollar kostete damit 0,9223 (0,9193) Euro./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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