Der Dax hat sich am Dienstag etwas von seinen jüngsten Verlusten erholt. Der deutsche Leitindex stieg nach einem zweitägigen deutlichen Kursrutsch um 2,51 Prozent auf 10 729,46 Punkte, wobei Marktteilnehmer allerdings angesichts relativ geringer Handelsvolumina vorsichtig blieben. Für den MDax ging es um 3,06 Prozent auf 23 117,73 Punkte nach oben.

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts über milliardenschwere Käufe von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB) hatte nur kurz für Nervosität und zeitweilige Gewinnmitnahmen gesorgt. Auftrieb kam aus den USA, wo die Wall Street nach einem freundlichen Wochenauftakt weiter zulegte. Zudem machten die zunehmenden Lockerungen in der Corona-Krise Mut, sagte Marktanalyst David Madden vom Handelshaus CMC Markets UK. "Das dürfte den Weg für die Wiederöffnung der Volkswirtschaften ebnen."

Das Bundesverfassungsgericht hatte mehreren Klagen gegen die umfangreichen Staatsanleihekäufe der EZB seit 2015 überwiegend stattgegeben. Die Beschlüsse der Notenbank seien kompetenzwidrig ergangen. Bundesregierung und Bundestag hätten durch ihr tatenloses Zusehen Grundrechte verletzt.

Aus Sicht von LBBW-Volkswirt Uwe Burkert erzielte die EZB zwar einen Teilerfolg, da ihr Ankaufprogramm nicht als Staatsfinanzierung beurteilt wurde. Dennoch beinhalte der Schiedsspruch "Sprengstoff", da der Europäischen Zentralbank ein Überschreiten ihrer Kompetenzen vorgeworfen werde.

Abseits politischer Themen und gesamtwirtschaftlicher Unwägbarkeiten ging es für die Anleger mit zahlreichen Quartalsbilanzen weiter. So war bei dem Chipkonzern Infineon laut JPMorgan-Analyst Sandeep Deshpande das zweite Geschäftsquartal etwas besser verlaufen als erwartet. Die Aktien schlossen gut sechs Prozent höher.

Die Papiere von Vonovia schnellten um fast sieben Prozent in die Höhe. Der Immobilienkonzern hatte vor dem Hintergrund milliardenschwerer Zukäufe im Ausland und höherer Mieteinnahmen im Auftaktquartal einen Gewinnanstieg gemeldet. An der Dax-Spitze erholten sich die zuletzt schwer von der Virus-Krise gebeutelten Anteilscheine des Triebwerkbauers MTU mit einen Plus von gut zehn Prozent.

Die Titel von Beiersdorf hingegen büßten nach detaillierten Umsatzzahlen am Dax-Ende fast drei Prozent ein. UBS-Analyst Charles Eden nannte den starken Umsatzrückgang der Luxusmarke La Prairie "enttäuschend".

Der Kochboxenlieferant Hellofresh als einer der wenigen Gewinner in der Corona-Krise hatte die Prognose für das laufenden Jahr deutlich erhöht. Die Aktien zogen als Favorit im MDax um rund zehn Prozent an, nachdem sie bereits im frühen Handel ein Rekordhoch erreicht hatten. Die Hugo-Boss-Papiere indes sackten nach einem enttäuschenden ersten Quartal mit einem Minus von mehr als vier Prozent an das Index-Ende.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 2,11 Prozent auf 2875,91 Zähler. Der Cac 40 in Paris zog noch etwas deutlicher an, während der FTSE 100 in London um 1,7 Prozent zulegte. In den USA gewann der Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss 1,6 Prozent.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,57 Prozent am Vortag auf minus 0,54 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,17 Prozent auf 145,28 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,14 Prozent auf 174,35 Punkte.

Der Kurs des Euro war nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts unter Druck geraten. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0842 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs auf 1,0843 (Montag: 1,0942) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9223 (0,9139) Euro./la/he

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

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AXC0402 2020-05-05/18:18

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