FRANKFURT (dpa-AFX) - Am großen Verfallstag an den Terminbörsen hat
sich der Dax von den jüngsten Verkaufswellen etwas
erholt. Der deutsche Leitindex stieg am Freitag um 0,67 Prozent auf
13 126,26 Punkte. Auf Wochensicht bedeutet dies ein Minus von 4,62
Prozent, seit dem Zwischenhoch am Pfingstmontag summieren sich die
Verluste für den deutschen Leitindex sogar auf fast 11 Prozent. Viel
mehr als einen Stabilisierungsversuch im Abwärtstrend sehen Experten
daher vorerst nicht. Der MDax der mittelgroßen Werte
zog am Freitag um 1,22 Prozent auf 27 061,74 Zähler an.
Am Freitag liefen Terminkontrakte auf Aktien und Indizes an den
Terminbörsen aus. Vom "großen Verfall" oder auch "vierfachen
Verfall" sprechen Börsianer dann, wenn Optionen und Futures auf
Indizes und einzelne Aktien am selben Tag verfallen. Insgesamt gibt
es jährlich vier große Verfallstermine. An diesen Tagen können
Aktienkurse und auch Indizes ohne wesentliche Unternehmens- oder
Konjunkturnachrichten spürbar schwanken.
Hohe Inflation und steigende Zinsen bleiben am Markt die
dominierenden Themen und schüren bei Investoren die Angst vor einer
Rezession. Die überraschend deutliche Zinserhöhung in der Schweiz
hatte die Kurse am Vortag stark belastet und für den jüngsten
Kursrutsch gesorgt.
Auch die Drosselung der Gaslieferungen aus Russland spielt zunehmend
eine Rolle. Das Szenario eines Lieferstopps für russisches Gas
scheine jetzt immer wahrscheinlicher zu werden, schrieb Analyst
Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Es könnte eine sofortige
Rezession in Deutschland auslösen.
Eine Kreise-Meldung über eine mögliche Übernahme der
niederländischen ABN Amro durch die französische BNP
Paribas trieb Bankenwerte europaweit
an. Im MDax zogen die Aktien der Commerzbank um gut
drei Prozent an.
Die Papiere von Delivery Hero gewannen an ihrem
letzten Tag im Dax an der Index-Spitze gut zwölf Prozent. Von Montag
an werden sie im MDax gelistet. Die Anteilsscheine des
Essenslieferdienstes waren im ersten Corona-Jahr als einer der
Pandemiegewinner kaum zu bremsen und im Sommer 2020 als Ersatz für
den Zahlungsabwickler Wirecard in die erste deutsche Börsenliga
aufgestiegen. Nach stärkeren Kursschwankungen 2021 ging es 2022
steil bergab. Seit Jahresbeginn haben sie rund zwei Drittel
verloren.
Die im Zuge der Zinswende zuletzt besonders schwachen
Immobilienwerte legten zu. Vonovia gewannen gut drei
Prozent. Grand City Properties , Deutsche Wohnen
und Aroundtown schnellten um bis zu
gut neun Prozent in die Höhe, wobei Grand City von einer Studie der
Societe Generale beflügelte wurde.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 0,31
Prozent auf 3438,46 Punkte zu. Der Pariser Cac 40 und
der Londoner FTSE 100 schlossen leicht im Minus. In
New York gab das Leitbarometer Dow Jones Industrial
zum Börsenschluss in Europa um 0,4 Prozent nach.
Der Euro kostete zuletzt 1,0472 US-Dollar. Die
Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0486
(Donnerstag: 1,0400) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit
0,9537 (0,9615) Euro. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 1,72
Prozent am Vortag auf 1,57 Prozent. Der Rentenindex Rex
stieg um 0,74 Prozent auf 131,43 Punkte. Der
Bund-Future gewann 0,51 Prozent auf 144,39
Punkte./la/stw
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 DE0008467416
AXC0235 2022-06-17/18:32
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