Varta gehört zu den deutschen Marken-Ikonen. Noch nicht lange vorbei sind die Zeiten, als die Batterien mit dem markanten Logo an jeder Supermarktkasse prangten. Anders als viele große Namen der deutschen Wirtschaftsgeschichte ist der Batteriekonzern nicht dem Fortschritt zum Opfer gefallen. Im Gegenteil: Nach einigen Umstrukturierungen hat sich das Unternehmern als Hersteller von Mikrobatterien und Energiespeichern in aussichtsreichen Wachstumsmärkten positioniert.

DAS IST LOS BEI VARTA:

Das vermeintlich unspektakuläre Batteriegeschäft boomt dank der wachsenden Bedeutung von Energiespeichern. Elektronische Kleingeräte, die ihren Strom aus Batterien beziehen, durchdringen den Alltag immer stärker. Hinzu kommt die wachsende Bedeutung von Energiespeicherlösungen für Privathaushalte und gewerbliche Anwendungen. Das schlug sich in den Zahlen für 2018 nieder: Varta verzeichnete nach eigenen Angaben das erfolgreichste Geschäftsjahr der jüngeren Unternehmensgeschichte. Der Konzernumsatz wuchs um über zwölf Prozent auf knapp 272 Millionen Euro. Noch stärker ging es beim bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) nach oben: Hier gelang dem Unternehmen ein Sprung von rund 28 Prozent auf 50,2 Millionen Euro.

Im laufenden Jahr soll es weiter aufwärts gehen. Das Unternehmen rechnet mit einem Konzernumsatz zwischen 303 und 309 Millionen Euro, während der bereinigte operative Gewinn zwischen 61 und 64 Millionen Euro liegen soll. Auch künftig steht das Wachstum im Zentrum. Mit 65 bis 75 Millionen Euro will Varta 2019 noch mehr investieren als im Vorjahr. Dabei war die Investitionssumme mit 56 Millionen Euro schon 2018 rund dreieinhalb mal so hoch wie im Jahr davor.

DAS SAGEN EXPERTEN:

Die Zahlen von Varta kamen bei Analysten gut an. Gerhard Orgonas von der Berenberg Bank bestätigte nach dem Bericht für 2018 seine Kaufempfehlung. Wegen des starken Ausblicks für das Geschäft mit Lithium-Ionen-Batterien erhöhte der Analyst seine Schätzungen und schraubte das Kursziel von 36,50 auf 43,00 Euro hoch.

Noch mehr Potenzial gesteht Florian Pfeilschifter vom Investmenthaus Mainfirst der Aktie zu. In einer Studie von Anfang April kommt der Analyst auf ein Kursziel von 49 Euro. Dank der hohen Nachfrage nach Energiespeichern für kabellose Kopfhörer und Smartphones rechnet Pfeilschifter mit einem starkem Umsatzwachstum für Varta. Und damit nicht genug: Gelinge es dem Unternehmen, in dem Wachstumsmarkt der elektrischen Mobilität Fuß zu fassen, dürfte das der Aktie einen neuen Schub verleihen. Damit sei zwar nicht kurzfristig zu rechnen, zukünftig könnte das aber ein Thema werden.

Auch Christian Sandherr von Hauck & Aufhäuser malt die Aussichten von Varta in den hellsten Farben. Der Batteriehersteller dürfte seine Kundenbasis in den Bereichen Unterhaltungselektronik und Medizintechnik künftig ausbauen und weitere Marktanteile gewinnen. Sandherr zeigt sich zudem beeindruckt von der vergleichsweise konjunkturunabhängigen Geschäftsentwicklung. Ein Punkt, den auch Pfeilschifter hervorhebt: Das künftige Wachstum und die Margen seien ausgesprochen gut abzuschätzen. Varta sei in defensiven Wachstumsmärkten wie Batterien für Hörgeräte ebenso vertreten sie wie dem strukturellen Wachstumsbereich Energiespeicher für private und gewerbliche Immobilien.

Und noch einen Trumpf hat das Unternehmen im Ärmel: Sollten die Verhandlungen mit Apple erfolgreich sein, könnte Varta zum alleinigen Zulieferer für die neue Generation der kabellosen AirPod-Kopfhörer werden, merkt Sandherr an. Das Umsatzpotenzial beziffert der Analyst auf rund 130 Millionen Euro.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Der Börsengang von Varta gehört zu den Erfolgsgeschichten der vergangenen Jahre: Seit dem Debüt im Oktober 2017 hat sich der Kurs gut verdoppelt. Richtig in Fahrt kam die Aktie in den vergangenen Monaten: Seit Dezember kletterte sie von 25 auf 40 Euro. Der Höhenflug bescherte Varta im März die Aufnahme in den Nebenwerte-Index SDax .

Ob es weiterhin so stürmisch nach oben geht, bleibt aber fraglich. Mit dem Anstieg hat die Aktie in den Augen von Analysten schon einiges vorweg genommen. Laut einer Übersicht von Bloomberg liegt das durchschnittliche Kursziel von fünf Analysten, die Varta beobachten, bei 37,90 Euro und damit unter dem aktuellen Bewertungsniveau.

Da die Hälfte der Studien vor den endgültigen Zahlen Ende März erschienen ist, könnten die eine oder andere Prognose und damit die Kursziele zwar noch steigen. Das ändert aber nichts daran, dass das Potenzial geringer geworden ist.

Anfang April hat Stephan Klepp von der Commerzbank seine Anlageempfehlung von "Buy" auf "Hold" gesenkt. Der Analyst ist zwar keineswegs negativ gestimmt und bezeichnete den Ausblick von Varta sogar als konservativ. Angesichts der starken Entwicklung der Aktie hält er aber lediglich eine Halteempfehlung für gerechtfertigt.

Damit liegt Klepp im Trend: Von den fünf Analysten, die sich mit Varta beschäftigen, geben nur noch zwei Kaufempfehlungen ab, die übrigen raten zum "Halten". Bleiben positive Überraschungen aus, könnte eine Konsolidierung anstehen, denn auch der ausdauerndste Hase braucht mal eine Pause./mf/gl/mis

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AXC0138 2019-04-16/11:21

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