Die Anleger an der Wall Street haben am
Mittwoch nach dem Rücksetzer vom Vortag wieder zugegriffen. Gestützt
auf den Willen Chinas, die wirtschaftlichen Konsequenzen der
Coronavirus-Epidemie so gering wie möglich zu halten, legte der Dow
Jones Industrial um 0,40 Prozent auf 29 348,03 Punkte
zu. Für einen Rekord reichte dies bei dem Leitindex aber nicht. In
der Vorwoche hatte er 29 568 Punkte erreicht.
Andere Indizes überboten aber erneut ihre bisherigen Bestmarken. Der
marktbreite S&P 500 legte letztlich um 0,47 Prozent
auf 3386,15 Zähler zu. Dank einer Rally bei Chipwerten ging es an
der Nasdaq noch schwungvoller zu. Der von der Technologiebranche
geprägte Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 0,92
Prozent auf 9718,73 Punkte vor.
Tags zuvor hatte eine Umsatzwarnung von Apple den
Anlegern noch Sorgen mit Blick auf den Virus bereitet. Nun aber
blickten sie wieder hoffnungsvoller voraus und setzten dabei wieder
auf Maßnahmen zur Stützung der chinesischen Wirtschaft, unter
anderem mit billigem Notenbankgeld. Außerdem wurde darauf verwiesen,
dass die Zahl der Neuinfektionen in China den zweiten Tag in Folge
zurückgegangen sei.
Anlagestratege Christoph Schickentanz von der Commerzbank betonte in
einem Kommentar, dass die konjunkturellen Maßnahmen in China zwar
aktuell noch wenig bewirkten, aber helfen sollten, sobald die
Akutphase abklinge. Eine nachlassende Ausbreitungsdynamik sei ein
Indiz dafür, dass die teils drastischen Vorsichtsmaßnahmen der
chinesischen Behörden griffen. In Erwartung einer schnellen Erholung
ab Mitte des zweiten Quartals sieht er Einstiegschancen in
temporären Rückschlägen, wie sie am Vortag zu beobachten waren.
Nach dem Kursrutsch vom Vortag gehörten Apple mit einer Erholung um
1,5 Prozent zu den Dow-Gewinnern. An der Nasdaq machten denn auch
die am Vortag mitbelasteten Chipwerte positiv von sich reden. Gut an
kamen hier ein überraschend hoher Quartalsgewinn von Analog Devices
und eine optimistische Analystenstimme zu den bereits
rekordhohen Aktien von Nvidia. Erstere kletterten um 4,5 Prozent,
letztere schafften es mit einem Kursplus von 6,1 Prozent erstmals
über die 300-Dollar-Marke.
Bei Nvidia hat das Analysehaus Bernstein am Mittwoch
eine optimistische Empfehlung abgegeben. Der Experte Stacy Rasgon
setzt darauf, dass das Geschäft mit sogenannten Turing-Grafikkarten
Fahrt aufnimmt. Die Nvidia-Aktien seien zwar schon gut gelaufen, er
sieht aber nach wie vor Spielraum für eine höhere Bewertung.
Noch mehr heraus ragten an der Nasdaq aber die Tesla
-Aktien, die sich mit einem erneuten Kurssprung um 6,9
Prozent bis auf 917 Dollar wieder ihrem jüngsten Rekord von 968
Dollar näherten. Hier ziehen immer mehr Experten ihre Kursziele nach
oben. Das Analysehaus Piper Sandler wagt nun mit einem
928-Dollar-Ziel einen Vorstoß in neue Sphären. Die Experten gelten
damit als die Ersten, die das stark erhöhte Kursniveau gemessen an
ihrem Kursziel für gerechtfertigt halten.
Negative Schlagzeilen machte derweil die Groupon
-Aktie mit einem 44-prozentigen Kurssturz. Die Zahlen
des Schnäppchenportals verfehlten selbst die pessimistischsten
Erwartungen, was die Aktien auf ein Rekordtief drückte. Hinzu kam
die strategische Entscheidung, künftig keine eigenen Waren mehr zu
verkaufen und sich auf den lokalen Handel zu konzentrieren. Analyst
Doug Anmuth von JPMorgan äußerte sich dazu skeptisch.
Der Euro ist am Mittwoch letztlich auf der Stelle
getreten. Der Kurs fiel erst mit 1,0782 US-Dollar auf den tiefsten
Stand seit dem Frühjahr 2017, konnte dann aber aufholen. Zuletzt
wurden auf Vortagsniveau 1,0810 Dollar bezahlt. Die Europäische
Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf 1,0800
(Dienstag: 1,0816) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit
0,9259 (0,9246) Euro.
US-Staatsanleihen haben sich am Mittwoch nur wenig von der Stelle
bewegt. Das veröffentlichte Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed,
in dem die Währungshüter ein Festhalten an ihrer Geldpolitik
signalisierten, wurde weder hier noch am Devisen- und Aktienmarkt
zum Impulsgeber. Richtungweisende zehnjährige Anleihen gaben um 1/32
Punkt auf 99 13/32 Punkte nach. Sie rentierten mit 1,56
Prozent./tih/he
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
ISIN US2605661048 US6311011026 US78378X1072
AXC0373 2020-02-19/22:25
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.