Die Lungenkrankheit aus China ist am Dienstag
in den USA angekommen und hat die Rekordjagd an den US-Aktienmärkten
zunächst beendet. In Unsicherheit um die Auswirkungen des
Coronavirus auf die Wirtschaft hielten sich Investoren lieber
zurück. Der Leitindex Dow Jones Industrial gab um
0,52 Prozent auf 29 196,04 Punkte nach. Am Freitag war der Dow noch
auf ein Rekordhoch gestiegen, am Montag wurde in den USA wegen eines
Feiertags nicht gehandelt.
Nach dem Anstieg der Patientenzahl in China ist auch in den USA ein
erster Fall der neuen Lungenkrankheit nachgewiesen worden. Es
handele sich um einen Mann, der nach einer Reise in die chinesische
Provinz Wuhan am 15. Januar in die Westküstenmetropole Seattle
zurückgekehrt sei, teilte die US-Gesundheitsbehörde CDC am Dienstag
mit.
Der marktbreite S&P 500 schloss 0,27 Prozent
niedriger auf 3320,79 Punkten. Der von Technologiewerten geprägte
Nasdaq 100 hielt sich mit minus 0,08 Prozent auf
9166,63 Zähler besser. Hier stützten vor allem hohe Kursgewinne von
Tesla sowie von Chip-Aktien wie Intel
und Micron .
Von einem starken Anstieg der Erkrankungen und Todesfälle durch das
Coronavirus sprach Stratege Mixo Das von der Bank JPMorgan.
Allerdings sei die Lage gegenwärtig noch nicht so akut wie
seinerzeit beim Atemwegssyndrom Sars. Erfahrungsgemäß reagierten
Aktien von Unternehmen am stärksten auf drohende Pandemien, deren
Geschäft stark von "sozialer Interaktion" ihrer Kunden abhängig sei:
Fluggesellschaften, Spielcasinos, Einzelhandel und Erlebnisparks
nannte Mixo Das in einer Studie.
Das bekamen die entsprechenden Aktien denn auch zu spüren: So
gerieten Papiere von Fluggesellschaften unter Druck. Die Aktien von
United Airlines und American Airlines fielen jeweils
um mehr als 4 Prozent. Papiere der Resort- und Casino-Betreiber Las
Vegas Sands und MGM Resort büßten sogar bis zu 6,2 Prozent ein.
Noch schwerer traf es den Online-Reiseveranstalter Trip.com, dessen
Aktien um fast acht Prozent einbrachen. Wegen möglicher negativer
Auswirkungen des Coronavirus strich das Investmenthaus Bernstein die
Kaufempfehlung für die Aktien. In ihrem Sog fielen auch die Papiere
des Buchungsportals Booking um 3,1 Prozent.
Beim Flugzeugbauer Boeing setzte sich das
Kursdesaster im Zuge des Unglücksfliegers 737 Max fort. Die Papiere
rutschten um weitere 3,3 Prozent ab und fielen auf den niedrigsten
Stand seit Ende 2018. Boeing geht nun davon aus, dass das Flugverbot
für den Krisenjet noch bis Mitte des Jahres andauert.
Tesla -Aktien waren mit einem Plus von 7,2 Prozent auf
rund 547 US-Dollar der größte Kursgewinner im Nasdaq 100 Index.
Analyst Pierre Ferragu von New Street Research hält mit Blick auf
die kommenden Jahre einen Tesla-Kurs von bis zu 1700 Dollar für
möglich - rechnet aber weiterhin mit einem heftigen Kampf zwischen
den Bullen und Bären am Markt.
Aktien von Intel erreichten ein Rekordhoch, zum
Scluss legten sie an der Spitze des Dow um 1,6 Prozent zu. Händler
sprachen von hohen Erwartungen an die Quartalszahlen aus der
Chip-Branche. Am Mittwoch lässt sich Texas Instruments
in die Bücher schauen und am Donnerstag dann Intel
selbst.
Der Ölfeld-Ausrüster Halliburton , ein Schwergewicht
der Branche, hatte unerwartet gute Zahlen vorgelegt. Die Aktie
verlor dennoch 0,8 Prozent. Analyst Nicholas Green von Bernstein
Research sprach von einer nach wie vor vagen Strategie des Konzerns.
Nach Börsenschluss legen der Technologiekonzern IBM
und der Streaming-Anbieter Netflix Zahlen vor.
Marktanalyst David Madden vom Broker CMC Markets sieht bei Netflix
die Zahl der Neukunden als Lackmustest im Streaming-Markt, der seit
dem Einstieg von Apple und Disney durch härtere
Konkurrenz gekennzeichnet ist.
Der Euro gab Gewinne wieder ab und notierte zuletzt
bei 1,1087 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den
Referenzkurs auf 1,1115 (Montag: 1,1085) Dollar festgesetzt. Der
Dollar kostete damit 0,9000 (0,9021) Euro. Richtungweisende
zehnjährige US-Staatsanleihen legten angesichts der schwachen
Aktienkurse um 16/32 Punkte auf 99 27/32 Punkte und rentierten mit
1,766 Prozent./bek/he
--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---
ISIN US2605661048 US6311011026 US78378X1072
AXC0310 2020-01-21/22:24
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