Smart Home – vielfach noch ein kunterbuntes Miteinander

 

Laut einer Bitkom-Erhebung nutzen bereits 43 Prozent der Bundesbürger eine oder mehrere Smart Devices im Haus. Neben den oben aufgeführten Funktionen werden vor allem Licht- und Temperatursteuerungen genutzt, aber auch remote auf Video-Überwachungssysteme zugegriffen. Die Bedienung wird immer intuitiver, ältere "dumme" Geräte lassen sich über smarte Steckdosen einbinden. Die einzelnen Sensoren, Steuergeräte oder Hubs sind entweder mit einem System der führenden Anbieter kompatibel (Apple, Amazon, Google) oder weisen Schnittstellen zu mehreren Systemen auf. Nicht selten werden in einem Haushalt auch mehrere Netze parallel betrieben. Das tatsächliche Potential, das hinter dem Smart Home Konzept steckt, wird auf diese Weise aber nicht ausgeschöpft. Hier ist ein wenig mehr Planung und Strukturierung erforderlich.

 

KNX – der "Urvater" des Smart Home

 

Obgleich der Begriff Smart Home suggeriert, dass sich erst in den letzten 5 bis 10 Jahren die Idee entwickelt hat, Sensoren und Steuergeräte im Haus miteinander zu verbinden, existiert mit KNX (vormals EIB) bereits seit 1991 in der Gebäudetechnik-Branche ein offener Standard, zu dem sich mittlerweile weltweit mehr als 400 Hersteller bekennen und der fast 7.000 Produktgruppen beinhaltet. Die Planung und Steuerung läuft über eine eigene Software (ETS), die in mehreren Versionen angeboten wird und von Profis und Privatanwendern gleichermaßen eingesetzt werden kann. Der Vorteil: Hohe Zuverlässigkeit, bewährte Technologie, qualitativ hochwertige Produkte renommierter Hersteller, hohe Akzeptanz bei Elektroinstallationsbetrieben. Der Nachteil: Die Einbindung in kabellose Smart Home Netze ist vergleichsweise kompliziert, der Übertragungsstandard diesbezüglich nicht mehr uneingeschränkt konkurrenzfähig. Wer von Anfang an aber auf KNX gesetzt hat und damit leben kann, auf die Funktionalität nicht durchgängig über das Smartphone zugreifen zu können, erhält eine zuverlässige und robuste Technik.

 

Smart Home via LAN und WLAN

 

Moderner und flexibler ist die Verbindung von Sensoren, Aktoren und zentralem Steuerelement über LAN und WLAN. Hier sollte immer darauf geachtet werden, dass alle Module der kabellosen Infrastruktur zumindest den Sicherheitsstandard WPA2 unterstützen, besser ist WPA3. Die Verkabelung der restlichen Elemente erfolgt über handelsübliche Ethernet-Kabel. Entscheidend für den Erfolg ist die strukturierte Vorgehensweise: Am Anfang sollte eine Analyse der gewünschten Funktionen und Optimierungspotentiale stehen (Energieverbrauch, Sicherheitszuwachs, intuitivere Bedienung, Automatisierung). Der nächste Schritt umfasst dann die Bestandsaufnahme der vorhandenen Technik. Auf dieser Basis lässt sich eruieren, welche Kosten entstehen, welches tatsächliche Einsparpotential sich eröffnet und welche Erweiterungsmöglichkeiten für die Zukunft bestehen.

 

Maximalen Nutzen schaffen

 

Die wahre "Magie" eines Smart Home erschließt sich schließlich erst durch die maximale Vernetzung aller Komponenten. Falls die Heizkörperthermostate immerhin schon zeitprogrammiert werden, die zusätzliche Raumerwärmung im Sommer durch Sonneneinstrahlung sich jedoch nicht durch Jalousien oder regelbare Kippfenster (natürlich überwacht durch das Alarmanlagenmodul) regulieren lässt, wird erhebliches Optimierungspotential verschenkt. Auch wenn zwar eine hochsensible Alarmanlage vorhanden ist, aber Raumlichtsteuerung, Rollläden und die Unterhaltungselektronik nicht so miteinander verbunden sind, dass die Anwesenheit der Bewohner überzeugend simuliert werden kann, kann sich das Einbruchs-Risiko signifikant erhöhen.

 

Fazit und Ausblick

 

Moderne Smart Home Komponenten sind keine Einzelgänger, sondern geborene Netzwerker. Je größer der Austausch untereinander, desto besser. Nichtsdestotrotz sollte zu Beginn immer ein sorgfältiges "Lastenheft" erstellt werden und eine nüchterne Bestandsaufnahme stattfinden, um Redundanzen, unnötige Ausgaben und technische Sackgassen zu vermeiden. Das Smart Home ist das Zuhause der Zukunft, aber auch im Bereich gewerblicher Neubauten mittlerweile ein absolutes Must-have, um Ressourcen zu schonen, Effektivität und Produktivität zu steigern, volle Barrierefreiheit anzustreben sowie Wohn- und Arbeitsplatzklima zu verbessern.