Glitter, Glamour und Getöse - was die Gamescom einst in Köln ausgezeichnet hat, ist diesmal nur online zu sehen. Erstmals findet die auch international bedeutende Messe für Computer- und Videospiele wegen der Corona-Krise rein digital statt. Am Freitag gaben die Ausrichter mit einer Reihe von Ehrengästen aus der Politik den Startschuss. Und Bundesminister Andreas Scheuer (CSU) hat die von der Branche an ihn gerichteten Erwartungen nicht enttäuscht.

Hoffnung gibt es jetzt wieder für eine zügige Förderung durch die Bundesregierung. In seiner politischen Eröffnungsrede kündigte Scheuer den Start des finalen Förderprogramms an. Deutschland soll damit als Standort für die als besonders innovativ geltende Games-Entwicklung international konkurrenzfähig werden.

"Bei uns werden viele Spiele verkauft - insbesondere in Zeiten von Corona - aber leider noch nicht entwickelt", sagte Scheuer am Freitag. "Heute startet die zweite Phase des Förderprogramms - mit einem schnelleren Verfahren", versprach der Minister für Verkehr und digitale Infrastruktur. Die EU-Kommission habe ihr Okay für die Millionenförderung gegeben. "Bis 2023 stehen damit jedes Jahr 50 Millionen Euro zur Verfügung."

In Nordrhein-Westfalen stehen zudem zusätzlich drei Millionen an Fördermitteln bereit. "Wir sind das Games-Land Nummer eins in Deutschland", sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Die gute Ausstattung der Games-Förderung sei in den letzten Jahren im Gastland der Gamescom verdreifacht worden.

Die Zusicherungen sind bereits mehr als ein Jahr alt. Seit dem Start der Pilotphase im Juni 2019 hatte es allerdings viel Kritik gegeben. Gerade kleine Start-ups mussten wegen schleppender Bearbeitung ihrer Anträge um ihre Existenz bangen. Das habe es mitunter bis zu fünf Monate gedauert, kritisierte zuletzt auch die medienpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Margit Stumpp. "Eine Zeitspanne, die besonders jungen, innovativen Unternehmen einen Strich durch die Rechnung machen kann."

Vor allem Klarheit bei den Vergabeprozessen fordert die Branche ein. "Es sollten klare Prozesse sein, die zur Geschwindigkeit in der Games-Branche auch passen", sagte Hendrik Klindworth, Gründer und Chef des Hamburger Entwicklerstudios Innogames, der dpa. "Man muss sich darauf verlassen können. Dann könnte es eine gute Sache sein." Klindworth erhofft sich, dass künftig mehr hochkarätige AAA-Games aus Deutschland kämen. Von einer Aufwertung des Standorts Deutschland könne die gesamte Branche profitieren.

Die Gamescom findet im Netz noch bis Sonntag statt. Neben Talk-Runden, Interviews und Neuheiten-Präsentationen gibt es auch die Möglichkeit, über die Cloud Neuerscheinungen anzuspielen. In den Hallen im Kölner Stadtteil Deutz sei es zwar "noch schöner" gewesen, aber die digitale Gamescom sei ein "sehr gutes Format", lobte Klindworth.

Bereits am Donnerstagabend gab es auf der "Opening Night Live" ein Show-Programm mit zahlreichen Ankündigungen neuer Spieletitel. Mit der Resonanz zeigt sich der Branchen-Verband game vorerst zufrieden: Man sei zwar noch mitten in der Auswertung, aber die Show sei "von deutlich mehr Zuschauerinnen und Zuschauern geschaut" worden als bei der Premiere im vergangenen Jahr, sagte Game-Geschäftsführer Felix Falk.

Erstmals war auch eine längere Spielszene des Games "Ratchet & Clank: Rift Apart" zu sehen, die Appetit auf die neue Konsolen-Generation machen sollte. Das intergalaktische Abenteuer von Insomniac Games wird exklusiv für Sonys Playstation 5 erwartet.

Die neuen Konsolen sind laut Falk vom Game der Toptrend der diesjährigen Gamescom. Sonys neue "Playstation 5" und Microsofts "Xbox Series X" werden noch für dieses Jahr erwartet. Details, etwa über den konkreten Marktstart oder den Preis, sind bislang jedoch nicht bekannt. Doch traditionell beflügelt die Erwartung neuer Hardware die gesamte Branche.

Als zweiten wichtigen Trend stellte Falk das Thema "Games machen Schule" heraus. In Games stecke viel Potenzial, sagt Falk. Wenn es um die Vermittlung von Lerninhalten geht, dürften Games auch durchaus Spaß machen, bestätigte Digitalstaatsministerin Dorothee Bär (CSU) am Freitag.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sieht im Spielen von Computer- und Videogames sogar eine große Chance für die Außenpolitik. Gaming verbinde Menschen über Ländergrenzen hinweg, sagte er in einem am Freitag veröffentlichten Interview für den Gamescom Congress, der am Freitag parallel zur Gamescom stattfand und sich unter anderem dem Thema "Digitales Lernen" widmete.

Maas gab aber auch zu, auf seinen vielen Reisen nicht zum Smartphone oder Tablet zu greifen, um sich mit Zocken die Zeit zu vertreiben. Er spreche den ganzen Tag und höre anderen zu. Ab und zu sei Ruhe gut. "Das Abschalten bei mir heißt auch das Abschalten von allen Geräten, die um mich herumliegen."/gri/DP/eas

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AXC0269 2020-08-28/14:42

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