FRANKFURT (dpa-AFX) - Zwei Tage vor dem Zinsentscheid der
Europäischen Zentralbank (EZB) und nach einer fulminanten Kurs-Rally
sind die Anleger auch am Dienstag auf Nummer sicher gegangen. Der
Dax , der zuletzt sieben Rekordhochs in Folge
absolviert hatte, schloss 0,1 Prozent niedriger bei 17 698,40
Zählern. Schon am Vortag hatte die Rekordjagd eine Auszeit genommen.
Der MDax der mittelgroßen Börsentitel legte am
Dienstag um wenige Punkte auf 25 995,47 Zähler zu.
Am Donnerstag dürfte die EZB die Leitzinsen für die Eurozone
unverändert lassen. Potenzial für eine Überraschung und mithin
größere Kursausschläge bergen Beobachtern zufolge aber die neuen
Projektionen der Notenbank für Inflation und Wachstum in den
kommenden Jahren. "Sollte die Inflationsprognose für 2024 deutlich
gesenkt werden, könnten Spekulationen über eine zeitnahe
Leitzinssenkung wieder stärker ausfallen", schrieb Volkswirt Carsten
Mumm von der Bank Donner & Reuschel.
Am Freitag hatte der Dax bei gut 17 800 Punkten ein historisches
Hoch erreicht. Seitdem stagniert das Börsenbarometer. Auch die
anstehenden Auftritte des Notenbank-Chefs Jerome Powell vor dem
US-Kongress könnten die Hausse beenden. "Stellt der Fed-Chef die
Zinssenkung im Juni infrage, könnte dies durchaus zum Show-Stopper
für die Aktienmärkte werden", warnte Analyst Jochen Stanzl vom
Broker CMC Markets.
Aktien von Bayer büßten 7,6 Prozent ein, sie fielen
auf den tiefsten Stand seit fast 19 Jahren. Der Pharma- und
Agrarchemiekonzern will seine schwierige Lage trotz hoher Schulden
zunächst ohne einen Spartenverkauf meistern. Auf die Frage nach der
künftigen Struktur und einer möglichen Aufspaltung kam von Bayer am
Kapitalmarkttag die Anwort: "Nicht jetzt".
Die Anteile der DHL Group litten mit minus 1,7
Prozent unter einer Abstufung von "Buy" auf "Hold" durch die Bank
Societe Generale.
Im MDax sprangen die Aktien des Dialysespezialisten FMC
um 11,5 Prozent hoch. Auslöser waren Studiendaten von
Arzneimittelhersteller Novo Nordisk zu einem Medikament gegen
chronische Nierenerkrankungen. Da die Effizienz des Mittels hinter
den Erwartungen zurückblieb, profitierten die FMC-Aktien. An der
Spitze des Dax stiegen die Anteile von Fresenius um
3,8 Prozent, denn der Gesundheitskonzern ist an FMC beteiligt.
Der Außenwerbespezialist Ströer will die Dynamik aus
einem starken Weihnachtsgeschäft mit in das Jahr 2024 nehmen, was
der Aktie ein Plus von 4,4 Prozent eintrug.
Im SDax fielen die Papiere des Autozulieferers
Schaeffler nach einem enttäuschenden Gewinn um 2,7
Prozent. Der Nutzfahrzeughersteller Traton dagegen
gab starke Quartalszahlen bekannt und ist auch für 2024 guter Dinge.
Das sorgte für ein Kursplus von fast 8 Prozent und ein Rekordhoch.
An Europas wichtigsten Börsen überwogen am Dienstag die Verluste.
Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone gab um
0,4 Prozent auf 4893,07 Punkte nach. Der Pariser Cac 40
schloss ebenfalls etwas niedriger, während der
Londoner FTSE 100 kaum verändert aus dem Handel ging.
An der Wall Street notierte der Dow Jones Industrial
zuletzt 0,3 Prozent tiefer.
Der Euro wurde am Abend mit 1,0866 US-Dollar wenig
verändert gehandelt im Vergleich zum Vortag. Die EZB hatte den
Referenzkurs zuvor auf 1,0849 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt lag
die Umlaufrendite wie am Vortag bei 2,43 Prozent. Der Rentenindex
Rex gab um 0,02 Prozent auf 125,09 Punkte nach. Der
Bund-Future gewann am Abend 0,63 Prozent auf 133,68
Zähler./bek/jha/
--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---
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