Positionspapier des Wiener Tierschutzvereins beweist: Tierschutz und Jagd sind bei konstruktiver Zusammenarbeit miteinander vereinbar.

Vösendorf (OTS) - Wissensbasierter Tierschutz ist mit den Prinzipien nachhaltigen Wildtier-Managements vereinbar. Der Wiener Tierschutzverein (WTV) hat diesbezüglich einen wichtigen Schritt gesetzt und ein Papier mit zwölf Positionen ausgearbeitet.

Denn die steigenden Nutzungsansprüche an den Naturraum in Österreich erfordern aktiven Interessenausgleich, der die Vielfalt ökologischer, gesellschaftlicher und ökonomischer Ansprüche und Erwartungen in geregelte Bahnen lenkt. Ziel ist dabei, auch den Bedürfnissen der Tiere Rechnung zu tragen.

1. Forstliche Pflegeeingriffe fördern die Waldverjüngung und die
Bodenvegetation. Dadurch wird das Nahrungsangebot für die
Pflanzenfresser auf naturnahe Weise verbessert und somit die
Tragfähigkeit der Lebensräume erhöht und das Wildschadensrisiko
gesenkt.

2. Die nachhaltige Regulierung von wildlebenden Huftieren orientiert
sich sowohl an deren Gesunderhaltung als auch an der Tragfähigkeit
der Lebensräume.

3. Um das Tierwohl zu fördern und den für wildlebende Huftiere
nutzbaren Lebensraum zu vergrößern, werden Regulierungsmethoden
angewendet, die zu einer Senkung des Jagddruckes führen und dem Wild
Ruhegebiete zugestehen.

4. Naturnutzer werden für die Bedürfnisse der Wildtiere
sensibilisiert, damit die Tiere die Möglichkeit haben, sich in
störungsarmen Gebieten aufzuhalten. Diese Rückzugsmöglichkeiten sind
wichtig, damit die Tiere während der Vegetationszeit ausreichend
Fettreserven anlegen sowie außerhalb der Vegetationszeit damit
haushalten und somit auch strenge Winter überleben können.

5. Überwinterungskonzepte ohne Fütterung sind aus wildökologischer
Sicht zu bevorzugen. Eine Winterfütterung des Rotwildes dient als
Lenkungsinstru-ment und hat sich an landeskulturellen Interessen zu
orientieren. Ziel ist weder die Erhöhung des Wildbestandes noch die
Förderung der Trophäenstärke.

6. Wo die Fütterung des Rotwildes als Lenkungsmaßnahme notwendig
ist, erfolgt dies ohne Unterbrechungen während des gesamten Winters.
Eine allenfalls erforderliche Verlegung oder Auflassung von
Futterplätzen erfolgt während der Sommermonate.

7. Die Integration von Rotwild als größtem heimischem
Pflanzenfresser in die intensiv genutzte Kulturlandschaft erfordert
besondere Anstrengungen. Zur Vermeidung landeskulturell untragbarer
Wildschäden braucht es regional angepasste Überwinterungskonzepte,
vor allem für Regionen mit hohem Schutzwaldanteil. Voraussetzung für
einen Verzicht auf die Winterfütterung sind Rückzugsgebiete in
kleinklimatisch günstigen Lagen mit ausreichend winterlichem
Nahrungsangebot und Ruhe (Beispiel Graubünden).

8. Wildtiere haben sich im Lauf der Evolution an die winterliche
Nahrungsknappheit gut angepasst. Für Zeiträume mit extrem hohen
Schneelagen werden jedoch aus Gründen des Tierschutzes
regionalspezifische Sondermaßnahmen gesetzt. Damit bei Bedarf rasch
gehandelt werden kann, ist es zweckmäßig, ein Konzept für eine
zeitlich befristete „Notfütterung“ von Rot- und Rehwild zu
entwickeln, wobei auf die Verwendung von artgerechtem Futter
besonderer Wert zu legen ist.

9. Um Tierleid zu vermeiden, wird auf bestmögliche Treffsicherheit
der Schützen geachtet. Schüsse sind nur unter geeigneten Bedingungen
zulässig.

10. Um Tierleid zu vermeiden, werden insbesondere bei
Bewegungsjagden Hunde bereitgehalten, die bei Bedarf für eine
Nachsuche rasch zur Verfügung stehen.

11. Aus Tier- und Umweltschutzgründen wird die Umstellung auf
bleifreie Büchsenmunition forciert. Das vermeidet Bleivergiftungen
insbesondere bei Greifvögeln und sichert die Qualität von Wildbret.
12. Als Beitrag zum Arbeitnehmerschutz, zur Vermeidung von Tierleid
bei Jagdhunden sowie zur Verringerung der Beunruhigung wird die
Ausstattung von Jagdwaffen mit Schalldämpfern befürwortet und
forciert

Diese Positionen werden auch von den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) mitgetragen.

Die beratenden Experten seitens des Wiener Tierschutzvereins: Dr. Hans Frey, Dr. Karoline Schmidt, Prof. Dr. Rudolf Winkelmayer