FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der Kurserholung zu Wochenbeginn sind die
Anleger am deutschen Aktienmarkt am Dienstag wieder abgetaucht. Der
Leitindex Dax war nach anfänglichen Gewinnen bereits
am Vormittag ins Minus gedreht, zum Handelsschluss betrug der
Abschlag 1,03 Prozent auf 12 670,83 Punkte. Damit sind sämtliche
Vortagesgewinne wieder dahin. Mit der Aussicht auf eine weitere
kräftige Zinserhöhung in den USA am Mittwoch gingen die Investoren
kaum mehr ins Risiko.
Der MDax beendete den Handelstag mit einem Abschlag
von 0,88 Prozent bei 23 759,51 Zählern. Kursbelastend wirkten laut
Börsianern auch neue Preisdaten: Die deutschen Erzeugerpreise
stiegen im August deutlich stärker als erwartet. Die Marktteilnehmer
sahen dadurch das Szenario von weiteren Zinserhöhungen auch in der
Eurozone untermauert.
Die Sitzung der US-Notenbank Fed steht weiterhin im Brennpunkt des
Interesses. Die Experten der Essener National-Bank erwarten zur
Wochenmitte in den USA einen weiteren Zinsschritt um 0,75
Prozentpunkte, obwohl bereits einige Marktstimmen mit einem Schritt
um einen ganzen Punkt rechnen. "Dies dürfte aber zu viel sein, um
die ohnehin schon wabernde Rezessionsgefahr sowohl in den USA, als
im Besonderen in Europa nicht noch weiter anzufeuern".
Experte Francois Rimeu von der Investmentgesellschaft La Francaise
rechnet damit, dass Fed-Chef Jerome Powell den Schwerpunkt nach wie
vor auf die Senkung der Inflation legt. "Die Fed muss die
Zinserhöhungen trotz der negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft
(...) fortsetzen", schrieb der Stratege. Der Arbeitsmarkt sei zu
angespannt, es bestehe die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale.
Steigende Kapitalmarktzinsen sind Gift auch für die
Immobilienbranche. Sie verteuern das Bauen und gleichzeitig die
Finanzierung. Der europäische Sektorindex fiel am Dienstag auf den
tiefsten Stand seit mehr als zehn Jahren. Vonovia-Aktien
gehörten mit einem Abschlag von knapp drei Prozent zu
den Schlusslichtern im Dax. Auch die Immobilienaktien im MDax und
SDax gerieten unter Druck.
Henkel standen wegen des Kapitalmarkttages im Fokus.
Der Konsumgüterkonzern erhöhte dank guter Geschäfte im Segment
Klebstoffe die Umsatzprognose für das laufende Jahr ein weiteres
Mal. Die Aktien hatten zunächst mit Gewinnen reagiert, waren dann
aber mit dem schwachen Gesamtmarkt ins Minus gedreht. Zum Schluss
stand ein Minus von 1,2 Prozent auf der Anzeigetafel.
Gesucht waren erneut die Aktien der Porsche Holding, die den Dax mit
einem Aufschlag von fast vier Prozent anführten. Die Zeichnungsfrist
für den Börsengang des Sportwagenbauers Porsche AG
hat inzwischen begonnen. Die Nachfrage übersteige das Angebot, hieß
es dazu von der Investmentbank Goldman Sachs. Volkswagen
-Vorzüge gaben indes leicht nach, die übrigen
Autobauer im Leitindex mussten sich mit etwas deutlicheren
Kursverlusten von jeweils rund einem Prozent abfinden.
Auch der Uniper -Konzern beschäftigt die Börsianer
weiter. Hier gab es Neuigkeiten zum Stabilisierungspaket, das
derzeit noch verhandelt wird. Demnach soll der deutsche Staat alle
bisher vom finnischen Energiekonzern Fortum
gehaltenen Anteile übernehmen und erhält damit die Mehrheit an dem
angeschlagenen Gasimporteur. Geplant sei außerdem eine
Kapitalerhöhung in Höhe von acht Milliarden Euro, die ausschließlich
durch den Bund gezeichnet werden soll, hieß es am Abend vom Konzern.
Die Uniper-Aktien kletterten an der SDax-Spitze um fast vier
Prozent. Am Freitag noch waren sie auf ein Rekordtief gefallen.
Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor, er
gab 0,93 Prozent auf 3467,09 Punkte nach. Auch an den Leitbörsen in
London und Paris gab es Abschläge. An der Wall Street tauchten die
Anleger ebenfalls nach den Kursgewinnen zum Wochenstart wieder ab,
in New York stand der Dow Jones Industrial zum
europäischen Börsenschluss mit rund 0,8 Prozent im Minus,
Der Euro stand im Abendhandel weiter unter Druck,
zuletzt wurden 0,9986 US-Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank
hatte den Referenzkurs zuvor auf 0,9986 (Montag: 0,9990) Dollar
festgesetzt. Der Dollar hatte damit 1,0014 (1,0010) Euro gekostet.
Die europäische Gemeinschaftswährung pendelt seit Wochen um die
Parität zum Dollar.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,69 Prozent am Vortag
auf 1,80 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,43
Prozent auf 129,71 Punkte. Der Bund-Future fiel um
1,10 Prozent auf 140,84 Punkte, im Tagesverlauf hatte er ein Tief
markiert./tav/jha/
--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---
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