FRANKFURT (dpa-AFX) - Belastet von wieder aufgeflammten Zinssorgen hat der deutsche Aktienmarkt seine kräftigen Vortagesverluste am Freitag ausgeweitet. "Risiko raus, heißt die Devise auch am Schluss der turbulenten Handelswoche", sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets und verwies auf den Verlust im Leitindex Dax von rund 600 Punkten in den abgelaufenen drei Handelstagen.

Letztlich beendete das deutsche Börsenbarometer den Handel am Freitag mit einem Minus von 0,67 Prozent auf 13 893,07 Punkte. Damit verlor der Dax "am größten und wichtigsten Optionsverfallstermin des Jahres" den Kampf um die 14 000-Punkte-Marke, wie es Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners formulierte. Das Wochenminus beläuft sich auf 3,3 Prozent.

Der MDax ging am Freitag mit einem Abschlag von 1,29 Prozent auf 24 963,00 Zähler aus dem Tag. Ähnlich wie am deutschen Markt sah es auch an den anderen Börsen Europas aus. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 0,83 Prozent auf 3804,02 Zähler ein. In den USA wurden ebenfalls Verluste verbucht. Der Dow Jones Industrial verlor zum Börsenschluss in Europa 1,4 Prozent.

Am Donnerstag waren vor allem nach den Zinsäußerungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) die Sorgen an die Börsen der Euroregion zurückgekehrt. Denn auch wenn die US-Notenbank Fed und die EZB ihre Leitzinsen nicht mehr so deutlich anhoben wie zuvor, so wollen sie 2023 wegen der hohen Inflationsrisiken doch an ihrem Kurs steigender Zinsen festhalten.

Dabei soll es mehr Zinserhöhungen geben als viele Investoren erwartet hatten. Das aber birgt höhere Risiken für die Volkswirtschaften, auch wenn diese ohne die Eingriffe der Notenbanken letztlich noch höher sein dürften. Entsprechend lässt "der Appetit auf risikoreichere Anlagen nach", wie Analyst Pierre Veyret vom Broker ActivTrades schrieb.

Unter den Einzelwerten gewannen die Aktien der Deutschen Bank 2 Prozent und die der Commerzbank sogar 5,8 Prozent. Banken können in ihrem Alltagsgeschäft mit Anleihen, Konten und Krediten von steigenden Zinsen profitieren. Entsprechend legte die gesamte Branche zu und war in Europa die einzige mit Gewinnen.

Dagegen wurden umgekehrt Immobilienwerte abgestoßen und waren europaweit Schlusslicht. Die Investmentbank Stifel stufte den deutschen Sektor prompt auf "Neutral" ab. Für Tag Immobilien gaben die Analysten ihre Kaufempfehlung auf, die Papiere fielen um 6,4 Prozent. Vonovia sackten im Dax sogar um 8,2 Prozent ab.

Die Papiere von Südzucker bauten ihre Vortagesgewinne im SDax aus und stiegen um 9 Prozent. Der Zuckerkonzern geht nach dem guten Lauf in diesem Geschäftsjahr auch für das kommende Jahr von weiter anziehenden Gewinnen aus, wie er am Donnerstag mitgeteilt hatte.

Die Papiere von Morphosys brachen am SDax-Ende um 11,4 Prozent ein und litten unter einer Verkaufsempfehlung der US-Bank Goldman Sachs. Analyst Rajan Sharma begründete sein neues Anlageurteil mit wirtschaftlichen Herausforderungen und fehlenden Kurstreibern, da die Medikamenten-Pipeline dünn sei und Erwartungen nicht erfüllt hatte.

Für die Aktien von Ceconomy , die am Vortag nach einem als vage empfundenen Ausblick bereits eingebrochen waren, ging es um 3,3 Prozent abwärts. Nun äußerte sich die Investmentbank Oddo BHF negativ zur Aktie des Elektronikhändlers und sieht unter anderem Risiken einer Nachfrageabschwächung.

Der Euro wurde am frühen Abend zu 1,0615 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0619 (Donnerstag: 1,0621) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9417 (0,9415) Euro.

Am Rentenmarkt sind die Kurse gefallen. Während die Umlaufrendite von 1,89 Prozent am Vortag auf 2,18 Prozent stieg, fiel der Rentenindex Rex um 1,38 Prozent auf 126,93 Punkte. Der Bund-Future gab zuletzt um 0,61 Prozent auf 137,73 Punkte nach./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

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AXC0282 2022-12-16/18:31

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