FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich am Dienstag bereits für den US-Zinsentscheid zur Wochenmitte positioniert. Sie setzen angesichts der Probleme in Teilen des Bankensektors auf eine gemäßigtere Geldpolitik. Gleichzeitig nahm die Angst vor größeren Verwerfungen in der Bankenbranche weiter ab. Die Sorge der Investoren, auch im neuen Börsenjahr Performance zu verpassen, sei derzeit größer, als jene vor weiteren Kursrücksetzern, erklärte Börsenexperte Andreas Lipkow.

Der Dax schloss mit einem Plus von 1,75 Prozent bei 15 195,34 Punkten. Zum Wochenstart war der Leitindex noch unter 14 500 Punkte auf den tiefsten Stand seit Anfang Januar abgerutscht, hatte sich aber im Tagesverlauf deutlich erholt. Der MDax gewann am Dienstag 1,60 Prozent auf 27 018,71 Zähler.

Auch die übrigen europäischen Börsen setzten ihre Erholung vom Wochenauftakt fort: Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone endete 1,5 Prozent höher. Der französische Cac 40 stieg um 1,4 Prozent und der britische FTSE 100 legte um 1,8 Prozent zu. In New York gewann der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss rund 0,5 Prozent.

Die Aussicht auf ein gedrosseltes Zinserhöhungstempo der US-Notenbank Fed galt als Stütze für die Börse. Wenn die Fed am Mittwoch den Zinsentscheid bekannt gibt, dürften die Währungshüter wegen der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor vorsichtiger werden, so die Hoffnung vieler Anleger. Laut der Commerzbank preist der Markt nicht einmal mehr eine Zinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte voll ein.

Im Bankensektor dominierte weiterhin die Erleichterung, dass größere Verwerfungen vermieden wurden, wie die starken Kursgewinne der Commerzbank (plus 7,4 Prozent) und der Deutschen Bank (plus 6,1 Prozent) zeigten. Beide Werte standen damit klar an der Dax-Spitze.

Mit einem Kursanstieg von 1,4 Prozent lagen die RWE-Papiere im Dax-Mittelfeld. Mit Blick auf den finalen Jahresbericht des Energiekonzerns erwähnten Händler solide Jahresziele positiv. Im Detail galt dies auch für den Dividendenausblick: Mit einem Euro je Aktie soll die Auszahlung für 2023 höher ausfallen als bisher von Analysten gedacht.

Thyssenkrupp gehörten mit plus 4,5 Prozent zu den größten MDax-Gewinnern. Hier rückt nach einem "Handelsblatt"-Artikel die Zukunft der Stahlsparte in den Blick. Den Angaben zufolge soll der Finanzinvestor CVC Interesse an einer Übernahme haben. Damit komme wieder Schwung in die Angelegenheit, sagte ein Händler.

Zum Spitzenwert im MDax avancierten Bechtle . Nach einer Kaufempfehlung des Bankhauses Metzler beendeten die Aktien des IT-Dienstleisters eine mehrwöchige Konsolidierung. Sie kletterten im Verlauf auf das höchste Niveau seit September und endeten mit einem Plus von 5,4 Prozent.

Noch besser kam der Ausblick von Amadeus Fire an: Die Titel zogen an der SDax-Spitze um 7,5 Prozent an. Der Personaldienstleister erwartet im neuen Geschäftsjahr weitere Zuwächse bei Umsatz und operativem Ergebnis. Die Aktionäre sollen für 2022 außerdem eine deutlich höhere Dividende erhalten.

Die Kurse deutscher Bundesanleihen fielen deutlich. Während die Umlaufrendite von 2,02 Prozent am Vortag auf 2,23 Prozent stieg, sank der Rentenindex Rex um 1,11 Prozent auf 125,96 Punkte. Der Bund-Future verlor zuletzt 1,30 Prozent auf 136,08 Punkte.

Der Euro kostete zuletzt 1,0770 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0776 Dollar festgesetzt./edh/jha/

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

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AXC0321 2023-03-21/18:08

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