In der Tourismusbranche lassen sich möglicherweise vielversprechende Aktien finden – denn Reisen spielt im Leben vieler junger Menschen eine wichtige Rolle. Dies könnte in den nächsten Jahren zu einer verstärkten Nachfrage nach Flügen, Hotels und Pauschalreisen führen.

TUI (WKN:TUAG00) und Booking.com (WKN:A2JEXP) gehören zu den größten Konzernen der Welt, wenn es ums Thema Reisen geht. Ihre Aktien haben sich in den letzten Monaten allerdings sehr unterschiedlich entwickelt. Während die Booking.com-Aktie in den letzten vier Wochen um 12 % zulegen konnte, ging es für die TUI-Aktie um knapp 22 % nach unten (Stand: 12.02.2019).

Ob die TUI-Aktie deshalb ein Schnäppchen ist oder ob in der Booking.com-Aktie tatsächlich mehr Qualität steckt, erfährst du, wenn du weiterliest.

Runde 1: Die Wettbewerbsvorteile

Lass uns mit den Wettbewerbsvorteilen beginnen! Booking.com selbst ist nicht an der Börse vertreten – die Muttergesellschaft Booking Holding Inc. allerdings schon. Neben Booking.com gehören fünf weitere Reiseportale zu dieser Holding.

Booking.com hat sich eine dominante Stellung im Onlinemarkt für Reiseportale erarbeitet – hierzu ein paar beeindruckende Zahlen aus Europa: 65,6 % aller Hotelbuchungen in Europa werden auf Booking.com durchgeführt (Studie Hotrec, Stand: April 2018). In Deutschland waren es im Jahr 2016 stolze 54,1 % (Quelle: statista.com), in Österreich ist Booking.com auf Platz 35 der am häufigsten aufgerufenen Websites (Quelle: wikipedia).

Kurz gesagt: Booking.com dominiert den Markt für Onlinebuchungsportale in Europa – und auch in Ländern wie den USA oder Japan ist man extrem stark vertreten.

Aus dieser Dominanz heraus entsteht ein gigantischer Wettbewerbsvorteil – denn wie bei Amazon, Facebook oder Google gilt: The winner takes it all! Die vielen User von Booking.com zieht viele Hotels an – das wiederum sorgt für eine riesige Hotelauswahl, was noch mehr Kunden anzieht. Und so weiter und so weiter …

Netter Nebeneffekt: Kaum jemand dürfte höhere Provisionen für die Vermittlung von Flügen und Hotels durchsetzen können als Booking.com – viele Hotels sind hochgradig abhängig von den Buchungen über dieses Portal. Das ist natürlich eine wunderbare Verhandlungsposition für Booking.com.

Auch TUI verfügt über einen Wettbewerbsvorteil: seine starke, bekannte und vertrauenswürdige Marke. TUI steht seit Jahrzehnten für tollen Urlaub – in meiner Kindheit war TUI ein echtes Qualitätssiegel, was Reisen betrifft. Aber: Auf die jüngere Generation – die mit dem Internet aufgewachsen ist – dürfte dies kaum mehr zutreffen.

Gefühlt werden auch Pauschalreisen immer unbeliebter, vor allem unter jungen Menschen – und TUI steht für Pauschalreisen wie kaum ein anderes Tourismusunternehmen.

Fazit: Booking.com ist das dominierende Buchungsportal für Flüge und Hotels und hat damit eine führende Plattform geschaffen, von der man noch lange profitieren sollte. TUI hingegen lebt von seinem guten Ruf und seiner bekannten Marke – es ist allerdings fraglich, ob dieser Wettbewerbsvorteil auch in zehn Jahren noch von großer Bedeutung ist.

Der erste Punkt geht daher an Booking.com.

TUI   0 : 1   Booking.com

Runde 2: Die Kennzahlen

Beim Blick auf die Kennzahlen interessieren mich vor allem die Profitabilität, das Wachstum und die Verschuldung. Schaut man sich die entsprechenden Kennzahlen von TUI und Booking.com an, so wird schnell klar: Booking.com steht in all diesen Punkten besser da als TUI.

operative Marge Umsatzwachstum in den letzen vier Jahren Zinsdeckungsgrad
TUI          3,5 %                              + 11,5 %               4,2
Booking.com         37,2 %                              + 50,2 %              20,7

Quelle: Booking.com Quartalsbericht Q1–Q3 2018, TUI Geschäftsbericht 2018, YAHOO!FINANZEN

Die operative Marge – also der Anteil vom Umsatz, der als Gewinn vor Steuern und Zinsen hängen bleibt – ist bei Booking.com fast schon obszön hoch. Ganz anders sieht es bei der TUI aus – 3,5 % ist ein extrem niedriger Wert, nahe an der Grenze zum Verlust.

Nun wird manch einer vielleicht einwenden, dass die Geschäftsmodelle nicht wirklich vergleichbar sind – und damit auch die Margen nicht. Das ist auch vollkommen richtig – doch wenn ich mich zwischen einem extrem profitablen Geschäftsmodell und einem eher mäßig rentablen entscheiden muss, dann nehme ich persönlich lieber das profitable – denn dies deutet auf Wettbewerbsvorteile und tiefe Burggräben hin.

Gleiches Bild beim Umsatzwachstum: Booking.com konnte den Umsatz in den letzten vier Jahren um 50 % steigern, TUI nur um 11,5 %. Der klassische Tourismus scheint sehr langsam zu wachsen – Onlinebuchungsportale hingegen sehr schnell.

Und auch beim Blick auf die Bilanz hat Booking.com die Nase vorne: Der operative Gewinn deckt die Zinszahlungen um den Faktor 20,7 – das sieht nach einer äußerst soliden Bilanz aus! Der Zinsdeckungsgrad von TUI beträgt 4,2. Hier muss man sich zwar (noch) keine Sorgen machen, verglichen mit Booking.com ist die Bilanz allerdings schwach.

Dieser Punkt geht also ziemlich eindeutig an Booking.com.

TUI   0 : 2   Booking.com

Runde 3: Die Bewertung

In der dritten und letzten Runde dieses Duells geht es um die Bewertung – und gleich vorneweg: Diesmal hat TUI die Nase klar vorne.

Kurs-Gewinn-Verhältnis ttm erwartetes KGV in drei Jahren*   Marktkapitalisierung
TUI                     8,3                        7,2      6,0 Mrd. Euro
Booking.com                    33,0                       23,5 87,5 Mrd. US-Dollar

Quellen: YAHOO!FINANZEN, Kurse Stand: 12.02.2019

* Prognose des Autors

Sowohl beim KGV – dem aktuellen und bei meinem prognostizierten – als auch bei der Marktkapitalisierung ergibt sich das gleiche Bild: TUI ist deutlich günstiger als Booking.com – damit geht dieser Punkt ganz klar an TUI.

TUI   1 : 2   Booking.com

Foolishes Fazit

Das Ergebnis sieht knapp aus – ist es aber in Wirklichkeit nicht. Denn die günstige Bewertung von TUI drückt nur aus, was in meinen Augen offensichtlich ist: Booking.com ist hochprofitabel, wächst schnell, verfügt über eine starke Bilanz und dominiert seinen Markt nach Belieben.

Von TUI lässt sich in all diesen Punkten mehr oder weniger das genaue Gegenteil behaupten – das sieht auch die Börse so und bewertet die Booking.com-Aktie entsprechend hoch und die TUI-Aktie sehr niedrig.

Deshalb geht Booking.com als klarer Gewinner aus diesem Duell hervor – die Booking.com-Aktie bleibt damit weit oben auf meiner Watchlist. Die TUI-Aktie hingegen kommt mir sicher nicht ins Depot.

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Thomas Brantl besitzt Aktien von Amazon. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Vorstand von The Motley Fool. Randi Zuckerberg, eine frühere Leiterin der Marktentwicklung und Sprecherin von Facebook sowie Schwester von CEO Mark Zuckerberg, sitzt im Vorstand von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon, Booking Holdings und Facebook.

Motley Fool Deutschland 2019