Die Wall Street hat am Donnerstag ihren jüngsten Schlingerkurs mit nun wieder erlittenen Verlusten fortgesetzt. Nach der Vortagserholung ging es für den Dow Jones Industrial um 0,44 Prozent auf 29 219,98 Zähler bergab. Das New Yorker Kursbarometer fiel zwischenzeitlich sogar unter die Marke von 29 000 Punkten, die er im Januar erstmals übersprungen hatte.

Auch für seine Indexkollegen, die am Vortag erneut Rekorde für sich verbuchen konnten, standen am Ende Verluste auf der Kurstafel. Der marktbreite S&P 500 verlor 0,38 Prozent auf 3373,23 Zähler. Der technologielastige Index Nasdaq 100 fiel nach seiner Vortagsrally besonders deutlich um 0,94 Prozent auf 9627,83 Punkte.

Im Blick blieb die jüngste Entwicklung in puncto Coronavirus. Zwar ging die Zahl der Neuinfektionen in China auf den tiefsten Stand seit Wochen zurück. Südkorea meldete nun aber einen deutlichen Anstieg der Fälle und in Japan sind zwei infizierte Passagiere des Kreuzfahrtschiffes "Diamond Princess" gestorben. Dies trieb den Anlegern wieder Sorgenfalten auf die Stirn.

Der Goldman-Sachs-Experte Peter Oppenheimer sieht mittlerweile die Gefahr einer kurzfristigen Korrektur steigen, wenn auch ein "Bärenmarkt" mit länger fallenden Kursen unwahrscheinlich bleibe. Als Folge der Virus-Epidemie verwies er in einer Studie auf eine vorübergehend nachlassende Gewinndynamik in den Unternehmen.

Starke US-Wirtschaftsdaten konnten dem Markt in diesem Umfeld nicht positiv ihren Stempel aufdrücken. Unter anderem hatte sich das Geschäftsklima in der US-Region Philadelphia im Februar überraschend und deutlich aufgehellt.

Das Auf und Ab der vergangenen Tage zeigte sich am Donnerstag wieder besonders bei den erneut unter Druck geratenen Technologiewerten, allen voran den dazu zählenden Halbleiteraktien. Papiere der Prozessorhersteller Intel und AMD zum Beispiel sackten um 2,5 respektive 2,8 Prozent ab.

Nachrichtlich sorgten Übernahmen für Gesprächsstoff. Die Investmentbank Morgan Stanley setzt mit der Milliardenübernahme des Online-Brokers E-Trade noch stärker auf das Geschäft mit der Vermögensverwaltung für Jedermann. Anleger der Bank reagierten mit einem Abschlag von 4,6 Prozent jedoch wenig erfreut, während die E-Trade-Aktien einen Satz nach oben um fast 22 Prozent machten. Mit 54,73 Dollar blieben sie aber ein gutes Stück unter dem gebotenen Preis von 58,74 Dollar.

Der Chipentwickler Dialog Semiconductor will sein Angebot für das industrielle Internet der Dinge durch den Kauf des Schaltkreis-Spezialisten Adesto Technologies ausbauen. Das Gebot liegt bei 12,55 US-Dollar je Aktie. Die Aktien näherten sich diesem Preis, indem sie um mehr als die Hälfte auf 12,35 Dollar nach oben schossen.

Die Berichtssaison mache am Donnerstag nur noch unter Nebenwerten Schlagzeilen. Allen voran profitierten die Aktien der Restaurantkette Domino's Pizza mit einem Kurssprung um gut ein Viertel von einem starken vierten Quartal, das unter Analysten die kühnsten Erwartungen übertraf.

Papiere des Medienkonzerns ViacomCBS hingegen sackten nach dem Zwischenbericht um fast 18 Prozent ab. Dieser verfehlte sowohl beim Umsatz als auch unter dem Strich die Erwartungen. Unter Börsianern rief dies neue Bedenken über die erst kürzlich vollzogene Fusion hervor.

Der Eurokurs rutschte zwischenzeitlich auf ein Dreijahrestief von 1,0778 Dollar ab. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung in New York dann mit 1,0789 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor exakt auf diesem Niveau festgelegt (Mittwoch: 1,0800). Der Dollar kostete damit 0,9268 (0,9259) Euro.

Die Kurse von US-Staatsanleihen waren im Zuge der nachgebenden Aktienmärkte gefragt. Richtungweisende zehnjährige Anleihen legten um 14/32 Punkte auf 99 27/32 Punkte zu. Sie rentierten mit 1,52 Prozent./tih/he

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

 ISIN  US2605661048  US6311011026  US78378X1072

AXC0422 2020-02-20/22:27

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