ANKARA (dpa-AFX) - Die türkische Zentralbank lockert ihre Geldpolitik in einem Umfeld extrem hoher Inflationsraten. Wie die Notenbank am Donnerstag in Ankara mitteilte, sinkt der Leitzins um einen ganzen Prozentpunkt auf 18,0 Prozent. Die Finanzmärkte wurden komplett auf dem falschen Fuß erwischt. Kaum ein Analyst hatte mit einer solchen Entscheidung gerechnet. Die türkische Lira geriet nach Bekanntwerden der Zinssenkung erheblich unter Druck und fiel zum US-Dollar auf ein Rekordtief.

Nach der Zinssenkung liegt der Leitzins wieder deutlich unter der Inflationsrate von zuletzt 19,25 Prozent. Im Ergebnis ist der Realzins, also der Leitzins abzüglich der Inflation, negativ. Anlagen in türkischen Vermögenswerten werden damit für ausländische Investoren ungünstiger. Das lastet auf der Landeswährung.

Ganz überraschend kommt der Zinsschritt allerdings nicht: Vor wenigen Wochen hatte Notenbankchef Sahap Kavcioglu angekündigt, mehr Gewicht auf die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittelpreise zu legen. Diese liegt etwas unterhalb der Gesamtinflation. Analysten hatten den geldpolitischen Wechsel als Zugeständnis an Präsident Recep Tayyip Erdogan interpretiert, der hohe Zinsen als wirtschaftlich schädlich ablehnt./bgf/jsl/men

AXC0168 2021-09-23/13:38

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.