Zerschlagene Hoffnungen auf ein mögliches
erstes Mittel gegen die gefährliche Lungenkrankheit Covid-19 haben
den Anleger an den US-Börsen am Donnerstag die wieder erwachte
Risikofreude verdorben.
Der Dow Jones Industrial gab seine Gewinne bis
Handelsschluss nahezu vollständig ab. Es blieb dem
US-Börsenbarometer letztlich nur ein Plus von 0,17 Prozent auf 23
515,26 Punkte. Im frühen Handel war es angesichts einer
fortgesetzten Erholung der Ölpreise noch um 1,7 Prozent gestiegen.
Am Ölmarkt pendelte der Preis für die wichtigste US-Marke WTI
zuletzt wieder um 17 Dollar.
Der marktbreite S&P 500 drehte in die Verlustzone und
ging mit minus 0,05 Prozent auf 2797,80 Zähler fast unverändert aus
dem Tag. Der Nasdaq 100 sank um 0,27 Prozent auf
8641,50 Punkte.
Einem Bericht der "Financial Times" zufolge hat der bisherige
Hoffnungsträger im Kampf gegen den neuen Corona-Virus Remdesivir des
US-Biotechkonzerns Gilead Sciences versagt. Bei der
Behandlung von Patienten in China habe es keine spürbaren
Verbesserungen bei der Gabe des Mittels gegeben. Das Unternehmen wie
auch die Weltgesundheitsorganisation WHO versuchten die aufgeregten
Gemüter zwar zu beruhigen, unter anderem mit dem Verweis auf die
Unvollständigkeit der unabsichtlich an die Öffentlichkeit gelangten
Studie. Der Aktienkurs des Biotech-Konzern geriet mit minus 4,3
Prozent dennoch unter Druck.
Auch die zwar nicht überraschenden, aber dennoch beunruhigenden sehr
schwachen Wirtschaftsdaten rückten wieder in das Bewusstsein der
Anleger. So hatten in der vergangenen Woche weitere 4,4 Millionen
Menschen in den USA einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt.
Am Häusermarkt war im März die Zahl der Neubauverkäufe so stark
eingebrochen wie zuletzt 2013. Wie außerdem das Institut IHS Markit
mitteilte, sackte im April inmitten der Viruskrise die Stimmung von
US-Unternehmen auf ein Rekordtief.
Unternehmensseitig standen ansonsten weitere Quartalsberichte im
Blick. Auch hier offenbart sich, wie sich die Krise konkret
auswirkt. Eli Lilly sprangen bei 162,56 Dollar auf
ein Rekordhoch. Mit einem kleineren Plus von 2,1 Prozent auf 159,93
Dollar gingen sie schließlich aus dem Tag. Anleger honorierten den
im Jahresvergleich 40-prozentigen Umsatzanstieg des
Blockbuster-Medikaments Trulicity gegen Diabetes auf einen
Quartalsrekordwert von 1,2 Milliarden Dollar.
Air Products & Chemicals zogen dagegen zur
Zahlenvorlage die Geschäftsjahresprognose 2019/20 für das Ergebnis
je Aktie zurück. Die Papiere des Herstellers von Industriegasen
gaben daraufhin um 1,5 Prozent nach. Mit Spannung erwartet wurde
zudem der nach Börsenschluss bekannt gegebene Quartalsbericht des
Chipherstellers Intel , dessen Aktien im Dow 1,8
Prozent verloren. Intel enttäuschte letztlich mit seinen
Gewinnausblick für das zweite Quartal, woraufhin die Papiere
nachbörslich noch etwas stärker nachgaben.
Um 5,6 Prozent ging es für die Anteilscheine von Snap
abwärts. Die Macher der Foto-App Snapchat wollen sich angesichts der
Corona-Krise über in Aktien wandelbare Anleihen 750 Millionen Dollar
(695 Mio Euro) frisches Geld am Markt besorgen.
Die Ölwerte ExxonMobil und Chevron
zählten angesichts der Ölpreiserholung zu den Favoriten im Dow und
legten um jeweils etwa 3 Prozent zu. Zu den Spitzenwerten gehörte
außerdem das Papier des in der Gesundheitsvorsorge aktiven
Unternehmens UnitedHealth mit plus 3,0 Prozent.
Am US-Rentenmarkt legten richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen
um 5/32 Punkte auf 108 16/32 Punkte zu und rentierten mit 0,603
Prozent. Der Eurokurs ging im US-Handel auf Berg- und
Talfahrt und rutschte letztlich wieder unter die Marke von 1,08
Dollar. Zum Börsenschluss an der Wall Street kostete die
Gemeinschaftswährung 1,0771 Dollar. Die Europäische Zentralbank
setzte den Referenzkurs auf 1,0772 (Mittwoch: 1,0867) Dollar fest.
Der Dollar kostete damit 0,9283 (0,9202) Euro./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
ISIN US2605661048 US6311011026 US78378X1072
AXC0496 2020-04-23/22:31
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