FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat nach einem über
weite Strecken verlustreichen Handel am Mittwoch im Plus
geschlossen. Dabei half ab der zweiten Handelshälfte der Rückenwind
von den positiven US-Aktienmärkten. Der deutsche Leitindex stieg um
0,35 Prozent auf 12 915,97 Punkte, nachdem er im Tagesverlauf noch
bis zu ein Prozent verloren hatte. Vor der erwarteten Zinserhöhung
durch die Europäische Zentralbank (EZB) hätten viele Anleger
zunächst kein großes Wagnis mehr eingehen wollen, hieß es dazu aus
dem Markt.
Auch der MDax der mittelgroßen Unternehmen arbeitete
sich nach den jüngsten Verlusten bis zum Abend auf positives Terrain
vor und schloss mit einem Aufschlag von 0,45 Prozent auf 24 996,30
Punkte.
Konstantin Oldenburger von CMC Markets beschrieb die Stimmung im
Handel als recht ruhig vor der mit großer Spannung erwarteten
Sitzung der Europäischen Zentralbank. Marktbeobachter gehen davon
aus, dass die EZB am Donnerstag mit einer Zinserhöhung von 0,75
Prozentpunkten auf die sehr hohe Inflation reagieren wird. Die
Zentralbank sei zum Handeln gezwungen, mit zögerlichen Zinsschritten
sei die enorme Preissteigerung nicht in den Griff zu bekommen,
konstatierte Analyst Christian Henke vom Handelshaus IG.
An der Dax -Spitze schnellten RWE um
rund 7,2 Prozent hoch nach einem möglichen Vorschlag aus der
EU-Kommission. Dieser sieht laut einem Entwurf vor, Einnahmen aus
Strom, der nicht aus Gas produziert wird, auf 200 Euro pro
Megawattstunde zu begrenzen. Summen, die darüber hinausgehen, sollen
etwa an Verbraucher umverteilt werden, wie aus einem ersten Entwurf
für ein Gesetz hervorgeht, das der Deutschen Presse-Agentur
vorliegt.
Die Analysten von Goldman Sachs stuften die genannte Obergrenze als
recht hoch ein und werteten dies als eine gute Nachricht für die
Branche. Dies bescherte auch dem Solar- und Windparkbetreiber
Encavis Kursgewinne von zehn Prozent und damit den
ersten Platz im MDax. Die Aktien des von Gaslieferungen besonders
abhängigen Uniper-Konzerns reduzierten nach einem
weiteren Rekordtief ihren Verlust auf rund ein halbes Prozent.
Deutsche Bank verloren am Dax-Ende knapp zwei
Prozent. Vorstandschef Christian Sewing hält einen
Wirtschaftsabschwung für unvermeidlich und rechnet in den nächsten
Monaten mit Kreditausfällen in der Branche, jedoch seien diese
verkraftbar.
Thyssenkrupp -Aktien sprangen kurz vor Handelsschluss
kräftig an und verteuerten sich um mehr als fünf Prozent. Börsianer
verwiesen auf einen Pressebericht, wonach der zuletzt noch auf Eis
gelegte Börsengang für das Wasserstoffgeschäft Nucera bald erfolgen
könnte. Bereits in der kommenden Woche könnte der Konzern den
formellen Prozess eines Börsengangs einleiten, hieß es in einem am
Mittwoch veröffentlichten Bericht des Fachportals "Dealreporter".
Um 3,3 Prozent nach unten ging es für die Anteile des
Energietechnikkonzerns Siemens Energy , der für die
geplante vollständige Übernahme seiner Windkrafttochter Gamesa
den Kapitalmarkt mit einer Wandelanleihe angezapft
hat.
Die bald im Kleinwerteindex SDax zurückerwarteten
Aktien des Kohlenstoffspezialisten SGL Carbon
gewannen nach einer Anhebung des Ausblicks mehr als zwölf Prozent.
Etwas verhaltener verlief zur Wochenmitte der Handel auf
europäischer Bühne, Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
schloss nahezu unverändert mit plus 0,06 Prozent bei
3502,09 Punkten. Die Börse in Paris trat ebenfalls
auf der Stelle, während Rezessionssorgen der Londoner Börse
etwas stärkere Verluste bescherten. Derweil notierte
an der Wall Street der Dow Jones Industrial zum
europäischen Handelsschluss mit 0,8 Prozent im Plus.
Der Euro erholte sich am Mittwoch von seinem am
Vortag markierten Tiefstand seit fast zwanzig Jahren. Die
europäische Gemeinschaftswährung kostete zuletzt 0,9947 US-Dollar.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf
0,9885 (Dienstag: 0,9928) Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,42 Prozent am Vortag
auf 1,44 Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,01
Prozent auf 131,92 Punkte. Der Bund-Future legte um
0,39 Prozent auf 147,59 Zähler zu./tav/jha/
--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0288 2022-09-07/18:29
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.