Ungeachtet neuer Rekordzahlen von
Corona-Neuinfektionen haben die US-Börsen am Freitag nach einem
verhaltenen Start zugelegt. Das wichtigste US-Börsenbarometer Dow
Jones Industrial eroberte die Marke von 26 000
Punkten zurück. Die technologielastigen Nasdaq-Börsen erklommen im
späteren Handel sogar wieder Höchststände. Laut Marktbeobachtern
gibt das Medikament Remdesivir Hoffnung. Dem Hersteller Gilead
zufolge kann durch Remdesivir das Sterberisiko im Fall eines
schweren Covid-19-Krankheitsverlaufs deutlich gemindert werden.
Zugleich stieg in den Vereinigten Staaten jedoch auch die Zahl der
neu Infizierten im Zuge gelockerter Corona-Auflagen noch stärker:
Binnen 24 Stunden gab es rund 63 200 weitere Fälle. Damit wächst
laut Deutsche-Bank-Analyst Jim Reid auch die Sorge, dass sich die
US-Wirtschaft stärker abschwächen könnte.
Der US-Leitindex Dow legte letztlich um 1,44 Prozent auf 26 075,30
Punkte zu und schloss damit knapp unter seinem kurz zuvor erreichten
Tageshoch. Im Wochenverlauf ergibt sich so überraschend doch noch
ein ordentliches Plus von rund einem Prozent.
Der breiter gefasste S&P 500 gewann am Freitag 1,05
Prozent auf 3185,04 Zähler. Der Nasdaq 100 beendete
den Handel 0,76 Prozent höher bei 10 836,33 Punkten, womit er im
Wochenverlauf um satte 4,8 Prozent zulegte.
Unter den Einzelwerten rückten angesichts anstehender
Quartalsberichte aus der Bankenbranche die Aktien von JPMorgan
, Goldman Sachs , der Citigroup
oder auch von Morgan Stanley in den
Blick. Die Credit Suisse erwartet, dass JPMorgan am Dienstag einen
Anstieg der Quartalserträge um 10 Prozent im Jahresvergleich bekannt
geben dürfte. Als Grund nannte die Schweizer Großbank die Stärke der
Kapitalmärkte. JPMorgan legten als Spitzenwert im Dow um 5,5 Prozent
zu, gefolgt von Goldman Sachs, die um 4,4 Prozent stiegen.
Mit jeweils rund 3 Prozent Plus ragten auch die Ölwerte ExxonMobil
und Chevron im Dow heraus. Stützend
wirkten steigende Ölpreise und die bekräftigte Prognose der IEA über
eine starke Nachfrage-Erholung nach dem Corona-Einbruch. Die
Internationalen Energieagentur (IEA) warnte zugleich aber auch, dass
die hohe Zahl von Neuinfektionen in den USA "einen Schatten auf die
Prognose" werfe.
Die Anteilsscheine von Gilead Sciences gewannen an
der Nasdaq infolge der Remdesivir-Aussagen 2,2 Prozent. Außerdem
schwangen sich einige Technologieaktien in neue Rekordhöhen auf.
Neben den Papieren des Online-Handelsgiganten Amazon
erreichten auch die Aktien des Graphikprozessoren-Entwicklers Nvidia
, die des Photoshop-Anbieters Adobe ,
des Anbieters von Videokonferenz-Lösungen Zoom Video
und schließlich auch die Papiere der Google-Mutter Alphabet
ein historisches Hoch.
Auch die Papiere des Elektro-Autobauers Tesla
schlossen als Favorit im Nasdaq 100 mit einem Plus von knapp 11
Prozent auf einem neuen Höchststand von 1544,65 Dollar. Händler
verwiesen auf eine Studie von Morgan Stanley. Nach den jüngst
veröffentlichten Auslieferungszahlen im zweiten Quartal hielten die
Analysten der US-Bank in einem optimistischen Szenario einen Kurs
von über 2070 Dollar für möglich, hieß es.
Netflix kletterten an diesem Tag zum siebten Mal in
Folge auf ein Rekordhoch. Letztlich sprangen die Papiere des
Video-Streamingdienstes um satte 8,1 Prozent auf 548,73 Dollar hoch.
Analyst Heath Terry von Goldman Sachs bekräftigte die Aktie auf der
"Conviction Buy List" für besonders aussichtsreiche Werte und hob
zugleich sein Kursziel von 540 von 670 Dollar an. Netflix sollte mit
seinen Zahlen zum zweiten Quartal die Markterwartungen locker
übertreffen und unterm Strich mindestens 12,5 Millionen neue Kunden
hinzugewonnen haben.
Der Euro pendelte im US-Handel um die Marke von 1,13
Dollar und wurde zum Börsenschluss an der Wall Street mit 1,1301
Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den
Referenzkurs am Nachmittag (MESZ) auf 1,1276 (Donnerstag: 1,1342)
Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8868 (0,8817) Euro. Am
US-Rentenmarkt büßten richtungsweisende zehnjährige Staatsanleihen
nach einem freundlichen Start 2/32 Punkte auf 99 29/32 Punkte ein
und rentierten mit 0,633 Prozent./ck/stk
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
ISIN US2605661048 US6311011026 US78378X1072
AXC0278 2020-07-10/22:30
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.