Der deutsche Aktienmarkt ist am Freitag wegen anhaltender Zinsfantasie über die Marke von 12 000 Punkten zurückgekehrt. Nach enttäuschenden Arbeitsmarktdaten aus den USA kam der Markt zwar kurz ins Stottern, dann aber setzten die Investoren auf die US-Notenbank Fed als Heilsbringer. Am Ende gewann der Dax 0,77 Prozent auf 12 045,38 Punkte. Er fuhr damit ein Wochenplus von 2,7 Prozent ein. Zwischenzeitlich wäre es sogar fast über 12 100 Punkte geklettert.

Neue Nahrung erhielt die in dieser Woche kurstreibende Spekulation auf baldige Zinssenkungen in den USA davon, dass die dortige Wirtschaft im Mai deutlich weniger Arbeitsplätze geschaffen hatte als erwartet. Außerhalb der Landwirtschaft wurden im Mai 75 000 Stellen geschaffen, während Analysten im Mittel mit 175 000 gerechnet hatten.

Laut Charlotte Heck-Parsch von der BayernLB ist es dem eskalierten Handelsstreit geschuldet, dass sich der Jobmarkt dem schwachen Trend der US-Wirtschaftsindikatoren anschließt. "Die heutigen Daten geben der Fed zusätzlichen Nährboden für Zinssenkungen", so die Expertin. Fed-Chef Jerome Powell hatte jüngst versichert, im Bedarfsfall zeitnah auf unerwünschte Entwicklungen zu reagieren.

Vor diesen Hintergründen ging es am Freitag auch für den MDax nach oben, allerdings fiel dort die Dynamik wegen einer anhaltenden Talfahrt bei den üppig vertretenen Immobilienwerten geringer aus. Der Index mittelgroßer Werte ging 0,46 Prozent höher bei 25 082,96 Punkten in das Wochenende.

Die Flucht aus dem Immobiliensektor setzte sich wegen eines weiter diskutierten Verbotes von Mietsteigerungen in Berlin fort. Anleger fürchten nun, dass das regulatorische Umfeld am heiß gelaufenen Markt für Wohnimmobilien schwieriger wird. Vonovia waren im Dax mit Abgaben von 1,7 Prozent das Schlusslicht. Zahlreiche andere Branchenwerte in der zweiten und dritten Börsenreihe erwischte es noch schlimmer.

Weiter angefeuert wurde die Angst um den Immobiliensektor am Freitag von der US-Bank Morgan Stanley, die Deutsche Wohnen wegen des starken Fußabdrucks am Berliner Markt auf ein neutrales Votum mit "Equal-weight" abstufte. Im MDax waren die am Vortag schon besonders schwer belasteten Papiere nochmals um 8,5 Prozent abgesackt. Seit Mittwoch haben sie nun schon 15,6 Prozent an Wert verloren.

Hella -Aktien verloren fast 5 Prozent und mischten sich so im MDax unter die schwachen Immobilienwerte. Als Grund dafür galt ein negatives Votum der Investmentbank Oddo BHF. Analyst Harald Eggeling begründete seine neue Einstufung "Reduce" mit einem befürchteten deutlichen Margenrückgang.

Positiv auffällig waren im MDax Airbus und Dialog Semiconductor . Bei Airbus rückten die Papiere nach ermutigenden Flugzeug-Auslieferungszahlen des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns um 2,5 Prozent vor. Dialog übertrumpften dies angesichts laufender Aktienrückkäufe mit einem Anstieg um 4,5 Prozent.

Der EuroStoxx 50 stellte den Dax am Ende noch in den Schatten. Für den Leitindex der Eurozone ging es um 1,2 Prozent auf 3378,38 Punkte bergauf. Treiber dafür waren besonders starke französische Aktien, wie der 1,6 Prozent festere Cac 40 in Paris zeigte. Der Londoner FTSE 100 stieg um etwa 1 Prozent. In New York lag der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss ebenfalls rund 1 Prozent über der Gewinnschwelle.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,28 Prozent am Vortag auf minus 0,27 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,08 Prozent auf 144,27 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,24 Prozent auf 171,69 Punkte.

Der Euro profitierte nach den US-Jobdaten vom schwachen US-Dollar, er kostete zuletzt 1,1330 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1273 (Donnerstag: 1,1266) US-Dollar festgesetzt. Ein Dollar hatte damit 0,8871 (0,8876) Euro gekostet./tih/he

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

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AXC0262 2019-06-07/18:15

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