BÖRSE EXPRESS: Als wir Ihren Nominierungsvorschlag zum Zertifikat des Monats Anfang November vorstellten, notierte das Produkt bei rund 20 Euro. Heute sind es rund 70. Glückwunsch zur Produktauswahl – ein Faktor-Short-Zertifikat auf den Ölpreis der Sorte Brent. Was zeichnet das Produkt für Sie aus – und warum haben Sie sich für ein Faktor- und kein ‚herkömmliches‘ Short-Produkt entschieden? Wie erklären Sie in wenigen Worten eigentlich den Unterschied zwischen Faktor-Zertifikat, Optionsschein und Turbo?

STEFANO ANGIONI: Faktor Zertifikate eignen ausschließlich in eindeutigen Trendmärkten. Während Faktor Zertifikate in Seitwärtsmärkten Performance einbüßen, spielen sie Ihre Stärke insbesondere in Trendphasen aus und entwickeln sich sogar noch besser als Turbo Zertifikate oder Optionsscheine. Öl bewegt sich bereits seit Anfang Oktober in einem klaren Trend nach unten. Das Faktor Zertifikat Short x 10 zeigte daher eine sehr ordentliche Rendite, die mit Turbo Zertifikaten oder Optionsscheinen nicht möglich gewesen wäre.

BÖRSE EXPRESS: Auf einen niedrigeren Ölpreis zu setzen, zahlte sich bei Ihrer Produktwahl aus. Wie sieht es aber nun aus? Was spricht für, was gegen höhere Ölpreise?

STEFANO ANGIONI: Der Ölpreis wird nach wie vor vom andauernden Handelskonflikt zwischen den USA und China beeinflusst. Auch die Konjunktursorgen der chinesischen Wirtschaft wirken sich drückend auf den Wert des schwarzen Goldes aus. Unter diesen Gesichtspunkten gilt es zu berücksichtigen, dass eben jene beiden Länder, die USA und China global gesehen den meisten Ölverbrauch vorweisen.

Für einen wieder ansteigenden Ölpreis sprechen anhaltende geopolitische Risiken und die Sanktionen gegen das ölproduzierende Land Iran. Anhaltende oder sich verschärfende Sanktionen könnten die Angebotsseite belasten mit entsprechend positiven Folgen für den Ölpreis.

BÖRSE EXPRESS: Wenn Sie aufs Jahr zurückblicken – welche Produktkategorie hat Sie (absatzseitig) am meisten überrascht – positiv wie auch negativ.

STEFANO ANGIONI: Als ein weltweiter Marktführer im Bereich Derivate ist es unser Ziel unsere Produkte stetig weiterzuentwickeln. Auch in der Vergangenheit haben wir uns bemüht unseren Anlegern für verschiedenste Marktszenarien die optimale Lösung zu bieten und dabei immer auf höchste Qualität geachtet. So lancierten wir im Juli 2018 die komplett neue Produktkategorie der Seitwärts-Optionsscheine, die der Markt so noch nicht kannte. Die Produkte wurden innerhalb kürzester Zeit positiv von Anlegern aufgenommen, und erfreuen sich nach wie vor, neben unseren bewährten Inline-Optionsscheinen, regen Interesses unter unseren Kunden.

BÖRSE EXPRESS: Und welche Produktkategorie legen Sie Anlegern angesichts des immer volatileren Umfelds besonders ans Herz?

STEFANO ANGIONI: Volatile Marktphasen setzen keineswegs voraus, dass Anleger den kompletten Zyklus aussitzen müssen. Vielmehr gilt es Kursschwankungen sowie Ausbrüche frühzeitig zu erkennen, sich eine differenzierte Markterwartung zu bilden, welche durch regelmäßiges Verfolgen des Marktgeschehens regelmäßig überprüft werden sollte, und sodann mit dem passenden Produkt umgesetzt werden kann.

Während beispielsweise Inline- sowie Seitwärts-Optionsscheine bei steigender Volatilität im Wert fallen, da die Wahrscheinlichkeit des Erreichens einer der Barrieren steigt, und Faktor-Zertifikate bei wiederholten Auf und Ab des Basiswerts aufgrund des konstanten Hebels kontinuierlich Wert abbauen, so steigen Optionsscheine im Wert an, da sich erhöhte Schwankungsbreiten im Basiswert positiv auf deren Zeitwert auswirken. Besonders in unruhigen Marktphasen sind Put-Optionsscheine mit etwas längeren Laufzeiten vermehrt gefragt.

BÖRSE EXPRESS: Wenn Sie die Societe Generale in Ihrem Bereich charakterisieren müssten – was ist aus Ihrer Sicht der Unterschied zur Konkurrenz – was sind Ihre Spezialitäten?

STEFANO ANGIONI: Derivate sind unsere DNA – Wir sind eines der größten globalen Derivatehäuser und möchten uns auch in Deutschland und Österreich verstärkt entsprechend positionieren. Mit unserem Cross Asset Ansatz hat die Bank die Möglichkeit, alle möglichen Assetklassen: Aktien, Währungen, Rohstoffe, Zinsen und Volatilität mit einem hohen Qualitätsanspruch auch in der Tiefe anzubieten. So verfügt die Societe Generale mit über 700 Basiswerten aus allen handelbaren Assetklassen und einem breiten Angebot an allen bekannten Zertifikatestrukturen über ein sehr breites Produktangebot und lässt daher kaum Anlegerwünsche offen.

Darüber hinaus liegt unser Fokus auf der Erschließung innovativer Vertriebs- und Handelswege: Die Société Générale zählt zu den Emittenten, deren Produkte über Wikifolio investierbar sind.

BÖRSE EXPRESS: Die Societe Generale ist bisher nicht auf den Zug jener aufgesprungen, die (Privat-)Anleger ihre Zertifikate selbst kreieren lassen. Noch nicht, oder bleibt das aus heutiger Sicht so?

STEFANO ANGIONI: Bei nunmehr fast 2 Millionen Produkten in Österreich und Deutschland ist der Bedarf, für einen Anleger ein Produkt sich individuell auflegen zu lassen, begrenzt. Insofern haben wir uns dafür entschieden kein eigenes System zu entwickeln, sondern uns bei sogenannten Multi-Issuer Plattformen zu beteiligen. Multi-Issuer Plattformen haben den großen Vorteil, dass ein Interessent die Preis-Angebote von mehreren Emittenten bekommt und er das Produkt sich von demjenigen Emittenten kreieren lässt, welches für ihn am attraktivsten ist. Dieses wir unter www.wunschzertifikat.de angeboten. Hierbei wird Kunden die Möglichkeit gegeben, ein auf ihre Bedürfnisse maßgeschneidertes Zertifikat innerhalb eines Börsentages zu emittieren.

Wunschzertifikat ist ein neues, innovatives Online-Tool, über welches Privatanleger Wertpapiere nach ihren eigenen Vorstellungen und Markterwartungen unentgeltlich und unverbindlich selbst konfigurieren können. Innerhalb kürzester Zeit sind die auf diese Weise erstellten Produkte an der Börse Stuttgart gelistet und können von Anlegern über ihre Depotbank gehandelt werden. Das Besondere dabei: Mehrere Emittenten geben für ein angefragtes Wunschprodukt fortlaufend Preisindikationen ab. Der Anleger ist es, der entscheidet, von welchem Emittenten er letztlich sein Wunschzertifikat begeben haben möchte.

Aktuell besteht über Wunschzertifikat die Möglichkeit, sich Discount-, Bonus-, Capped Bonus-Zertifikate, Aktienanleihen, Aktienanleihen Plus sowie Optionsscheine selbst zu konfigurieren. Als Emittenten sind die Commerzbank und die Société Générale an die Plattform angeschlossen.

BÖRSE EXPRESS: 2019 steht vor der Tür – ist da irgendetwas Neues/Spezielles von Ihnen zu erwarten?

STEFANO ANGIONI: Fokussiert auf aufgeklärte Selbstentscheider, stellt die Société Générale Tradern und Anlegern einen umfassenden Service zur Verfügung, um stets informiert zu bleiben und sich weiterzubilden. Neben den vorhandenen täglichen und wöchentlichen Newslettern, einer wöchentlichen Webinarreihe zu den aktuellen Marktentwicklungen, werden wir ab dem neuen Jahr ein innovatives Tool vorstellen, welches die für Anleger und Trader komplizierte Produktsuche nicht nur vereinfachen wird, sondern komplett ersetzen wird.

So wird ein Anleger oder Trader die Möglichkeit erhalten, in einem Chart seine individuelle Markterwartung einzugeben. Auf Basis seiner Eingaben berechnen wir über ein neues Verfahren innerhalb einer Sekunde für alle Produkte die jeweilige potenzielle Rendite. Dem Nutzer des Tools werden dann nur die Produkte angezeigt, die basierend auf der Markterwartung die höchste Rendite erzielen. Dem Anleger wird dadurch die Suche nach einem aus seiner Sicht passenden Produkt erspart. Er kann sich nur noch auf seine Marktanalyse und Prognose des Finanzmarktes konzentrieren. Wir übernehmen den Rest für ihn.

Zusätzlich werden wir im kommenden Jahr unsere Präsenz auf Börsentagen und Anlegermessen ausbauen, sodass Kunden in Österreich und Deutschland vermehrt das direkte und persönliche Gespräch mit unseren Produktexperten geboten werden kann – am Börsentag in Wien sind wir zudem Anfang des Jahres am 9. Februar 2019 vor Ort.

Das Siegerprodukt und alle Nominierungen finden Sie in der entsprechenden Sondernummer hier zum Download.