Trotz der neuen Belastungen durch die Coronakrise hält der UNIQA-Versicherungskonzern am geplanten Zukauf des AXA-Geschäfts in Polen, Tschechien und der Slowakei für eine Milliarde Euro fest. Auch jetzt in der Krise sei Osteuropa ertragreicher, "deshalb wollen wir dort weiter wachsen und mit dem Zukauf mehr Gewicht erhalten", sagte UNIQA-Konzernchef Andreas Brandstetter im APA-Gespräch.

Im abgelaufenen ersten Quartal sei UNIQA International bei Vorsteuergewinn (EGT) und der Combined Ratio (Kosten und Schäden bezogen auf die Einnahmen) besser da gestanden als UNIQA Österreich. Im International-Segment sei das EGT bis März von 19 Mio. Euro vor einem Jahr auf 21 Mio. Euro gewachsen und die Combined Ratio bei 92,3 Prozent gelegen, in Österreich das EGT von 38 Mio. im Plus auf 24 Mio. Euro ins Minus gerutscht bei knapp über 100 Prozent Combined Ratio, sagte der CEO.

Im Gesamtkonzern verschlechterte sich die Combined Ratio nach Rückversicherung binnen Jahresfrist von 96,3 auf 97,8 Prozent, die Gesamtkostenquote stieg auf 28,4 (26,8) Prozent, hieß es am Freitag. Der Kostenanstieg sei auch durch Investments in die IT und die Digitalisierung begründet, betonte Brandstetter. Bei der Combined Ratio sei durch Covid-19 das Ziel, bis 2020 auf 95 Prozent zu kommen, natürlich nicht mehr erreichbar, obwohl man 2019 schon bei guten 96,4 Prozent gelegen sei.

Belastet war man im ersten Quartal durch erste Covid-19-Rückstellungen in Höhe von 37,5 Mio. Euro - die laut Brandstetter vor allem in die Schadenreserve der UNIQA Österreich gehen -, aber auch durch Aufwendungen für das Sturmtief "Sabine" und ein Erdbeben in Albanien. Dennoch stiegen die Versicherungsleistungen im Quartal nur um 2,2 Prozent auf 951 Mio. Euro.

Das EGT der Gruppe drehte von 42,3 Mio. auf negative 13,1 Mio. Euro. Das Konzernergebnis ging von 32,2 Mio. auf -13,2 Mio. Euro zurück. Das den Aktionären anrechenbare Eigenkapital sank gegenüber Ende 2019 von 3,401 Mrd. auf 2,993 Mrd. Euro. Auch im Gesamtjahr 2020 könnte das EGT negativ sein, hieß es wie bereits Mitte April. Eine Prognose für das "Transformationsjahr 2020" sei weiter nicht möglich.

Einen Jobabbau plane man wegen Covid-19 nicht, betonte Brandstetter wie schon vor einem Monat. Und man habe auch niemanden auf Kurzarbeit geschickt. Fast alle 6.000 Mitarbeiter in Österreich seien ab 16. März ins Home Office gegangen - das habe sich erstaunlich gut bewährt. Ein kleiner Teil der Beschäftigten sei nun wieder ins Büro zurückgekehrt. Die gesamte Gruppe zählt gut 13.052 Mitarbeiter.

Im Neugeschäft habe es zuletzt im April in der Personenversicherung Rückgänge zwischen 65 und 85 Prozent gegeben, sagte Brandstetter. In der Unfallsparte etwa seien es 75 Prozent Rückgang gewesen, in der Krankenversicherung 80 Prozent. "Es ist schwer zu prognostizieren, dass das heuer aufgeholt werden kann. Wir glauben es nicht, wir sind da sehr konservativ", so der CEO. Gegenläufig, nämlich positiv, wirke sich aus, dass weniger Auto gefahren worden sei und es auch weniger Freizeitunfälle außer Haus gegeben habe. "Insgesamt rechnen wir für 2020 mit eventuell rückläufigen Prämien gegenüber 2019, aber es ist zu früh, um das zu sagen", so der CEO.

Bis März wuchsen die Prämieneinnahmen um 3,2 Prozent auf 1,578 Mrd. Euro. In Schaden/Unfall legten sie um 3,7 Prozent auf 913 Mio. Euro zu, in der Krankenversicherung um 5,1 Prozent auf 304 Mio. Euro. In der Sparte Leben blieben sie mit 361 (360) Mio. Euro fast stabil.

Die laufenden Betriebskosten stiegen im ersten Quartal um 16 Mio. Euro - großteils für einmalige, vorgezogene Kosten für die bevorstehende Integration der AXA-Gesellschaften in Polen, Tschechien und der Slowakei. Über das Volumen der für den Merger ins Auge gefassten Fremdfinanzierung sowie die technischen Details will man im Sommer, also im dritten Quartal, entscheiden. "Wir halten an diesem strategischen Zukauf natürlich fest", bekräftigte der CEO. Auch in der Coronakrise könne man die behördlichen Auflagen auf europäischer Ebene und in den einzelnen Ländern erfüllen. Das Closing des AXA-Deals erwarte man unverändert für das vierte Quartal.

Das Kapitalanlageergebnis schrumpfte binnen Jahresfrist um 11,7 Prozent auf 90 (102) Mio. Euro - auch hier war durch Covid-19 vor allem UNIQA Österreich betroffen. Ohne nicht ergebniswirksame positive Währungseffekte im internationalen Geschäft in Höhe von 28 Mio. Euro wäre dieser Rückgang noch stärker gewesen, heißt es. Die positiven FX-Effekte betrafen laut Brandstetter Kursgewinne bei russischem Rubel und ukrainischer Kriwna. Der Kapitalanlagenbestand sank gegenüber Ende 2019 von 20,625 Mrd. auf 19,859 Mrd. Euro. Die Solvenzquote der UNIQA sei zuletzt mit 204 Prozent unverändert hoch gewesen, "wir sind nach wie vor sehr resilient", so der CEO.

Den neuen Strategieplan "UNIQA 3.0", der den von 2011 bis 2020 laufenden 2.0-Plan ablösen soll, will der CEO weiterhin im vierten Quartal vorlegen. Dabei werde man wegen der "Sondersituation Covid-19" möglicherweise bestimmte Maßnahmen nochmals überdenken. Die jetzige Krise zeige aber, dass die Digitalisierung im Unternehmen und gegenüber den Kunden bei Beratung und Services stärker nachgefragt werde, "das ist eines der klaren Learnings aus Covid-19".

Die Hauptversammlung findet wie angekündigt am Montag, 25. Mai, statt - aufgrund der Covid-Beschränkungen virtuell. Dabei soll auch die Dividende für 2019 abgesegnet werden, die wegen Corona von 54 Cent auf 18 Cent je Aktie gedrittelt wird. Die Dividende für das Geschäftsjahr 2020 wird entfallen, erinnerte die UNIQA; das war bereits Mitte April mitgeteilt worden.

sp/itz

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