Der Aktienmarkt war am Dienstag wieder von
politischer Unsicherheit geprägt. Nach zwei Gewinntagen in Folge
drehte der Leitindex Dax ins Minus und schloss mit
einem Abschlag von 1,05 Prozent bei 11 970,20 Punkten. Der MDax
für mittelgroße Werte gab zum Börsenschluss noch
stärker um 1,72 Prozent auf 25 175,42 Zähler nach, nachdem er die
vergangenen zwei Handelstage mit einem Plus beendet hatte. Dabei
wurde er vor allem von den Aktien von Qiagen und Uniper nach unten
gezogen.
Neben dem Handelsstreit zwischen China und den USA trübte
vornehmlich das Thema Brexit die Laune der Anleger. Ein
EU-Austrittsabkommen hält der britische Premierminister Boris
Johnson laut Kreisen mittlerweile für praktisch unmöglich. Dies habe
Johnson im Telefongespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
gesagt, nachdem diese einen Verbleib von Nordirland in der Zollunion
gefordert habe, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter
Berufung auf britische Offizielle. Dies sei für Johnson nicht
akzeptabel. Nun werde ein harter Brexit immer wahrscheinlicher,
schrieb Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss mit
einem Minus von 1,11 Prozent bei 3432,76 Punkten. In Paris ging es
für den französischen Leitindex Cac 40 in einer
ähnlichen Größenordnung bergab, während der britische FTSE 100
ein Minus von 0,76 Prozent verbuchte. Der
US-Leitindex Dow Jones Industrial verlor zum
europäischen Handelsende 1,00 Prozent.
Im trüben Umfeld notierten fast alle Dax-Werte im Minus. Gegen den
negativen Trend hatten sich bis zum Nachmittag die Papiere der
Deutschen Börse gestemmt, bevor sie ihre Gewinne
abgaben und 0,07 Prozent tiefer endeten. Zuvor hatte die Hongkonger
Börse eine Übernahme ihres Londoner Rivalen LSE
abgesagt. Eine Fusion hätte einen weltweit führenden
Finanzmarktkonzern entstehen lassen. Die Offerte wurde aber von der
LSE abgelehnt. Die Papiere der Londoner standen zum Handelsende mit
fast 6 Prozent im Minus.
Auf dem vorletzten Platz im Dax landeten die Papiere von Infineon
, die rund dreieinhalb Prozent weniger kosteten als am
Vortag. Der Chipspezialist hatte seine Investoren bei einer
Telefonkonferenz zur Autosparte für 2020 auf eine weltweit leicht
rückläufige Autoproduktion eingestellt. "Entsprechend schwinden auch
die Hoffnungen, dass die dahindarbende Sparte und damit auch
Infineon selbst die nun zunehmend ambitioniert erscheinenden Ziele
erreichen kann", kommentierte Marktexperte Frederik Altmann von
Alpha Wertpapierhandel das Geschehen. Den Kursverlust am Dienstag
konnte auch das starke Abschneiden vom Wettbewerber Samsung
im dritten Quartal nicht aufhalten.
Der Zahlungsabwickler Wirecard schraubte indes seine
Mittelfristziele bei Umsatz und Gewinn nach oben. Allerdings stelle
sich die Frage, warum das Unternehmen nun mit einer niedrigeren
operativen Gewinnmarge rechne als bisher, schrieb Analyst Sandeep
Deshpande von der US-Bank JPMorgan. Die Anteilsscheine von Wirecard
büßten bis zum Schluss mehr als viereinhalb Prozent ein und waren
damit Schlusslicht im Dax.
Noch deutlichere Bewegungen gab es in der zweiten Reihe. So sackten
die Aktien von Qiagen am MDax-Ende um über ein
Fünftel ab. Ein schwacher Umsatzausblick und der überraschende
Abgang des Konzernchefs hatten die Anleger des
Gendiagnostik-Spezialisten verstimmt. Qiagen blickt wegen eines
niedriger als gedachten Wachstums in China vorsichtiger auf das
Erlöswachstum im dritten Quartal.
Die Anteilscheine von Uniper knickten um rund
achteinhalb Prozent ein. Die Hoffnungen vieler Aktionäre des
Versorgers auf eine zeitnahe, hohe Übernahmeprämie durch Fortum
wurden zunichte gemacht: Zwar übernimmt der finnische
Energiekonzern durch den Kauf eines Aktienpakets von den Investoren
Elliott und Knight Vinke die Mehrheit an dem MDax-Konzern, mit einem
Gewinnabführungsvertrag aber will sich Fortum mindestens zwei Jahre
Zeit lassen.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,59 Prozent am
Vortag auf minus 0,57 Prozent. Der Rentenindex Rex
fiel um 0,05 Prozent auf 146,13 Punkte. Der Bund-Future
legte um 0,21 Prozent auf 174,64 Zähler zu.
Der Euro notierte zuletzt bei 1,0948 US-Dollar. Den
Referenzkurs hatte die Europäische Zentralbank (EZB) zuvor auf
1,0986 (Montag: 1,0993) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit
0,9102 (0,9097) Euro gekostet./la/kro/he
--- Von Lutz Alexander und Karolin Rothbart, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 DE0008467416
AXC0234 2019-10-08/18:09
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