Schuldner mit guter Bonität sind aktuell in der Lage, sich mittels Anleiheemissionen günstig zu refinanzieren. Dies kann als Treiber für eine weitere Erholung der Wirtschafts- und Börsenbewertung etablierter Unternehmen dienen. Den Notenbanken mangelt es an Handlungsalternativen, denn die Verschuldungsquoten zahlreicher Staaten haben nie erahnte Ausmaße erlangt, wodurch Zinssteigerungen in naher Zukunft faktisch ausgeschlossen sind.

Anlegerverhalten am Bondmarkt wird restriktiver

Unabhängig von der Entwicklung der Notenbankzinsen, als Synonym für risikolose Zinsen, machen die Kapitalmärkte bei der Bonitätsbewertung zwischen guten und eher zweifelhaften Bonitäten dezidierte Unterschiede. Die jeweilige Risikobewertung spiegelt sich bei Corporate Bonds im Umfang der Kreditrisikoaufschläge wider. Diese strengere Risikoeinschätzung wurde zu Zeiten vor dem Ausbruch der COVID-19 Krise teilweise vernachlässigt. Mittlerweile gleicht sie jedoch dem Investorenverhalten der Jahre in Folge der globalen Finanz- und der späteren Eurokrise. Die Tendenz zur strengeren Risikoeinschätzung ist derzeit jedoch bei weitem nicht abgeschlossen. Es ist eher der Eindruck zu gewinnen, dass sich diese weiter verstetigt.

Free Lunch als seltenes Phänomen

Seit Ausbruch der aktuellen Krise ist festzustellen, dass sich durch ansteigende Liquiditätsbedürfnisse der Wirtschaftsunternehmen ein nennenswerter Trend des sogenannten Underpricings von Unternehmensanleihen ergibt. Aufgrund einer negativen Basis (die Basis ist die Differenz aus der Prämie der am Markt gehandelten Credit Default Swaps (CDS) und dem tatsächlichen Risikoaufschlag einer Anleihe) wird Anlegern eine positive Emissionsrendite ermöglicht. Diese umgangssprachlich als überproportional attraktiv zu bezeichnende Rendite einer Anleihe, welche eben mit solch einer negativen Basis ausgestattet ist, führt zu einer zusätzlichen Nachfrage bei Investoren und somit zu steigenden Kursen, sobald die Anleihe im Sekundärmarkt gehandelt wird. Die Kurssteigerungen enden, sobald der Renditeaufschlag durch eben den Kursanstieg egalisiert wurde und die Anleiherendite auf dem marktgerechten Niveau angelangt ist.

Auch bonitätsstarke Emittenten nutzen das Underpricing

Konkret zahlt der Emittent einer Anleihe im beschriebenen Szenario freiwillig einen Aufschlag auf die rechnerische Summe aus laufzeitadäquatem, risikolosem Zins zzgl. des am Markt gehandelten bzw. gerechtfertigten Risikoaufschlages (bemessen anhand der CDS-Spreads des jeweiligen Schuldners). Investoren werden dadurch für ihren Zeichnungsmut und die Kapitalbereitstellung belohnt. Genau dieser freiwillige Zinsaufschlag wird als grundsätzlich selten vorzufindendes Free Lunch bezeichnet. Er entspricht einem risikolosen Zusatzertrag, durch positive Zeichnungsrenditen in Form der Kurssteigerungen nach Handelsaufnahme der entsprechenden Anleihen. Selbst vermeintlich bonitätsstarke Schuldner mit Investmentgrade-Ratings bedienen sich dieses Effektes, was eine Risikoverringerung bzw. Renditesteigerung für Investoren bewirkt.

Sachwertdepot aktiv um Neuemissionen ergänzen

Es ist davon auszugehen, dass Sachwertinvestments (z.B. Unternehmensbeteiligungen und Immobilien) auch die derzeitige Krisensituation langfristig wertstabiler überstehen als zahlreiche Geldwerte (zum Beispiel Kontoguthaben und Schuldverschreibungen). Das zuvor beschriebene Phänomen des Underpricings von Corporate Bonds ermöglicht Anlegern jedoch kurzfristig auch über Anleiheinvestitionen und Zeichnungen von Neuemissionen einen risikolosen Profit.

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