Der wieder hochkochende Zollstreit hat am Montag an der Wall Street die Anleger verunsichert. US-Präsident Donald Trump hatte am Sonntag den Druck auf China erhöht und so die Sorge der Anleger vor einem Handelskrieg zurückgebracht. Für Entlastung sorgte dann aber ein Bericht im Handelsverlauf, wonach eine chinesische Delegation in dieser Woche dennoch zu neuen Verhandlungen in die USA reisen soll.

Der Dow Jones Industrial konnte seinen anfänglichen Abschlag von 470 Punkten auf letztlich nur noch 66 Punkte reduzieren. Am Markt wurde dabei diskutiert, ob es sich bei den Trumpschen Drohungen vielleicht doch nur um Verhandlungstaktik handeln könnte. Zum Schluss stand bei dem US-Leitindex ein Minus von 0,25 Prozent auf 26 438,48 Punkte zu Buche.

"Die Börsen bewerten die Gespräche als noch nicht geplatzt", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Zuvor hatte Trump am Sonntag mit Hinweis auf von ihm vermisste Fortschritte in den Handelsgesprächen mitgeteilt, dass bereits bestehende Sonderzölle auf Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar ab diesem Freitag von 10 auf 25 Prozent angehoben werden sollen.

Auch die übrigen New Yorker Indizes schlossen am Montag mit Verlusten, aber deutlich erholt von ihrem Tagestief. Der breiter aufgestellte S&P 500 gab am Ende noch um 0,45 Prozent auf 2932,47 Punkte nach und der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 0,66 Prozent auf 7794,09 Zähler.

Ihre Spuren hinterließen die Handelssorgen am Montag vor allem bei Industrieaktien wie 3M , Caterpillar oder United Technologies sowie Technologiewerten wie Apple oder Intel , die sich mit Einbußen zwischen 1 und 1,7 Prozent unter den Verlierern im Dow versammelten.

Analystin Alexandra Walvis von Goldman Sachs erwartet aber vor allem die Textilbranche als besonders stark betroffen von einer möglichen Zollerhöhung, da sie derzeit noch besonders viel aus China importiere. Namentlich erwähnte die Expertin vor allem das Textilunternehmen Yeti, dessen Aktien um mehr als 4 Prozent absackten. Im Dow waren Nike mit 2,5 Prozent Minus das Schlusslicht.

Auf der Verliererseite stand im Dow auch die Boeing -Aktie mit einem Verlust von 1,3 Prozent. Wie der Flugzeugbauer einräumte, wusste er bereits rund ein Jahr vor dem ersten Absturz einer 737-Max-Maschine von einem Softwareproblem der neuen Modellreihe. Üblicherweise reagiert aber auch Boeing auf neue Entwicklungen im Handelsstreit sehr empfindlich.

Dem Druck gänzlich entziehen konnten sich die Aktien von Chevron und Anadarko , die um 1 beziehungsweise 3,8 Prozent anzogen. Letztere profitierten davon, dass Occidental Petroleum im Bieterwettkampf um den Ölförderer sein 38 Milliarden Dollar schweres Angebot versüßte - und so die bereits besiegelte Übernahme durch Chevron noch ins Wanken bringt. Gemessen am Kursanstieg scheinen die Anleger von Chevron dies mit Erleichterung zu sehen.

Am Markt ein zentrales Thema war außerdem der im Wochenverlauf erwartete Börsengang von Uber , der einer der größten in der bisherigen Finanzgeschichte werden dürfte. Es könnte die am höchste bewertete Börsenpremiere seit der von Alibaba im Jahr 2014 werden. Mit der Erstnotiz wird aber erst am Freitag gerechnet.

Die Sorge vor einer schärferen Gangart von Trump bewegte neben den Aktien auch die Anleihen- und Devisenmärkte. US-Rentenpapiere dienten den Anlegern als "sicherer Hafen". Richtungweisende zehnjährige Anleihen kletterten um 7/32 auf 101 3/32 Punkte. Ihre Rendite fiel umgekehrt auf 2,50 Prozent.

Der Euro holte zeitweise Verluste wegen des Zollstreits im New Yorker Handel wieder auf. Zuletzt wurden 1,1202 US-Dollar für ihn gezahlt - und damit in etwa soviel wie zur gleichen Zeit am Freitag. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf 1,1199 (Freitag: 1,1155) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8929 (0,8965) Euro gekostet./tih/he

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

 ISIN  US2605661048  US6311011026  US78378X1072

AXC0283 2019-05-06/22:34

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