Der Gendiagnostik- und Biotechkonzern Qiagen steht vor unsicheren Zeiten. Das Unternehmen entwickelte sich im dritten Quartal wegen einem schwachen Geschäft in China schlechter als vom Management erwartet. Dazu nahm überraschend Konzernchef Peer Schatz seinen Hut. Qiagen kündigte am Montagabend zudem einen Konzernumbau an, der auch zu einem Stellenabbau führen dürfte. An der Börse sorgte dieser Mix an Nachrichten für einen massiven Kurseinbruch: Die Aktie brach am Dienstag um mehr als 20 Prozent ein.

Sorgen bereitet Qiagen derzeit vor allem das China-Geschäft. Dieses habe sich über eine bereits aufgekündigte Partnerschaft in dem Land hinaus schlechter entwickelt als erwartet, teilte der Konzern am Montagabend im niederländischen Venlo mit. Deswegen geht das Management auch von einem niedrigeren Wachstum für das dritte Quartal aus als zunächst prognostiziert.

So dürfte das Umsatzwachstum währungsbereinigt vorläufigen Schätzungen zufolge rund 3 Prozent betragen haben, anstelle der avisierten 4 bis 5 Prozent. Ohne das China-Geschäft hätte Qiagen ein Wachstum von währungsbereinigt etwa 6 Prozent erreicht, hieß es. Das um Sonder- und Währungseffekte bereinigte Ergebnis je Aktie sollte mit etwa 0,35 bis 0,36 US-Dollar im Rahmen der Prognosen liegen. Die ausführlichen Zahlen will das Unternehmen am 30. Oktober vorstellen.

Es ist nicht die erste Enttäuschung bei Qiagen. Bereits bei der Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal hatte der Konzern im Zusammenhang mit der aufgekündigten China-Partnerschaft die Ziele für das Gesamtjahr gesenkt.

Um Ressourcen freizusetzen und Kosten zu sparen, kündigte Qiagen nun zudem eine Restrukturierung an. So will Qiagen die Fertigung von einer globalen auf eine regionale Struktur umstellen und die Aufgabenbereiche der Qiagen Business Services Centers in Wroclaw (Polen) und Manila (Philippinen) ausbauen. Die Initiativen sollen zum Jahresende abgeschlossen sein.

Dazu kündigte Qiagen eine neue Ausrichtung bei ihrer DNA-Sequenzierungstechnologie (Next Generation Sequencing, kurz NGS) an. Diese steht im Zusammenhang mit der neuen strategischen Partnerschaft mit dem US-Konzern Illumina in dem Bereich. Die Entwicklungsaktivitäten bei NGS sollen nun ganz auf diese Partnerschaft konzentriert werden, erklärte Qiagen. Der Konzern werde weiterhin bestehende Kunden seines Komplettlösungssystems GeneReader NGS unterstützen. Das Unternehmen werde jedoch die laufenden Aktivitäten zur Entwicklung von NGS-bezogenen Instrumenten aussetzen.

Qiagen sieht den Restrukturierungsaufwand für all diese Maßnahmen bei etwa 260 bis 265 Millionen Dollar vor Steuern, die überwiegend im dritten Quartal verbucht werden sollen. Dabei könnte es auch zu einem Stellenabbau kommen. Über eine mögliche Höhe ist nichts bekannt, jedoch erklärte das Unternehmen, dass ein solcher sozialverträglich ablaufen werde.

Nicht mehr dafür verantwortlich wird dabei Konzernchef Schatz sein. Qiagen kündigte ebenfalls am Montagabend den Rücktritt des Managers an. Gründe wurden nicht genannt. Schatz werde weiter als Berater des Aufsichtsrat zur Verfügung stehen, hieß es. Bis ein Nachfolger gefunden ist, soll Thierry Bernard, derzeit verantwortlich für die Molekulardiagnostik, den Konzern übergangsweise leiten.

Analysten zeigten sich überrascht vom Ausscheiden von Schatz. Das sorge kurz- und mittelfristig für mehr Unsicherheit, kommentierte JPMorgan-Analyst Tycho Peterson. Die schwache Entwicklung in China werfe die Frage auf, in welcher Verfassung sich der Markt im Reich der Mitte befinde. Qiagen komme aus eigener Kraft langsamer voran als gedacht und die Bewertung liefere kaum Unterstützung, so der Experte, der die Aktie von "Neutral" auf "Underweight" abstufte./nas/jsl/jha/

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AXC0101 2019-10-08/11:25

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