Debatte um Imitate flammt wieder auf

Wien (OTS) - Milch, Joghurt, Rahm, Butter und Käse sind gesetzlich geschützte Begriffe, die derzeit nur aus dem Gemelk von Tieren stammen dürfen. Über diese Begriffe stimmt das EU-Parlament im Oktober ab. Großkonzerne versuchen gemeinsam mit Tier- und Umweltschutzorganisationen, den Bezeichnungsschutz für Milch und Milchprodukte auf EU-Ebene zu kippen. Es ging diesbezüglich ein brisanter Brief an die EU-Abgeordneten. Bauernbund-Präsident Georg Strasser gefällt dieses Vorhaben gar nicht: "Fällt der Schutz für Milch, dürfen auch künstlich hergestellte Imitate wie ein Sojadrink oder Haferschleim legal als Milch verkauft werden. Das ist nicht nur eine blanke Täuschung der Konsumentinnen und Konsumenten, sondern gefährdet auch die ursprüngliche Form der Milchproduktion", warnt Strasser.

Dem Bauernbund-Präsidenten geht es nicht darum, Imitate schlechtzumachen, sondern um eine eindeutige Kennzeichnung. "Neue Konsummuster bieten auch neue Absatzchancen für die Bauernfamilien, es braucht aber dafür eine ehrliche Kennzeichnung", unterstreicht Strasser. Der Schutz für die Bezeichnung von Milch und Milchprodukten ist im EU-Recht festgelegt. 2017 bestätigte das der Europäische Gerichtshof mit einem Urteil. Mitte Oktober dieses Jahres soll das EU-Parlament im Rahmen einer Reform der Agrarmarktordnung über den Fortbestand des Bezeichnungsschutzes für Milch- und Milchprodukte abstimmen.

Konzerne und NGOs wollen Bezeichnungsschutz aufweichen

Lebensmittelkonzerne versuchen bereits jetzt, ihre Imitate als gleichwertiges "Milch"-Produkt im Handel zu platzieren. Bei der Herstellung solcher Imitate werden oft Produktionsmethoden gewählt, die in der österreichischen Milchwirtschaft seit Langem verpönt sind:
die Verwendung von Palmöl, Gentechnik oder künstliche Zusatzstoffe.

"Künstlich oder pflanzlich hergestellte Imitate dürfen nicht unter demselben Begriff wie tierische Lebensmittel geführt werden. Das würde die Konsumenten in die Irre führen und die aufgebaute Qualitätsstrategie heimischer Familienbetriebe konterkarieren", schlägt Strasser Alarm. "Höchste Umwelt-, Tier- und Qualitätsstandards zeichnen die heimische Landwirtschaft aus. Darf nun auch ein Sojadrink oder Haferschleim als Milch bezeichnet werden, so gefährdet das nicht nur die Existenz heimischer Bäuerinnen und Bauern sondern auch die Glaubhaftigkeit dessen, was auf der Milchpackung steht", so Strasser. (Schluss)